Politik

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, denn gleichzeitig wurden praktisch alle Strukturen für eine Wehrpflicht aufgelöst. (Foto: dpa/Stefan Sauer)

04.03.2025

Teile von CSU und Grünen fordern neue Wehrpflicht

Die Bundeswehr braucht zusätzlich Soldaten, die ohne eine Wehrpflicht wohl kaum zu gewinnen sind. Ex-Außenminister Joschka Fischer und CSU-Verteidigungsexperte Hahn fordern nun deren Wiedereinführung

Der CSU-Politiker Florian Hahn fordert wegen der veränderten Bedrohungslage die Wiedereinführung einer Wehrpflicht noch in diesem Jahr. "Die Aussetzung der Wehrpflicht passt nicht mehr zur aktuellen Gefährdungslage. Noch im Jahr 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der "Bild"-Zeitung.

Der Abgeordnete warnte davor, teilnahmslos zuzuschauen, "wie die Welt um uns unsicherer wird". Deutschland brauche jetzt "eine glaubwürdige Abschreckung durch eine personelle Aufwuchsfähigkeit". Das müsse auch "durch wehrwillige und wehrpflichtige Staatsbürger in Uniform" gelingen.

Der frühere Außenminister Joschka Fischer sieht das ähnlich. "Ich war ein Befürworter der Abschaffung", sagte Fischer dem "stern". "Das war ein Fehler, den wir revidieren müssen." Die Wehrpflicht müsse nun wieder eingeführt werden, für beide Geschlechter. "Ohne diesen Schritt werden wir beim Schutz Europas nicht vorankommen", so Fischer.

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, denn gleichzeitig wurden praktisch alle Strukturen für eine Wehrpflicht aufgelöst. 

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, forderte den Start einer Wehrpflicht nach schwedischem Modell mit verpflichtender Erfassung noch in diesem Jahr. "Ohne eine Art neue Wehrpflicht werden wir die Gewinnung und Bindung des Personals, das wir brauchen, nicht schaffen", sagte er im Sender Welt-TV.

Scholz sah Personalmangel als "überschaubare" Aufgabe 

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte einen Gesetzentwurf für ein neues Wehrdienstmodell vorgelegt. Verpflichtend wäre gewesen, dass junge Männer Auskunft über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum Militärdienst hätten geben müssen. Für einen größeren Pflichtanteil gab es aus der Koalition von SPD, Grünen und FDP keine Unterstützung.

Die Zahl der Soldaten ist den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Trotzdem sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mai 2024 vom Personalmangel der Bundeswehr als "überschaubare" Aufgabe. 

Auf die neue Bundesregierung kommt es nun zu, über eine neue Wehrpflicht in Friedenszeiten zu entscheiden. Für Konfliktzeiten ist im Wehrpflichtgesetz ohnehin festgelegt, dass die Wehrpflicht für Männer auflebt, wenn der Bundestag den Spannungs- und Verteidigungsfall feststellt. (dpa/BSZ)

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