Politik

Altbundespräsident Walter Scheel 2014 in Bad Krozingen. (Foto: dpa)

24.08.2016

Alt-Bundespräsident Scheel ist tot

Er war einer der Väter der sozialliberalen Ostpolitik - und wurde später als singender Bundespräsident äußerst populär. Nun ist der FDP-Politiker Walter Scheel mit 97 Jahren gestorben

Der frühere Bundespräsident Walter Scheel ist tot. Er starb am heutigen Mittwoch im Alter von 97 Jahren, teilten ein FDP-Sprecher und das Bundespräsidialamt am Nachmittag in Berlin mit. Zunächst hatte die "Süddeutsche Zeitung" vom Tod des Ex-Außenministers und langjährigen FDP-Mitglieds berichtet. Er hatte seit Jahren in einem Pflegeheim in Bad Krozingen bei Freiburg gelebt.

Scheel führte die Liberalen von 1968 bis 1974 auch als Parteichef. Von 1969 bis 1974 war er Außenminister und Vizekanzler in der SPD/FDP-Koalition von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Danach, von 1974 bis 1979, war Scheel Bundespräsident und damit viertes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde als singender Bundespräsident ("Hoch auf dem gelben Wagen") äußerst populär.

In den vergangenen Jahren hatte sich Scheel, gesundheitlich angeschlagen und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt. Ein Streit über seine Pflege machte zuletzt Schlagzeilen.
Walter Scheel wurde am 8. Juli 1919 in Solingen als Sohn eines Stellmachers geboren. 1946 trat er in die FDP ein. Der gelernte Bankkaufmann und Wirtschaftsberater war fast 25 Jahre lang Abgeordneter. Er amtierte als Bundesminister unter den CDU-Kanzlern Konrad Adenauer und Ludwig Erhard sowie später unter Brandt, er war unter Adenauer der erste Entwicklungshilfeminister der Republik.

Ostpolitik: Annäherung war sein Ziel

An der Seite Brandts setzte Scheel die umstrittenen Ostverträge durch und vollzog eine Neuausrichtung der Ostpolitik. Annäherung war sein Ziel. Damals war diese neue Ostpolitik umstritten, heute wird sie als Grundstein angesehen für die Deutsche Einheit. "Willy Brandt konnte nur deshalb das Land verändern, weil er mit Walter Scheel einen kongenialen Partner hatte", sagt der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

In Erinnerung blieb Scheels ausgeprägtes Redetalent. Der Liberale mit dem markanten von Silberlöckchen umrahmten Kopf gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz, betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk. (dpa) Foto: Der neue FDP Vorsitzende Walter Scheel auf dem 19. Bundesparteitag der FDP 1968 in Freiburg. Hinten links Erich Mende, rechts Willi Weyer. (Foto: dpa)

Walter Scheel - ein sozial-liberaler Politiker
Walter Scheel wurde am 8. Juli 1919 in Solingen geboren. Er war seit 1946 Mitglied der FDP, seit 1979 Ehrenvorsitzender der Partei. Er führte die FDP von 1968 bis 1974.
Scheel war einer jener Politiker, die nach der Großen Koalition (1966 bis 1969) die sozial-liberale Koalition anstrebten. Von 1969 bis 1974 war Scheel dann Außenminister und Vizekanzler in der SPD/FDP-Koalition von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). In dieser Funktion zeichnete er mit für die Ostverträge verantwortlich und richtete damit die deutsche Ostpolitik neu aus.
Danach, von 1974 bis 1979, war Scheel Bundespräsident. Er war das vierte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Seit Anfang 2009 lebte der zweifache Witwer mit seiner dritten Ehefrau Barbara in Bad Krozingen bei Freiburg.
Bekanntheit erlangte Scheel 1973, als er für die Aktion Sorgenkind das Lied "Hoch auf dem gelben Wagen" auf Schallplatte aufnahm. Bis Frühjahr 1974 wurde die Platte über 300 000 Mal verkauft.

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