Seine Geschichte beginnt vor mehr als einem Jahrzehnt in einem oberbayerischen Dorf. In Uffing am Staffelsee tritt Felix Finkbeiner als kleiner Junge eine große Umweltbewegung los. Der Neunjährige will den Eisbären retten und pflanzt dafür Bäume - sie sollen den Klimawandel stoppen. Es ist die Geburtsstunde seiner Initiative "Plant-for-the-Planet", die bis heute Zehntausende Anhänger hat. Sein Aktivismus führt ihn mit 13 Jahren nach New York, wo er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen spricht.

"Der Eisbär war damals mein Lieblingstier", sagt Finkbeiner heute. Doch um den allein gehe es schon lang nicht mehr. Wichtig sei der Kampf gegen die Klimakrise, die Wasser- und Lebensmittelknappheit sowie politische Konflikte mit sich bringt. Mit 21 Jahren setzt er sich immer noch für diesen Kampf ein, schreibt in Zürich an seiner Doktorarbeit in Ökologie und ist nach wie vor ein echter Baum-Fan.
Aktuell hört und sieht man ihn auch wieder öfter in den Medien. Er wird gerne als Vorläufer der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg bezeichnet, die aktuell mit ihrer "Fridays for Future"-Bewegung Kinder und Jugendliche mobilisiert.

Auch Finkbeiner mobilisierte mit seiner Baumpflanz-Initiative. Dies sei vor allem durch Medienberichte gegangen, die zu Kooperationen mit anderen Schulen geführt hätten, erinnert sich Finkbeiner. "Wir hatten eine ganz einfache Geschichte: Kinder machen sich sorgen um das Klima und pflanzen Bäume. Und diese Geschichte lässt sich leicht erzählen." Dass aus einem gepflanzten Baum bisher mehr als sieben Millionen weltweit geworden seien, sei schon verrückt.

Referat als Ideengeber

Ein Referat in der Grundschule bringt ihn auf die Idee. Inspiration liefert die kenianischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai. Sie sorgt dafür, dass in Afrika in 30 Jahren rund 30 Millionen Bäume gepflanzt werden.

International machte Finkbeiner vor allem durch die Unterstützung der UN von sich Reden. Seit 2011 leite seine Initiative auch die "Billion Tree"-UN-Kampagne, die sich 1000 Milliarden neue Bäume weltweit zum Ziel gesetzt hat, sagt er. Bisher seien von Regierungen, Unternehmen und Organisationen mehr als 14 Milliarden Bäume gepflanzt worden. Aufforstung sei das beste Mittel gegen den Klimawandel, ist sich der Klimaaktivist sicher.

In seiner Doktorarbeit erforscht er, wie viel des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) Bäume in wie vielen Jahren aus der Luft aufnehmen können. "Desto mehr ich darüber forsche, umso mehr wird mir klar, wie genial Bäume eigentlich sind", sagt er.

Greta Thunbergs "Fridays for Future"-Bewegung sorge auch für neuen Zulauf bei seiner Initiative, sagt Finkbeiner. "Es kommen mehr Kinder und Jugendliche auf uns zu und fragen, wie sie sich engagieren können." Und auch er sei schon bei den Freitags-Demos mitgelaufen.

Endlich übers Klima reden

Was er am Greta-Effekt toll findet: Endlich werde wieder mehr über das Klima geredet. "Was Greta jetzt geschafft hat, ist, dass wir in Deutschland und in anderen Ländern seit Wochen fast jeden Tag über das Klima sprechen." Die Demonstranten auf der Straße würden kritisieren, dass viel zu wenig getan werde - auch in Bayern.

Die im Freistaat an diesem Freitag (29. März) beginnende erste Jugend-Klimakonferenz des Umweltministeriums sei ein guter Schritt. Bei einem ersten Aufschlag in Erlangen sollen Jungen und Mädchen verschiedener Schulen mit Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) über den Klimaschutz diskutieren.

Eine Woche später ist eine weitere Jugend-Klimakonferenz in München geplant. Jugendliche aus mehr als 450 bayerischen Schulen nehmen laut Umweltministerium insgesamt an den beiden Treffen teil. "Wir wollen zusammen auch darüber nachdenken, wie wir in Zukunft miteinander kommunizieren können", sagt Glauber.

Die Staatsregierung zeige damit, dass sie Kinder und Jugendliche ernst nehme, meint Finkbeiner. "Aber das reicht natürlich lange nicht aus." Es gehe darum, dass vor allem die Bundesregierung die richtige Klimapolitik verfolge und die Klimaziele 2020 umsetzte. "Wie wollen wir von irgendwelchen Ländern der Welt erwarten, dass sie ihre Klimaziele umsetzen, wenn so ein unglaublich reiches Land wie Deutschland das nicht tut", sagt der Bundesverdienstkreuz-Träger. Wichtig sei, dass Deutschland weltweit ein Vorbild sei.
(Aleksandra Bakmaz, dpa)