Politik

10.04.2025

Soll die Inklusion beeinträchtigter Kinder an Regelschulen ausgeweitet werden?

Soll die Inklusion von Kindern mit einer Beeinträchtigung an Regelschulen ausgeweitet werden? Evelyn Schötz, Bundestagsabgeordnete der Linken, findet, dass der Staat das auf jeden Fall tun sollte – verbunden mit einer entsprechenden Ausstattung der Schulen. Oskar Atzinger, bildungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag, hält das dagegen nicht in jedem Fall für den richtigen Weg

JA

Evelyn Schötz, Bundestagsabgeordnete der Linken

Ja, die Inklusion von Kindern mit Behinderungen an Regelschulen muss dringend ausgeweitet werden. Inklusion bedeutet, dass alle Kinder gemeinsam lernen können – unabhängig von körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen. Bildung ist ein Menschenrecht, und niemand darf aufgrund einer Behinderung vom gemeinsamen Lernen ausgeschlossen werden.

Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen. Doch noch immer besuchen viele Kinder mit Behinderungen in Bayern Förderschulen, weil die Bedingungen an Regelschulen nicht ausreichen. Das widerspricht dem Grundsatz der Teilhabe und Gleichberechtigung.

Dabei wissen wir: Inklusion ist eine Bereicherung für alle. Kinder mit und ohne Behinderung profitieren von gemeinsamen Lern- und Lebenserfahrungen. Studien zeigen, dass inklusive Bildung soziale Kompetenzen stärkt, das Selbstbewusstsein fördert und Vorurteile abbaut. Kinder lernen auf diese Weise, dass Vielfalt normal ist und jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit wertvoll ist.

Doch Inklusion gelingt nicht von allein. Es braucht kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams und ausreichend sonderpädagogische Fachkräfte. Schulbegleitungen müssen flächendeckend verfügbar sein, und die Ausbildung von Lehrkräften muss inklusives Arbeiten selbstverständlich machen. Auch bauliche Barrierefreiheit und differenzierte Lernmaterialien sind unerlässlich.
Wenn Kinder mit Behinderungen ausgegrenzt werden, leidet nicht nur ihre Entwicklung – es wird auch das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe verletzt. Wir brauchen darum den politischen Willen, um allen Kindern die gleichen Chancen zu ermöglichen.

Deshalb setzt sich Die Linke entschieden dafür ein, die Inklusion an Regelschulen nicht nur zu ermöglichen, sondern aktiv zu gestalten – mit ausreichender Finanzierung, verbindlichen Vorgaben und einer inklusiven Haltung auf allen Ebenen. 
 

NEIN

Oskar Atzinger, bildungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag

Jeder Mensch sollte unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Einschränkungen das Recht auf Bildung haben. Regelschulen bieten eine Gelegenheit für Kinder mit Behinderung, soziale Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Inklusion kann daher als eine Chance gesehen werden, Empathie und Toleranz in der Gesellschaft zu fördern.

Andererseits bestehen berechtigte Bedenken hinsichtlich der Umsetzung von Inklusion in Regelschulen. Lehrkräfte sind oft nicht ausreichend auf die speziellen Bedürfnisse beeinträchtigter Kinder vorbereitet. Dies kann dazu führen, dass sowohl die betroffenen Kinder als auch ihre Mitschüler unter einer unzureichenden Betreuung leiden. Wenn Lehrer überfordert sind, kann dies die Lernumgebung aller Kinder negativ beeinflussen. Zudem besteht die Gefahr, dass Ressourcen, die für die Unterstützung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen benötigt werden, von den anderen Schülern abgezogen werden könnten, was zu einer Absenkung des Bildungsniveaus führen würde.

Nicht alle Kinder profitieren von einer gleichen Lernumgebung. Einige benötigen individuelle Unterstützung, die in einer Regelschule möglicherweise nicht in der erforderlichen Tiefe angeboten werden kann. Es ist wichtig, die Balance zwischen Inklusion und individueller Förderung zu finden, um sicherzustellen, dass alle Kinder die bestmögliche Bildung erhalten. Verantwortung, nicht Gesinnung, sollte unser Denken und Handeln leiten. Wenn eine körperliche Beeinträchtigung mithilfe technischer oder baulicher Mittel beziehungsweise mithilfe zusätzlicher Fachkräfte kompensiert werden kann, steht einer Inklusion an einer Regelschule nichts im Wege.

Anders aber stellen sich die Möglichkeiten der Inklusion bei verhaltensauffälligen oder kognitiv beeinträchtigten Schülern dar. Die AfD hält an den Förderschulen mit hoch qualifizierten Sonderpädagogen als Ergänzung zum dreigliedrigen Schulsystem in Bayern fest. Die Devise kann daher nur heißen: Nicht prinzipielle Inklusion um jeden Preis, sondern nur da, wo es für das einzelne Kind sinnvoll ist.
 

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