Politik

Wer folgt auf Heinrich Bedford-Strohm? Klaus Schlicker (von links), Gabriele Hoerschelmann, Nina Lubomierski, und Christian Kopp, sind die Kandidat*innen für die Wahl zum Landesbischof oder der Landesbischöfin. (Foto: dpa/Hoppe)

23.03.2023

Bayerns Protestanten wählen einen neuen Landesbischof

Zwölf Jahre stand Heinrich Bedford-Strohm an der Spitze der evangelischen Landeskirche. Nach einem intensiven Auswahlprozess wird nun entschieden, wer seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger wird. Insider rechnen mit mehreren Wahlgängen

Frau oder Mann? Fokus auf der Verkündigung des Evangeliums oder Fokus auf dem christlichen Handeln? Typ warmherziger Menschenfreund oder Typ strategisches Organisationstalent? Die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern (ELKB) wählt nächste Woche aus vier Kandidatinnen und Kandidaten einen Nachfolger für den scheidenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Nach einem intensiven Auswahlprozess stimmt die Landessynode am Montag in München darüber ab, wer in den nächsten zehn Jahren an der Spitze der Landeskirche stehen wird.

Es kandidieren: Gabriele Hoerschelmann (55), Co-Direktorin von "Mission EineWelt". Der Regionalbischof im Kirchenkreis München, Christian Kopp (58). Nina Lubomierski (47), Dekanin in Landshut. Und Klaus Schlicker (56), Dekan in Windsbach. Die vier bilden unterschiedliche inhaltliche Konzepte und geistliche Prägungen ab, haben aber auch Gemeinsamkeiten: Sie wollen nah bei den Menschen sein und die Botschaften der Kirche, aber auch den anstehenden Transformationsprozess intensiv kommunizieren.

"Es gab drei große Raster, die uns geleitet haben: Die Person, die Kompetenz, die Erfahrung", hatte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel als Vorsitzende des Wahlvorbereitungsausschusses bei der Vorstellung der Bewerberinnen und Bewerber gesagt. Gesucht werde ein Teamplayer oder eine Teamplayerin mit Vision und Weitblick, zudem eine Person, die belastbar sei und Freude habe, geistige Brücken zu bauen.

Denn die Herausforderungen sind groß: Die Kirche soll ausstrahlungsstark und attraktiv bleiben, obwohl Mitglieder, Pfarrkräfte und finanzielle Mittel schwinden. Dazu soll sie die zunehmende Distanz vor allem zu jüngeren Menschen überwinden, die in ihrem Alltag kaum noch in Berührung mit der Kirche kommen und den Glauben oftmals nicht mehr von ihren Eltern oder Großeltern vermittelt bekommen.

Distanz zu jüngeren Menschen

Diese Distanz zeigt sich in eindrücklichen Zahlen: Registrierte die ELKB im Jahr 2000 noch 27 900 Kindstaufen, waren es im Jahr 2021 gerade einmal noch gut 17 100. Bei den Trauungen war der Rückgang im gleichen Zeitraum noch deutlicher, von 7383 auf 2462. Hinzu kommen der demografische Wandel und allein im vergangenen Jahr 48 500 Austritte. Alles zusammen führt dazu, dass der ELKB im Jahr 2011 noch rund 2,53 Millionen Menschen angehörten, Ende 2022 aber nur noch 2,14 Millionen.

Das spiegelt sich auch in den Einnahmen, die zu einem großen Teil auf der Kirchensteuer beruhen. Um auch in Zukunft einen ausgeglichenen Haushalt zu haben, will die Landeskirche deshalb bis zum Jahr 2030 Ausgaben von 189 Millionen Euro einsparen - bei einem aktuellen Budget von 945 Millionen Euro.

Dabei kommt den Zuständigen eine eigentlich ebenfalls problematische Entwicklung zugute: Die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer wird ruhestandsbedingt bis 2035 um die Hälfte sinken. Das allerdings hat zur Folge, dass die 1530 Gemeinden im Freistaat zunehmend häufiger kooperieren oder gar fusionieren und sich einen Pfarrer oder eine Pfarrerin teilen müssen. Dabei ist es das große Ziel, dass die Zahl der Gemeindemitglieder je Seelsorger nicht größer wird.

Der neue Landesbischof oder die neue Landesbischöfin muss deshalb den bereits 2016 angestoßenen Reformprozess intensiv begleiten und intensiv kommunizieren. Wem die Landessynode - das "Kirchenparlament" mit 108 größtenteils gewählten Mitgliedern - am Ende in vermutlich mehreren Wahlgängen mehrheitlich das Vertrauen schenkt, wird Ende Oktober mit einem Gottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche in das neue Amt eingeführt und startet am 1. November 2023 in den Dienst. Der bisherige Landesbischof Bedford-Strohm hört am Reformationstag nach zwölf Jahren auf. (Elke Richter, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.