Politik

Bertram Meier, Bischof von Augsburg, zeigt sich zerknirscht. (Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

17.02.2021

Bischof entschuldigt sich für frühe Impfung

Vordrängler, die sich bei den Corona-Impfungen in die erste Reihe mogeln, haben es zu unrühmlicher Prominenz geschafft. Nun bittet einer, der besonders im Fokus stand, um Verzeihung

Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier war in der Diskussion um Impf-Vordrängler heftig in die Kritik geraten, weil er sich eine frühe Impfung gesichert hatte. Im Gottesdienst am Aschermittwoch hat der Oberhirte nun sein Handeln als Fehler bezeichnet und "herzlich um Verzeihung" gebeten. Für seine Entschuldigung erntete der Kirchenmann Zustimmung.

In ganz Deutschland gibt es Fälle, dass insbesondere Kommunalpolitiker sich bereits haben impfen lassen, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. In Pflegeheimen der Arbeiterwohlfahrt in Augsburg wurden sogar die Lebenspartner von Heimleitern mit Impfungen versorgt. Solche Fälle hatten eine große Diskussion über Vordrängler ausgelöst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat angekündigt, Sanktionen prüfen zu wollen.

Die schwäbische Diözese hatte die Impfung des Augsburger Bischofs und seines Generalvikars vor wenigen Tagen zunächst noch gegen Kritik verteidigt. Es wurde erklärt, dass die beiden Geistlichen in Pflegeheimen als Seelsorger arbeiteten und somit wie Altenpfleger einen Anspruch auf eine frühe Impfung hätten. Kritiker ließen diese Begründung nicht gelten.

"Einer Versuchung erlegen"

Mittlerweile sieht auch Meier das Geschehen selbstkritisch. Er sei "einer Versuchung erlegen", sagte der katholische Bischof in seiner Predigt im Augsburger Dom.

"Ich habe die Einladung zur Impfung angenommen, im Vertrauen darauf, dass es so rechtens ist. Ich sehe jetzt, dass die Annahme des Impfangebots ohne eingehende persönliche Prüfung ein Fehler war", sagte Meier. Nun erscheine seine Impfung "als Bevorzugung, die ich so nie wollte".

Er könne verstehen, wenn sich Menschen, die sehnsüchtig auf eine Spritze warteten, durch sein Verhalten verletzt fühlten. "Es war nie meine Absicht, anderen zu schaden oder etwas wegzunehmen", erklärte Meier.

Die Entschuldigung kommt gut an

Der Fraktionschef der bayerischen Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann, sprach von einer späten Einsicht, die aber auch ein wichtiges Signal sei "an alle, die an der festgelegten Impfreihenfolge rütteln wollen - vom Fußballprofi oder -funktionär bis zum Lokalpolitiker". Hartmann hatte beim Bekanntwerden der Impfung zunächst Meier scharf angegriffen, nun betonte der Politiker: "In der Impfschlange sind alle gleich."

Auch von der katholischen Reformgruppe "Wir sind Kirche" gab es Zustimmung für den Bischof. "Ich halte die Entschuldigung von Bischof Meier für sehr aufrichtig. Daran könnten andere Bischöfe sich ein Vorbild nehmen", sagte Bundessprecher Christian Weisner der "Augsburger Allgemeinen". Die Bereitschaft unter Bischöfen, Fehler einzuräumen, sei sonst "wahrlich nicht sonderlich ausgeprägt".
(Ulf Vogler, dpa)

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