Politik

Indisches Wahrzeichen: der Taj Mahal. Bayerns Ministerpräsident reiste kürzlich nach Indien, um die Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen. (Foto: dpa/Gilles Barbier)

25.04.2025

Ein Freihandelsabkommen muss her

Nach Söders Indienreise: Welche Chancen das Land für Bayerns Wirtschaft bietet und wo noch Potenziale liegen

China und die USA zählen zu den größten Handelspartnern Bayerns. Dass die beiden Großmächte in einen Handelskrieg eingetreten sind, dürfte aber nicht spurlos an den bayerischen Unternehmen vorübergehen. Aus diesem Grund reiste Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Einladung von Indiens Premierminister Narendra Modi mit einer Wirtschaftsdelegation auf den Subkontinent, um dort neue Geschäftspotenziale auszuloten. Schließlich ist Indien mit rund 1,45 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde  – noch vor China mit rund 1,42 Milliarden.

„Indien hat eine besondere globale Bedeutung in Zeiten von weltweit instabilen Handelsbeziehungen und dem großen Zoll-Chaos“, sagt Söder der Staatszeitung. In einer Welt in Aufruhr seien Zusammenarbeit und freier Handel wichtiger denn je. Langfristig wäre dem Ministerpräsidenten zufolge eine gemeinsame Freihandelszone zwischen der EU und Indien sinnvoll. Es brauche mehr Zusammenarbeit etwa im Bereich Auto, bei Rüstung und Verteidigung. Söder erklärt: „Für die Fachkräftegewinnung wollen wir als Freistaat eine Fast Lane für indische Fachkräfte einrichten. Wir werden zudem in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft enger zusammenarbeiten: Wir legen ein Stipendienprogramm für Studierende aus Indien in Bayern und für Studierende aus Bayern in Indien auf.“ Als Hightech-Standort gelte Bayern als Space Valley Deutschlands und Bangalore wiederum als Silicon Valley Indiens. In den Bereichen Auto und Pharma sei der Freistaat genau wie bei KI, Defense und Raumfahrt ganz vorne mit dabei. Das könne man mit bayerischen Soft Skills wie Tradition und Gemütlichkeit kombinieren, glaubt Söder. „Diese einzigartige Visitenkarte wollen wir noch stärker im Ausland präsentieren. Nur so werden wir im internationalen Wettbewerb auf Dauer mithalten. Das Ziel: Wohlstand und Arbeitsplätze sichern.“

Für BMW ist der indische Markt super wichtig

Laut Bayerischem Industrie- und Handelskammertag (BIHK) betrug das Handelsvolumen zwischen Bayern und Indien im vergangenen Jahr 4,4 Milliarden Euro. Indien lag damit auf Rang 23 von 238 – und damit zwischen Mexiko (Rang 22) und Malaysia (Rang 24). Der Handelsüberschuss belief sich auf 460 Millionen Euro. Es wurden Güter mit einem Gesamtwert von 2,43 Milliarden Euro von Bayern nach Indien exportiert – ein Plus von 6,0 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Die wichtigsten Exportgüter aus Bayern waren Maschinen (847 Millionen Euro), elektrische Ausrüstung (336 Millionen Euro) und Datenverarbeitungsgeräte (309 Millionen Euro). Eingeführt wurden nach Bayern Güter mit einem Gesamtwert von 1,97 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 5,2 Prozent gemessen an den Werten von 2023. Zu den Hauptimportgütern zählten Bekleidung (318 Millionen Euro), Maschinen (238 Millionen Euro) und Leder/Lederwaren (171 Millionen Euro).

Laut bayerischer Repräsentanz in Indien sind derzeit über 300 bayerische Unternehmen in Indien aktiv. Umgekehrt sind circa 80 indische Unternehmen in Bayern tätig.

In Indien ist auch die Premiummarke BMW aktiv. Der Münchner Autobauer nahm 2007 ein Werk in Chennai in Betrieb. Wie wichtig der indische Markt für BMW ist, zeigt sich an Zahlen: Mit fast 16.000 ausgelieferten Autos und rund 8500 Motorrädern im Jahr 2024 verzeichnete die BMW Group den höchsten Jahresabsatz aller Zeiten. Außerdem planen BMW und das indische Unternehmen Tata Technologies ein Joint Venture, um Automobilsoftware und IT-Lösungen zu entwickeln.

Für einen Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen mit Indien versprechen die Sektoren Infrastruktur, Medizintechnik, erneuerbare Energien und Speichertechnik großes Geschäftspotenzial für bayerische Unternehmen. Auch das Thema Verteidigungsindustrie birgt aussichtsreiche Geschäftschance für bayerische Unternehmen in Indien. So planen zum Beispiel die Renk Group AG aus Augsburg (baut Spezialgetriebe für Panzer sowie Fregatten und liefert Fahrwerke und Dämpfungssysteme für militärische Ketten- und Radfahrzeuge) und der Überwachungsdrohnenhersteller Quantum Systems GmbH aus Gilching eine verstärkte Zusammenarbeit in Forschung, Entwicklung und Produktion im indischen Markt. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde nun in Bangalore im Beisein von Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) unterzeichnet.

So gut sich das anhört, gibt es aber noch etliche Hürden beim Handel mit Indien. Dazu zählt vor allem die Bürokratie vor Ort. BIHK-Sprecher Florian Reil wünscht sich ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien. Das, so Reil, „wäre auch ein deutliches Zeichen für einen offenen und regelbasierten Welthandel“. Klingt gut – jetzt muss das nur umgesetzt werden.
(Ralph Schweinfurth)

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