Politik

Niederschläge und Grundwasserpegel in Bayern gehen stark zurück – Einschränkungen und Verbote beim Verbrauch gibt es dennoch nicht. (Foto: dpa)

03.08.2018

Der Kampf ums Wasser

Die Rufe nach Beschränkungen werden immer lauter

Heiß, heißer, Bayern. Diese Woche sind die Temperaturen auf bis zu 39 Grad gestiegen. Aufgrund der Trockenheit lässt sich die Isar an manchen Stellen schon zu Fuß überqueren. Meteorologen sprechen von der ausgeprägtesten Hitzewelle seit 2003. Was Freibadbesucher freut, stellt Tiere, Umwelt und Landwirtschaft vor gravierende Probleme. Denn es ist nicht nur in den letzten Wochen viel zu trocken. Schon seit März dieses Jahres regnet es deutlich zu wenig. Leider kein neuer Trend.

Schon seit 80 Jahren gehen die Niederschläge in Bayern kontinuierlich zurück – vor allem im Norden Bayerns. Im Südosten und im unteren Maingebiet sogar um bis zu 23 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von KLIWA, eine Kooperation aus Deutschem Wetterdienst und den Umweltministerien in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Aber auch für den Süden Bayerns gibt es keine Entwarnung.

Im Alpen- und Voralpenraum nehmen die Grundwasserneubildungsraten stärker ab als im Norden Bayerns. Laut Niedrigwasserinformationsdienst Bayern ist die Zahl der Messstellen mit sehr niedrigen Grundwasserständen in den letzten zehn Jahren um fast 600 Prozent gestiegen.

Apell von unterfränkischen Kommunen: Rasen nicht mehr sprengen

Drohen also bald Einschränkungen bei der Bewässerung von Gärten und Äckern? Noch sei die Trinkwasserversorgung sichergestellt, beruhigen die Würzburger Stadtwerke. Unterfränkische Kommunen appellieren aber bereits, nicht mehr den Rasen zu sprengen. Auch die Landwirtschaft darf in manchen Regionen nur in begrenztem Maße Wasser nutzen.

Der Bauernverband warnt vor zu starken Reglementierungen. Aufgrund der Trockenheit werde schon jetzt mit der „schlechtesten Ernte des Jahrhunderts“ und steigenden Preisen gerechnet. Künstliche Bewässerung sei daher nötig, um Schädigungen und Totalverlusten vorzubeugen. „Sofern die Wasserentnahme begrenzt wird, wird es zu einer Abwanderung bestimmter Pflanzenkulturen kommen“, mahnt der Verband.

Mit Verboten ist vorerst nicht zu rechnen. Im Juni forderten die Grünen den Landtag mit einem Dringlichkeitsantrag auf, den Wasserverbrauch von Landwirtschaft und Gewerbe zu deckeln. Die CSU lehnte das mit ihrer Mehrheit ab. „Wir sind durchaus im Soll“, hieß es damals als Begründung. Beim Grünen-Abgeordneten Martin Stümpfig löst das Kopfschütteln aus. „Allein in den letzten drei Jahren haben 51 von 90 Grundwassermessstellen in Bayern ihren historischen Rekordtiefstand verzeichnet“, klagt er.

Statt mit Verboten will das bayerische Umweltministerium mit einem „Drei-Säulen-Konzept“ der Trockenheit im Freistaat entgegenwirken. Dafür stellt Umweltminister Marcel Huber (CSU) den Kommunen jährlich 13 Millionen Euro für den Bereich Wasserversorgungsanlagen zur Verfügung „Franken wird zu einer Modellregion für die Wasserversorgung der Zukunft“, ist Huber überzeugt. Auch Beratungsangebote für nachhaltige Bewässerung sollen ausgebaut und neue Fördermöglichkeiten für Wasserversorger zur Investition in Verbundleitungen geschaffen werden. Sie sollen das Wasser gleichmäßiger verteilen.

Experte: Konzept der Staatsregierung reicht nicht aus

Das Konzept stößt bei Experten aber nicht nur auf Zustimmung. Verbünde seien zwar eine sinnvolle Strategie, sagt Jörg E. Drewes vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München. „Sie sollten aber nicht die einzige Lösung bleiben, da sie nicht überall greifen können und wirtschaftlich sind.“ Nötig seien beispielsweise auch neue Speichersysteme und Wasseraufbereitungsverfahren. Laut Drewes mangelt es nicht an Wasser, sondern an adäquaten Lösungsansätzen.

Auch für die Landtags-SPD ist das Konzept der Staatsregierung keine Antwort auf den Klimawandel. „Die Zeit der unkontrollierten Grundwasserentnahmen in Gebieten mit niedrigen Grundwasserständen muss vorbei sein“, sagt der Abgeordnete Harry Scheuenstuhl. Er verlangt eine bessere Kontrolle der Wasserentnahmen, ein gemeinsames Wassermanagement und staatliche Fördermaßnahmen zur Entsiegelung von Flächen.

Auch der bayerische Landesfischereiverband fordert, den Wasserverbrauch zu reglementieren. Bei sinkendem Wasserstand leiden Fische stark unter Sauerstoffmangel. Auch vielen Bäumen macht der Wassermangel zu schaffen – manche werfen schon wie im Herbst Laub ab. „Dabei sind sie vor allem für Städte die natürliche Klimaanlage“, warnt der Bund Naturschutz. Er sieht vor allem im Bereich der Fleischproduktion Einsparmöglichkeiten. Allein für ein Steak werden 4000 Liter Wasser benötigt.
(David Lohmann)

Kommentare (1)

  1. Edith am 29.08.2018
    Sehr geehrte Damen ind Herren
    Wie kann mann schreiben, dass für ein Steak 4000 Ltr. wasser benötigt werden?
    1000Ltr sind ist 1m3 und kostet etwa 4 .-€ oder auch mehr.
    1 Steak verbraucht also für 16 € Wasser?
    Diese Zahlen sind nichts als .........., der bedenkenlos und ohne nachzurechnen verbreitet wird.
    Können Sie mir bitte sagen wieviel Wasser ein Kilo Weizen verbraucht ?
    Wieviel Wasser verbraucht ein Baum?
    Über eine Antwort von Ihnen freue ich mich.
    MfG
    Edith Heimrich
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