Leben in Bayern

Nicht nur als Spieler war Franz Beckenbauer Weltklasse. Am Sonntag starb Beckenbauer im Alter von 78 Jahren. (Foto: dpa/Reeh)

09.01.2024

Trauer um den Kaiser: Beckenbauer hinterlässt "großes Vermächtnis"

Auf den Tod von Franz Beckenbauer haben zahlreiche Prominente geschockt reagiert. Auch Bundespräsident, Bundeskanzler und Bayerns Ministerpräsident kondolieren. Wie man die Sportlegende würdigen kann, dazu gab es auch schon einige Vorschläge

Der Fußball trauert um seinen Kaiser: Franz Beckenbauer ist tot. Die größte deutsche Sport-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Montag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Auch weltweit gehörte Beckenbauer zu den Allergrößten im Fußball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte Lichtgestalt. "In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."

Seine sportliche Familie reagierte mit Bestürzung. "Franz Beckenbauer ist die größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte", sagte Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der zusammen mit Beckenbauer Welt- und Europameister wurde. "Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen. Die Menschen können sagen, sie haben Fußball gesehen zu Zeiten von Franz Beckenbauer. Er war mir ein Freund, ein einzigartiger Weggefährte - und ein Geschenk an uns alle. Lieber Franz, Ruhe in Frieden!"

Bayerns ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte, Beckenbauer habe "die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt": "Als Persönlichkeit beeindruckte er mit seinem großen Respekt vor allen Menschen - denn vor Franz waren alle gleich. Der deutsche Fußball verliert die größte Persönlichkeit in seiner Geschichte." 

Trauerfeier in der Allianz Arena?

Rummenigge will für Beckenbauer eine große Trauerfeier veranstalten. "Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte!", sagte der Ex-Bayern-Chef der "Bild". Die Bayern wollen die Machbarkeit des Vorschlages prüfen. Die Trauerfeier würde dann in der Allianz Arena mit 75 024 Plätzen stattfinden. 

Im Gedenken an Beckenbauer bekommt die Allianz Arena auf jeden Fall eine Sonderbeleuchtung. Wie der FC Bayern am Dienstag mitteilte, wird das Stadion in den kommenden Tagen in den Abendstunden von 16.30 Uhr bis 23 Uhr mit dem Schriftzug "Danke Franz" erstrahlen. Die Beleuchtung wird demnach zum Ausklang auch am Freitag beim Bundesliga-Heimspiel des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen die TSG 1899 Hoffenheim (20.30 Uhr) von 16.30 Uhr bis 1 Uhr zu sehen sein.

Beckenbauers ehemaliger Mitspieler Berti Vogts (77) hat einen weiteren Vorschlag: Der frühere Bundestrainer kann sich zu Ehren Beckenbauers vorstellen, den DFB-Pokal umzubenennen: "Es ist wichtig, dass sein Name nicht in Vergessenheit gerät bei den folgenden Fußballer-Generationen. Vielleicht sollte man beim DFB darüber nachdenken, zum Beispiel den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer zu benennen", sagte Vogts der "Rheinischen Post".

Scholz: "Er wird uns fehlen"

Anerkennende Worte fand Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): "Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballer in Deutschland und für viele "der Kaiser" - auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat", schrieb Scholz am Montag beim Kurznachrichtendienst X, früher Twitter. "Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden." 

Auch Bundespräsident Steinmeier kondolierte Heidrun Beckenbauer zum Tod ihres Mannes. Dieser sei "eine Ausnahmeerscheinung" gewesen, "das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein", schrieb Steinmeier und würdigte Beckenbauer als "herausragenden Botschafter unseres Landes".

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte den gestorbenen Franz Beckenbauer als Botschafter Bayerns in der Welt. "Auch als Weltstar hat er seine Herkunft nie vergessen und ist immer bescheiden geblieben", schrieb Söder am Montagabend auf der Plattform X (früher Twitter). "Bayern wird diesem großen Sohn des Landes für immer ein ehrendes Andenken bewahren."

Bereits kurz nach der Nachricht vom Tode Beckenbauers kamen aus Politik und Gesellschaft zahlreiche Reaktionen. Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdigte Beckenbauer als "Jahrhundertidol". "Auf dem Rasen ein eleganter Libero und ein Mann der Fairness", schrieb Aigner. Auch zahlreiche weitere bayerische Politiker äußerten sich.

"Die Lücke, die er hinterlässt, kann niemand schließen; aber die schönen Momente, die er allen Fußballfans geschenkt hat, werden für immer bleiben", erklärte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischem Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Thomas Müller: "Ruhe in Frieden, Kaiser Franz"

Groß ist die Trauer auch in der restlichen Fußball- und Sportwelt. "Der Kaiser war ein großartiger Mensch, ein Freund des Fußballs, ein Champion und eine wahre Legende. Wir werden Dich niemals vergessen, lieber Franz, Danke für alles", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino.

"Einer der großartigsten Fußballer der Vereinsgeschichte des FC Bayern hat uns leider verlassen. Ruhe in Frieden, Kaiser Franz", teilte Bayern-Star Thomas Müller mit. "Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging", sagte Lothar Matthäus der "Bild." Matthäus war 1990 Kapitän der Mannschaft, die unter Teamchef Beckenbauer in Italien die Weltmeisterschaft gewonnen hatte.

Bernd Neuendorf bezeichnete Beckenbauers Tod als "echte Zäsur". Dieser habe mit seiner Leichtigkeit, seiner Eleganz und seiner Übersicht "auf dem Spielfeld Maßstäbe gesetzt", erklärte der DFB-Präsident. "Franz Beckenbauer hinterlässt ein großes Vermächtnis für den DFB und den Fußball insgesamt." 

Sportdirektor Rudi Völler, wie Matthäus 1990 Weltmeister unter Beckenbauer, sagte: "Ich bin unendlich traurig, die Nachricht seines Todes nimmt mich sehr mit. Ich betrachte es als eines der großen Privilegien meines Lebens, Franz Beckenbauer gekannt und erlebt zu haben." Und Bundestrainer Julian Nagelsmann meinte: "Für mich war Franz Beckenbauer der beste Fußballer der deutschen Geschichte."

Bayern-Legende Sepp Maier (79) betrauerte in einem Abschiedsbrief den Tod von Beckenbauer. "Ich werde Dich niemals vergessen - als Teamkollege, Sportsmann und vor allem als Mensch. Du warst ein Popstar des deutschen Fußballs. An Deiner Eleganz auf dem Platz kann sich jeder Fußballer eine Scheibe abschneiden. Du bist nie abgehoben, sondern bist immer ein Mann des Volkes geblieben", schrieb Maier am Dienstag bei Sport1.

Auch die beiden 2014er-Weltmeister Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger würdigten den am Sonntag gestorbenen Franz Beckenbauer. Dieser sei die größte Figur, "die der deutsche Fußball je hervorgebracht hat", schrieb Lahm beim Portal X (früher Twitter). Der WM-Kapitän von 2014 fügte an, dass Beckenbauer als Spieler seiner Zeit "unendlich weit" voraus gewesen sei. Schweinsteiger schrieb: "Danke für alles, Kaiser - ich werde Dich nie vergessen! Ruhe in Frieden, Franz."

Lahm, der als Turnierdirektor die Heim-EM 2024 verantwortet, erinnerte zudem an Beckenbauers Leistung als Chef des WM-Organisationskomitees: "Die WM 2006, das Sommermärchen, brachte einer selbstkritischen Nation bei, sich wieder zu mögen", schrieb Lahm, der wie Beckenbauer Ehrenspielführer des DFB ist. "Dieser riesige, gesellschaftliche Erfolg wäre ohne Franz nicht möglich gewesen, und ich bin ihm unendlich dankbar, dass ich Teil davon sein durfte."

Thomas Weikert, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sagte: "Franz Beckenbauer hat als Spieler, Trainer und Persönlichkeit die Fans rund um den Globus begeistert und beeindruckt. Der deutsche Sport verneigt sich zum Abschied vor dem Kaiser."

Als Juniorenspieler zum FC Bayern gekommen

Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Beckenbauer trat zurück - nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten. 
Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz. 

Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit. (David Joram, Carsten Hoefer, Martin Moravec, Volker Gundrum, dpa)

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