Politik

In Zeiten des Klimawandels steht auch das häufige Begießen von Gräbern auf dem Prüfstein. (Foto: dpa/Markus Tischler)

08.09.2023

Auch auf Friedhöfen ist künftig Wassersparen angesagt

Die wachsende Trockenheit zwingt zu neuen Pflanzenarten auf den Gräbern und einem geänderten Gießverhalten

In Bayern gibt es derzeit ungefähr zwei Millionen noch nicht eingeebnete Erdgräber, im Schnitt wird jedes regelmäßig zweimal monatlich besucht und gepflegt. Die auf Friedhöfen üblichen Gießkannen haben ein Fassungsvermögen von 10 Litern. Wer selbst regelmäßig an den Grabstätten von Angehörigen zugange ist, der weiß: Eine volle Kanne geht in der Regel schon drauf, um die Blumen für die Verstorbenen zu gießen. Dann sind das insgesamt im Jahr immerhin 500 Millionen Liter Wasser für knapp 2 Millionen Euro – allein dafür, dass Gräber frisch ausschauen. Gleichzeitig nehmen Hitze und Dürre immer weiter zu. Dass es so nicht mehr unverändert weitergehen kann, leuchtet also ein.

„Es stellt sich die Kernfrage: Wie sieht eine Grabstätte mit wenig Gießintervallen gut aus und welche Pflanzen kommen mit der anhaltenden Hitze und Trockenheit gut zurecht“, sagt auch Tanja Mohr, Pressereferentin der Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner. Hintergrund: Gerade in ländlicheren, noch stärker religiös geprägten Regionen wird bei der Grabgestaltung vor allem auf die Symbolik und Mythologie der Pflanzen geachtet. Der Wacholder etwa soll ruhelose Geister auf ihren Platz am zugehörigen Grab bannen, die immergrüne Eibe wiederum den Toten den Weg ins Jenseits zeigen.

Mit dem Klimawandel ist derlei Denken freilich nur bedingt kompatibel. Es brauche neue, hitzetolerante Pflanzen mit hoher Resistenz gegenüber Trockenheit, erläutert Tanja Mohr – beispielsweise Teppich-Thymian, Kugelblume, Stachelnüsschen, Lavendel oder Steppensalbei.

Und es brauche ebenso ein anderes Verhalten der Angehörigen bei der Grabpflege, so die Verbandssprecherin. Studien stellten fest, dass geringe, häufigere Wasserabgaben der Entwicklung von Pflanzen zuträglicher sind als einmal wöchentlich größere Mengen an Gießwasser. Das Problem dabei: Viele Gräber werden vom hinterbliebenen Partner gepflegt, seltener von den häufig weiter weg wohnenden Kindern. Das sind aber meist ältere Menschen, die sich schon mit einem wöchentlichen Besuch auf dem Friedhof gesundheitlich schwertun.

Manches lasse sich aber auch ohne größeren Aufwand verbessern, erläutert Tanja Mohr. Unabhängig von der Wassermenge sei das Gießen in den frühen Morgen- und in den Abendstunden der Blütenausprägung zuträglicher als das Gießen in der Mittagszeit. Durch das Gießen in diesen Zeitfenstern lasse sich die Wassermenge um ein Viertel reduzieren.

Einige Kommunen setzen inzwischen auf Gießeinschränkungen auf ihren Gottesäckern – ein zweischneidiges Schwert aus Sicht der Friedhofsgärtner*innen: Viele Angehörige entschieden sich dann für Schotter- oder Kiesgräber, in denen Regenwasser schlechter versickert. Ökologisch wäre dadurch also wenig gewonnen. (André Paul)
 

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