Politik

Schon am Vorabend des Jahrestags vom 7. Oktober fand eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Terroranschlags der Hamas im Süden Israels vor einem Jahr statt. Daran nahmen unter anderem Clemens Baumgärtner (CSU, von links), Chef des Referats Arbeit und Wirtschaft von München und Chef der Wiesn, Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, teil. (Foto: dpa/Felix Hörhager)

07.10.2024

München gedenkt des Terroranschlags vom 7. Oktober

Am 7. Oktober 2023 schockierte ein Terroranschlag im Süden Israels die Menschen. Ein Jahr später wird an die Geschehnisse erinnert

In der Synagoge Ohel Jakob in München wird am Montagabend um 18 Uhr der Opfer des Terroranschlags der Hamas im Süden Israels am 7. Oktober 2023 gedacht. Am ersten Jahrestag wolle man gemeinsam an die rund 1200 Ermordeten und 240 Entführten erinnern, schreibt die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) in der Einladung. Auch andernorts sind Gedenkveranstaltungen geplant, so etwa in Würzburg. In Nürnberg soll es einen Schweigemarsch und eine Mahnwache geben.

In München werden an diesem Abend neben IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der katholische Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Christian Kopp sprechen. Als weitere Gäste erwartet werden unter anderem der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, sowie eine Überlebende des Anschlags. Per Video zuschalten soll sich den Angaben zufolge Arye Sharuz Shalicar, ehemaliger Sprecher der israelischen Streitkräfte.

Gedenkveranstaltung am Vorabend

Es gab auch eine Gedenkveranstaltung am Vorabend des Jahrestags mit dem Titel "365 Tage - München gegen Antisemitismus". Der israelische Botschafter als Überraschungsgast und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sprachen dabei. Mehrere Tausend Menschen waren in der bayerischen Landeshauptstadt dem Aufruf eines breiten Bündnisses gefolgt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen und die Freilassung der Geiseln aus den Händen der Hamas zu fordern.

Genaue Teilnehmerzahlen lagen der Polizei zunächst aber noch nicht vor. Die Organisatoren hatten im Vorfeld auf rund 8.000 Menschen gehofft und wollten damit die bundesweit größte Demonstration gegen Antisemitismus auf die Beine stellen.

An einer etwas früher beginnenden Gegendemonstration unter dem Slogan "365 Tage Genozid" beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 1.200 Teilnehmer. Zwischenfälle im Umfeld der räumlich sehr nah angesetzten Veranstaltungen wurden zunächst nicht bekannt. Für den Abend war in München noch eine weitere Demonstration pro Israel geplant.

Zentralratspräsident: "Israel hat Bewunderung verdient"

Viele der Demonstranten auf der Gedenkveranstaltung am Odeonsplatz schwenkten israelische Fahnen oder kleine Fähnchen mit dem Logo der Organisatoren, einem roten Davidstern mit der Münchner Silhouette, das die Einheit der Münchner Stadtgesellschaft im gemeinsamen Kampf gegen Hass, Diskriminierung und Antisemitismus symbolisieren soll.

Zum Kommen aufgerufen hatte ein Bündnis von mehr als 100 verschiedenen Organisationen aus Kultur, Politik, Religion, Sport, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Initiativen.

"Das Judentum lehrt, dass jedes Leben einen unendlichen Wert besitzt", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bei der Kundgebung. "Der Verlust eines einzigen Lebens geht uns alle an." Die Teilnehmer in München stünden gemeinsam gegen das Schweigen, gegen den Hass und gegen Antisemitismus.

Schuster fuhr fort: "Der Angriff des Irans und der Terroranschlag in der vergangenen Woche haben erneut gezeigt, wie groß die Bedrohung für Israel ist. So wie sich Israel und seine Menschen gegen diesen Terror zur Wehr setzen, hat unser aller Bewunderung verdient."

Israelischer Botschafter: "Ein Feind, der uns auslöschen will"

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, betonte: "Man kann sagen, dass das Erwachen nach dem 7. Oktober das Beste ist, was Israel je passieren konnte. Denn nun herrscht Klarheit." Prosor war überraschend nach München gekommen. "Bisher hat man wirklich nicht verstanden, dass wir es mit einem Feind zu tun haben, der uns auslöschen will. Der Israel von der Landkarte auslöschen will." Die Politiker im Westen und in Europa müssten endlich aufwachen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) drückte erneut seine Unterstützung für Israel aus. "Es gibt keine Rechtfertigung, es gibt keine Entschuldigung für das, was die Hisbollah gemacht hat." Frieden könne nicht darin bestehen, dass Israel seine Existenz aufgebe.

Schauspielerin Uschi Glas lenkte das Augenmerk auf die noch immer verschleppten Geiseln und warnte: "Wir leben in einer funktionierenden Demokratie. Aber es steigen dunkle Wolken auf. Von rechts und von links."
Im Anschluss an die Kundgebung war eine kurze Demo zu verschiedenen Orten in der Innenstadt geplant. Sie soll symbolische 18 Minuten dauern - die Zahl 18 steht im Hebräischen für das Wort "Chai", was "Leben" bedeutet.

Gegendemonstration "365 Tage Genozid"

Nahezu in Sichtweite zur Gedenkveranstaltung fand eine Gegendemonstration der Gruppierung "Palästina spricht München" unter dem Slogan "365 Tage Genozid" statt, an der nach Schätzung der Polizei rund 1.200 Menschen teilnahmen. Um den reibungslosen und sicheren Ablauf beider Veranstaltungen zu gewährleisten, war die Polizei mit rund 400 Einsatzkräften vor Ort.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen das schlimmste Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg angerichtet. Sie töteten rund 1.200 Menschen und verschleppten etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Daraufhin begann Israel eine Offensive im Gazastreifen und befindet sich inzwischen auch in einem erbitterten Mehrfrontenkrieg mit der sogenannten Widerstandsachse des Iran und seinen Verbündeten im Libanon, Syrien, Irak und im Jemen. (Elke Richter, Daniel Wieland, dpa)

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