Politik

Heuer sei Luise Kinseher alias "Mama Bavaria" mit den weiblichen Kabinettsmitgliedern der Staatsregierung zu hart ins Gericht gegangen, findet die CSU. (Foto: dpa)

16.03.2016

CSU-Politikerinnen boykottieren Nockherberg

Beim "Derblecken" am Nockherberg bekommen die bayerischen Politiker traditionell ihr Fett weg - zwei CSU-Frauen wurde es jetzt zu viel

Zartbesaitet sollte man nicht sein, wenn «Mama Bavaria» zum traditionellen Politiker-Derblecken am Nockherberg ihren Bierkrug hebt und den bayerischen Politikern den oftmals ungeliebten Spiegel vorhält. Die in aller Öffentlichkeit verteilten Watschn können schmerzen - dennoch gehört es zum Ritual dazu, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. In diesem Jahr sei Luise Kinseher alias «Mama Bavaria» jedoch vor allem mit den weiblichen Kabinettsmitgliedern der bayerischen Staatsregierung zu hart ins Gericht gegangen, finden nicht nur die betroffenen CSU-Politikerinnen. Noch am Abend des traditionellen Starkbieranstichs äußerte sich Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) kritisch zu der Fastenpredigt, die sie als frauenfeindlich und «zu verletzend» empfunden habe. Auch Seehofer reagierte nach dem Auftritt Kinsehers wenig begeistert auf den Umgang mit seinen Kolleginnen. Mit einem knappen und dennoch vielsagenden «Passt scho» kommentierte er den Auftritt der Kabarettistin. Zum Eklat kam es erst später, als Andreas Steinfatt, der Chef des Veranstalters Paulaner-Brauerei, in einem Interview Stellung zu Stamms kritischen Worten bezog. «Die ärgern sich noch bis übermorgen - und nächstes Jahr wollen dann doch alle wieder eine Einladung.» So wenig Rückgrat wollte sich die Landtagspräsidentin nicht nachsagen lassen - und teilte dem Brauerei-Chef per Brief mit, er könne sie gerne von der Einladungsliste streichen. «Für mich war die Sache eigentlich erledigt», sagte Stamm vor der CSU-Fraktionssitzung am Mittwoch in München. Aber dann habe sie von Steinfatts Interview gehört - und wollte die klare Botschaft senden: «Das brauche ich nicht mehr und muss ich nicht mehr.» In erster Linie sei es ihr dabei nicht um die positive Rückmeldung von anderen Kolleginnen gegangen, für die sie ebenfalls Position bezogen hatte, sondern um sich selbst: «Wenn ich am Abend oder morgens in den Spiegel schaue, möchte ich einfach wissen, dass dieses Gesicht, das mir da entgegenschaut, noch etwas mit mir zu tun hat.»

Die Freien Wähler würden die Eintrittskarte gerne übernehmen

Unterstützung erhält Stamm von CSU-Chef Horst Seehofer. «Ich finde generell, dass man mit Frauen in der Politik im Verhältnis zu den Männern ungerecht hart umgeht», sagte Seehofer ebenfalls am Mittwoch vor der CSU-Fraktionssitzung. Am diesjährigen Nockherberg habe er den Umgang als besonders drastisch empfunden. Auch dem Paulaner-Chef habe er noch am gleichen Abend gesagt, dass die Fastenpredigt gegenüber den Frauen in seinen Augen «eine sehr harte Sache» war. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die von Kinseher als Kellerprimel bezeichnet wurde, sieht die Sache entspannter. «Ich habe einen großen Humor und kann vor allem auch gerne über mich selber lachen», sagte Aigner am Mittwoch. Verständnis habe sie aber vor allem für Sozialministerin Emilia Müller (CSU): «Die Emilia Müller hat es ja immer voll erwischt. Da habe ich es jetzt auch nicht verstanden, und da war es, glaube ich, auch nicht gerechtfertigt.» Auch Müller hat inzwischen bekanntgegeben, im nächsten Jahr auf den Nockherberg-Besuch verzichten zu wollen. Brauerei-Chef Steinfatt wollte sich zu den Absagen der Politikerinnen bislang nicht öffentlich äußern. Einer missfällt die Absage der Politikerinnen ganz besonders: Kabarettistin Luise Kinseher. Die Absage der CSU-Damen sei «sehr zu bedauern, da der Nockherberg ohnehin so eine männerdominierte Veranstaltung ist». Es bleibt abzuwarten, wer die Plätze von Landtagspräsidentin Stamm und Sozialministerin Müller im nächsten Jahr einnehmen wird. Angebote gibt es schon. «Sollte Frau Stamm nächstes Jahr wirklich nicht mehr hingehen, würden die Freien Wähler die Eintrittskarte gerne übernehmen», bot deren Fraktionschef Hubert Aiwanger an. (Christina Sabrowsky, dpa)

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