Leben in Bayern

Der Vorsitzende des Josefsvereins, Josef Rist (2. von links), mit Mitgliedern des Vereinsvorstandes - auch sie tragen natürlich alle den Vornamen Josef. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

13.03.2017

Urbayerisch - und bald wieder modern?

Am Sonntag feiern sie wieder, die Josefs, Beppos und Seppels. Dann ist Josefstag. Der Namenstag des Heiligen wird auch in mehreren Vereinen in Bayern mit einem großen Fest begangen. Dass er früher gesetzlicher Feiertag im Freistaat war, haben sie nicht vergessen

Ausgerechnet eine Maria war es, die vor gut zwei Jahrzehnten die Gründung des Josefsvereins in Weitnau im Allgäu ins Rollen gebracht hat. Seine Mitglieder verfolgen seitdem ein ambitioniertes Ziel: Sie wollen dafür sorgen, dass der Name Josef - schließlich ein urbayerischer Vorname - nicht ausstirbt. "Viele alte Namen wie Maximilian oder Johannes sind wieder modern. Wir wollen alle Hebel in Bewegung setzen, dass auch Josef eine Renaissance erlebt", sagt Josef Rist. Er ist Vorsitzender des Vereins, der gut 100 Mitglieder zählt. Am Sonntag (19. März) steht das jährliche Treffen mit Gottesdienst, Generalversammlung und einem gemeinsamen Mittagessen an. Dann nämlich ist Josefstag.

Das Gedenken an den Heiligen Josef liegt dem Verein am Herzen. Deshalb wird dessen Namenstag jedes Jahr groß gefeiert - mit vereinseigener Josefs-Musikkapelle, Josefs-Fahne und Josefs-Hymne. Dann kommen sie alle, die Josefs, Jupps, Seppels, Beppos, Josefas und Josefines. Andere Vornamen sind die Ausnahme. Denn Josef oder eine Abwandlung davon im Erst- oder Zweitnamen ist Voraussetzung für die Aufnahme im Verein. "Es sei denn, jemand ist von Beruf Zimmermann. Dann darf er oder sie auch anders heißen", sagt Rist. Der Überlieferung zufolge war Josef von Nazareth ein Zimmermann.

Bayernweit gibt es mehrere Josefs- und Josefivereine, die sich der Verehrung des Heiligen verschrieben haben. Der Josefiverein im niederbayerischen Moos wurde 1910 gegründet, wie dessen Vorsitzender Josef Bartsch sagt. Er ist davon überzeugt, dass der Name wieder im Kommen ist und die Nachwuchssorgen der Vereine bald der Vergangenheit angehören. "Wir haben im letzten Jahr drei neue Mitglieder aufgenommen - drei Babys", erzählt er voller Freude. Nachwuchs ist auch in Weitnau jederzeit willkommen. Inzwischen sind nahezu alle Josefs und Josefas aus dem 5000-Einwohner-Ort nahe Kempten im Verein registriert. Die übrigen Mitglieder kommen laut Rist aus dem gesamten Allgäu und Nordschwaben, aber auch aus Oberbayern, Unterfranken und Baden-Württemberg.

Bekanntestes Vereinsmitglied ist Josef Grünwald. Der 80-jährige emeritierte Augsburger Weihbischof ist aber nicht der Älteste: "Wir haben einige dabei, die nahezu 90 sind", sagt Rist. Trotz der Altersstruktur werden auch hier die Josefs nicht weniger. 2016 hatte der Verein drei Todesfälle zu beklagen, gleichzeitig gab es vier Neuanmeldungen.

1995 war es, als bei einem Ausflug des örtlichen Frauenbundes einer Frau namens Maria auffiel, dass gleich drei Josefs im Bus saßen. Noch im selben Jahr wurde der Verein gegründet. Obwohl dies aus einer Laune heraus geschah, sehen die Mitglieder ihr Vereinsziel als durchaus ernsthafte Sache an, wie Rist sagt. "Josef ist ein besonderer Heiliger, nicht nur weil er der Nährvater Jesu war. Er zeichnet sich durch Treue, Zuverlässigkeit und große Güte aus. Ich bin stolz darauf, seinen Namen tragen zu dürfen."

Im Kloster Andechs bekommen alle
Josefs und Josefinen Freibier am Namenstag

Der Josefstag ist in Bayern noch immer stark verwurzelt. Das geht so weit, dass mancherorts die Josefs und Josefinen an ihrem Namenstag eine besondere Behandlung genießen. Im Kloster Andechs beispielsweise bekommen sie im Bräustüberl eine Maß Freibier, wenn sie sich ausweisen können. Am Wendelstein dürfen sie umsonst mit der Bergbahn fahren. "Das hat bei uns eine jahrzehntelange Tradition", sagt Claudia Steimle, Sprecherin der Wendelsteinbahn.

Bis Ende der 1960er Jahre war der Josefstag in Bayern sogar gesetzlicher Feiertag. Die Königlich Bayerische Josefspartei kämpft seit Jahren für seine Wiedereinführung. Der Brauchtumsverein mit Sitz im schwäbischen Aichach zählt eigenen Angaben zufolge 6500 Mitglieder weltweit.

Hoffnung, dass der alte bayerische Name nicht in Vergessenheit geraten ist, macht den Vereinen eine Nachricht aus Aichach: "Maria und Josef waren die am häufigsten verwendeten Vornamen im vergangenen Jahr", sagt eine Mitarbeiterin des Standesamtes.

Aber in einer bundesweiten Liste der beliebtesten Vornamen für Neugeborene taucht der Name Josef abgeschlagen auf Platz 165 auf. In Bayern erreicht er immerhin Platz 69. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Hobby-Namensforschers Knud Bielefeld aus Ahrensburg bei Hamburg. Da es keine amtliche deutsche Vornamenstatistik gibt, hat er knapp 200 000 Geburtsmeldungen aus Deutschland für das Jahr 2016 ausgewertet und damit nach eigenen Angaben mehr als ein Viertel der Baby-Namen erfasst.

Dabei hat Bielefeld auch herausgefunden: "Josef ist ein häufiger Zweitname." Bundesweit stehe er bei den Zweitnamen auf Platz 13 - noch vor so beliebten biblischen Namen wie Lukas, Jacob und Noah. Bayernweit belegt Josef in dieser Liste sogar Rang drei.
(Birgit Ellinger, dpa)

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