Politik

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender empfingen Anfang Januar Sternsinger aus der Diözese Eichstätt im Schloss Bellevue in Berlin. Jetzt, einen Monat später, erschüttert ein Finanzskandal die Diozese. (Foto: dpa)

06.02.2018

Diözese Eichstätt: Im Finanzskandal Opfer geworden

Früherer Mitarbeiter des Bistums Eichstätt könnte bis zu 60 Millionen Dollar in den Sand gesetzt haben

Die Diözese Eichstätt sieht sich im millionenschweren Finanzskandal als Opfer eines ehemaligen Mitarbeiters. "Wir sind Opfer und nicht Täter", sagte Rechtsanwalt Ulrich Wastl am Dienstag in Eichstätt. "Das Einzige, das uns im Weg gestanden ist, war, zu großes Vertrauen investiert zu haben." Generalvikar Isidor Vollnhals bezeichnete die Vorgänge als "schmerzliche Erfahrung", da das Vertrauen in einen Mitarbeiter erschüttert worden sei.

Dessen dubiose Immobilien-Geschäfte in den USA könnten die Diözese um bis zu 60 Millionen Dollar gebracht haben. Am Montag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft München II gegen den ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor sowie einen Immobilien-Projektentwickler ermittelt. Beide befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen.

Es wird ein Schaden bleiben


Es seien 31 Darlehen im Wert von insgesamt 60 Millionen Dollar (48,6 Millionen Euro) an US-Immobiliengesellschaften vergeben worden, erläuterte Wastl. Darlehen für Grundstücke in Höhe von 21,5 Millionen Dollar (17,4 Millionen Euro) seien bereits überfällig. Eine Schadenssumme lasse sich noch nicht beziffern, es sei nicht gesagt, dass die Diözese das Geld nicht doch zurückbekomme. Aber: "Es wird natürlich ein Schaden übrig bleiben." Bislang seien lediglich knapp zwei Millionen Dollar zurückgeflossen.

Im Mai 2016 waren bei der Bewertung der Finanzanlage des Bistums die zweifelhaften Darlehen aufgefallen. Sie wurden Wastl zufolge zwischen 2014 und 2016 getätigt. Die Überweisungen seien auch von einem zweiten Mitarbeiter gegengezeichnet worden, gegen diesen werde jedoch nicht ermittelt.

Verdachtsmomente erhärtet


Im September 2016 habe sich die Diözese von dem nun beschuldigten Mitarbeiter getrennt. 2017 hätten sich die Verdachtsmomente gegen den Mann erhärtet, auch dass er an den Geschäften selbst mitverdient haben könnte. Daraufhin habe Bischof Gregor Maria Hanke Anzeige gegen ihn erstatten lassen.

Das in die Grundstücksgeschäfte investierte Geld stammt laut Wastl aus dem Vermögenshaushalt des Bistums und entspricht etwa einem Sechstel der Finanzanlagen. Generalvikar Vollnhals sagte, eine sachliche Aufklärung der Vorgänge sei wichtig, um das Vertrauen der Menschen in das Bistum wiederherzustellen. Den Gemeinden würden wegen des möglicherweise entstandenen Verlustes jedoch keine Gelder gekürzt, es würden auch keine Stellen gestrichen, versicherte er.

Auf die Frage, welche Fehler das Bistum gemacht habe, sagte Wastl, man habe zu lange an kirchenüblichen Strukturen festgehalten, die auf dem Prinzip "Vertrauen ersetzt Kontrolle" fußten.
(Ute Wessels, dpa)

Kommentare (1)

  1. otto regensbacher am 07.02.2018
    Bei der Diözese Eichstätt herrschten wohl Verhältnisse wie in einer desolaten Bananenrepublik.
    Es fängt schon damit an, dass man fürs Erste keinen Überblick über das bestehende Vermögen hatte. Erst
    danach kam man den Kriminellen in der eigene Verwaltung auf die Spur. Es scheint auch so zu sein, dass
    es in dieser "reichen Diözese" bislang keine Revision gab. Man hatte das wohl nicht für notwendig erachtet, weil die Kirchensteuer üppig floss. Jeder Ortsbürgermeister in einer 1000-Seelen-Gemeinde hat seinen Laden besser im Griff als die Verantwortlichen dieser Diözese.
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