Politik

Olaf Scholz (li.) und Oskar Pistorius. (Foto: dpa)

21.11.2024

Warum Pistorius der bessere Kanzlerkandidat wäre

Debatte um SPD-Spitzenkandidat: Der Kanzler sollte dem Verteidigungsminister den Vorrang lassen. Ein Kommentar von Tobias Lill

Was passiert, wenn sich jemand zu lange an sein Amt klammert, hat sich gerade in den USA gezeigt: Der gerne als „schläfrig“ verspottete 82-jährige Joe Biden hatte zu spät erkannt, dass er keine Chance hat, gegen Donald Trump zu gewinnen. Als der Druck innerhalb der Demokraten schließlich zu groß wurde, war es zu spät für seine Partei, einen wirklich aussichtsreichen Kandidaten öffentlich aufzubauen.

Die Ausgangslage der deutschen Sozialdemokraten vor der Bundestagswahl ist auf den ersten Blick sogar noch desaströser: Der Abstand zur Union in den Umfragen ist gigantisch. Und der heutige Kanzler Olaf Scholz, der sich allein schon aufgrund seiner Amtsinhaberschaft für eine erneute Legislatur an der Kabinettsspitze berufen sieht, steht für viele wie kein anderer für eine Regierung des Versagens: In wichtigen Bereichen wie Wirtschaftswachstum und Erhalt von Industriearbeitsplätzen steht Scholz für Stagnation oder sogar ein dickes Minus. Ein sattes Plus gab es dagegen bei Inflation und illegaler Migration.

Für Häme sorgten bei Scholz wie auch Biden partielle Gedächtnislücken. Doch natürlich gibt es einen gewaltigen Unterschied zu den USA: Mit Boris Pistorius hat die SPD in den vergangenen Jahren den idealen Scholz-Nachfolger bereits aufgebaut. Er hat als niedersächsischer Innenminister und als Bundesverteidigungsminister einen guten Job gemacht. Einer aktuellen Umfrage zufolge ist Pistorius bundesweit der beliebteste Politiker, Scholz der unpopulärste. Bei den meisten Parteien wäre klar, wer nun in den Ring steigen soll. Nicht so bei den Sozialdemokraten.

Doch die SPD sollte den Kandidatentausch wagen – möglichst rasch. Natürlich würde das nicht alle Probleme der Partei lösen. Für Deutschland wäre die Berufung von Pistorius aber eine gute Nachricht. Denn Scholz andauerndes Zögern hat Berlin viel Reputation gekostet. Wir zahlen weit mehr Militärhilfe als alle anderen EU-Staaten an Kiew und haben die meisten ukrainischen Flüchtlinge untergebracht. Und unser Ruf ist dank des ewigen Zauderers dennoch so schlecht wie lange nicht. Auch mit Blick auf die wahrscheinliche Koalition mit der Union ist Pistorius die bessere Wahl: Er gilt als pragmatisch, führungsstark und kompromissorientiert.

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