Politik

Die SPD steckt in der Krise. (Foto: dpa)

24.02.2025

Dilemma der SPD: Arbeiterpartei ohne Arbeiter

38 Prozent der Arbeiter wählten laut Infratest bundesweit AfD. Erst weit abgeschlagen auf Platz 3 folgt die SPD mit 12 Prozent. Die Entfremdung hat auch mit der Migrationspolitik zu tun

Erst zum Schalke-Spiel, dann SPD wählen. Das war einmal. Weit mehr als die Hälfte der Bewohner des einst von Zechen dominierten Wahlkreises Gelsenkirchen wählten noch in den 2000er-Jahren die Genossen. Bei dieser Wahl entfielen dagegen nur mehr lediglich 24 Prozent der Zweitstimmen auf die Sozialdemokraten. Die meisten konnte mit knapp 25 Prozent die in Teilen rechtsextreme AfD erringen.

Die Entfremdung zwischen Arbeitern und SPD lässt sich auch anderswo in der Republik beobachten. 38 Prozent der Arbeiter wählten bundesweit AfD. Das geht aus einer Erhebung der Meinungsforscher von Infratest dimap im Auftrag der ARD hervor. Auf Platz 2 landete die Union mit 22 Prozent. Erst weit abgeschlagen auf Platz 3 folgte die SPD mit 12 Prozent vor der Linken (8 Prozent).

Auch in bayerischen Arbeitervierteln schnitten die Genossen nicht gut ab

In Bayern hatte die SPD anders als noch in den 2000er- und 2010er-Jahren diesmal ebenfalls keine realistische Chance, Wahlkreise mit Arbeitervierteln wie im Süden Nürnbergs oder dem Norden Münchens zu gewinnen.

Schon länger zeigt sich, dass viele Arbeiter anders als die meisten Gewerkschaftsfunktionäre enttäuscht sind von der aus ihrer Sicht zu liberalen Migrationspolitik. Sie fürchten auch um ihren Wohlstand.

Vertrauensverlust bei einstigen Kernkompetenzen

Bei dieser Wahl hatte die SPD überdies ein anderes Problem: Sie verliert in ihrer traditionellen Domäne soziale Gerechtigkeit viel Vertrauen. 55 Prozent der von Infratest dimap Befragten stimmen der Aussage zu, dass sich die SPD mehr um Bürgergeldempfänger bemühe als um arbeitende Menschen. 52 Prozent äußerten die Ansicht, die Sozialdemokraten vernachlässigten die Interessen der Arbeitnehmer. Nur 26 Prozent trauen demnach der SPD am ehesten zu, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

Dabei haben die Genossen durchaus beachtliche Erfolge in diesem Bereich erzielt: etwa die massive Erhöhung des Mindestlohns oder die Inflationsausgleichsprämie. Daran, dass die SPD mit 16,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 138 Jahren erzielte, konnten aber auch diverse soziale Wohltaten nichts ändern.

Ist die AfD also die neue Stimme der Arbeiter? Viele dürften das Programm der Partei schlicht nicht gelesen haben. Denn es enthält manche bittere sozialpolitische Pille. So will die AfD das Arbeitslosengeld erst bei drei Beitragsjahren zahlen. Und nur, wer mindestens 15 Jahre beschäftigt war, soll ein volles Jahr ALG erhalten. In Zeiten des Strukturwandels ist das für Arbeiter ein Damoklesschwert. (Tobias Lill)

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