Politik

Stefan Betz (links) und Richard Oehmann sind seit 2018 für das Singspiel beim Derblecken am Nockherberg verantwortlich. (Foto: dpa/Tobias Hase)

24.02.2023

„Es wird der Kampf freier Süden gegen Ampel-Norden“

Vor dem Nockherberg 2023: die Regisseure und Autoren des Singspiels über den neuen Söder-Darsteller, die Themenlage sowie den wahrscheinlichen Ausgang der Landtagswahl

Wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben die Nockherberg-Fans schon drei Jahre auf ein richtiges Derblecken verzichten müssen. Stefan Betz und Richard Oehmann, die kreativen Köpfe des Singspiels, freuen sich, dass es am 3. März endlich wieder stattfindet, und zwar mit einigen Neuzugängen. 

BSZ: Herr Betz, Herr Oehmann, Thomas Unger ist der prominenteste Neuzugang im Ensemble des Nockherberg-Singspiels. Er löst nach 15 Jahren Stephan Zinner als Söder-Double ab. Wie lange haben Sie gebraucht, sich auf den neuen Söder einzustellen?
Stefan Betz: Es geht ja nie darum, eine möglichst 100-prozentige Kopie zu schaffen, sondern dass Schauspieler X seine Version des Politikers Y liefert. Bisher hat Stephan Zinner diesem Nockherberg-Söder total seinen Stempel aufgedrückt. Und jetzt haben wir zusammen mit Thomas Unger einen neuen kreiert. Dieser Söder ist schon ein bisschen anders.
Richard Oehmann: Sonst wäre es ja langweilig.

BSZ: Und haben Sie sich inzwischen an den neuen Söder gewöhnt?
Betz: Ja. Wir proben auch schon eine Weile. Wir hatten den Thomas schon beim Schreiben im Hinterkopf. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man den Schauspieler hat und einem schlagartig ganz viel zu der Rolle einfällt. Das war diesmal eigentlich bei jeder der neuen Figuren so. Kaum hatten wir den Schauspieler für den Politiker, schon sprudelte es.
Oehmann: Da hatte David Zimmerschied, der Darsteller für den Friedrich Merz, ein bisschen Pech. Den haben wir uns erst gesucht, als das Buch schon fast fertig geschrieben war. So kommt er eher so am Rande vor.

BSZ: Heißt: Bei Robert Habeck und Christian Lindner, den anderen beiden Neulingen im Singspiel, ist schon mehr gesprudelt?
Oehmann: Ja. Der Christian Pfeil als Lindner ist eine wunderbare Besetzung.
Betz: Und würde es einen Ähnlichkeitswettbewerb zwischen Schauspieler und Politiker geben, dann wäre er ganz weit vorne.
Oehmann Die Maskenbildnerin war sehr erfreut, weil sie da am wenigsten Arbeit hatte. Thomas Limpinsel sieht zwar nicht aus wie Robert Habeck, ist aber ein wahnsinnig lustiger Schauspieler.

BSZ: Werden denn die echten Politiker Habeck, Lindner und Merz auch dabei sein?
Oehmann: Paulaner arbeitet daran auf allen Kanälen. Aber wir wissen es noch nicht.

BSZ: Sie haben im Jahr der Landtagswahl 2018 angefangen. Ist es leichter, ein Singspiel im Wahlkampfjahr zu schreiben?
Betz: Normalerweise würde ich sagen: leichter. Wobei wir festgestellt haben, dass es dieses Mal zwar bayernintern einige Themen gibt, die herumwabern. Aber eigentlich hat sich Markus Söder dazu entschlossen, Wahlkampf gegen die Ampel in Berlin zu führen.

BSZ: Spielt dann die Bundesampel bei Ihnen auch so eine große Rolle wie in der echten bayerischen Landespolitik?
Betz: Es könnte durchaus sein, dass sich diese Orientierung vom Herrn Söder zur Ampel …
Oehmann: … die negative Orientierung …
Betz: … auch im Singspiel niederschlagen könnte. Nach dem Motto: Wir machen’s grad extra anders wie die.
Oehmann Und wir haben die Ampel wegen der Absage im Vorjahr ja auch noch gar nicht auf dem Nockherberg vorgestellt.

BSZ: Wie wird denn das Setting sein?
Betz: Dazu dürfen Sie gerne ganz viele Fragen stellen, die wir alle halb elegant abbiegen werden.
Oehmann: Wir werden stark den Widerstreit des sogenannten freien Südens gegen den unfreien Ampel-Norden, den Aiwanger und Söder so gerne betonen, darstellen. Das kann man auf jeden Fall sagen.
Betz: Und wir haben ein Setting gewählt, in dem man nicht auf die alleraktuellsten Sachen in Bezug auf den Krieg eingehen muss. Weil wir festgestellt haben, dass es echt schwierig ist, in einem Singspiel was Adäquates zu einem, pardon, Scheiß-Krieg zu sagen.
Oehmann: Die Welt braucht zu diesem Thema auch nicht noch eine Meinung von Betz und Oehmann.

BSZ: Wird sich die Rekordzahl von vier parallel laufenden Untersuchungsausschüssen im Landtag auch im Singspiel wiederfinden?
Oehmann: Das darf alles der Maxi Schafroth in seiner Rede im Detail erklären. Wir haben da durchaus eine Arbeitsteilung.
Betz: Der muss ja seine Dreiviertelstunde auch irgendwie füllen.

BSZ: Wie zuversichtlich sind Sie eigentlich gut zwei Wochen vor dem Termin, dass der Nockherberg 2023 nach zwei Absagen und einer Digitalvariante – schuld waren Corona und der russische Angriff auf die Ukraine – diesmal tatsächlich so richtig stattfinden kann?
Betz: 2020 vor der ersten Absage hätte ich diese Frage nicht verstanden. Aber wir sind jetzt ja schon katastrophenerprobt.
Oehmann: Ich habe heute extra noch mal die internationale Lage abgeklärt. Es ist zwar alles furchtbar, aber momentan sieht es nicht nach Absage aus.

BSZ: Immerhin: Eine Verschiebung haben Sie trotzdem hinter sich. Das Nockherberg-Derblecken wurde auf einen Freitag gelegt. Wegen des Champions-League-Heimspiels des von Paulaner gesponserten FC Bayern mussten Sie den 3. März nehmen.
Oehmann: Das ist von vielen so hochgehängt worden. Paulaner kann mit dem BR den Termin ausmachen, wie es die Brauerei will. Das ist ihr gutes Recht. Und viele Politiker wollen auch gerne beides sehen: Fußball und den Nockherberg. Das ist doch verständlich.
Betz: Ich finde den Freitag sogar besser als zum Beispiel den Dienstag. Wir hatten auch schon mal wegen eines Bayern-Spieles die Verschiebung auf einen Dienstag. Das war so lala.

BSZ: Heißt, künftig findet der Nockherberg immer freitags statt.
Oehmann: Wir bestimmen das ja am allerwenigsten. Wir nehmen es, wie es kommt.
Betz: Genau.

BSZ: Und wie wird Ihrer Prognose nach die Landtagswahl ausgehen?
Betz: Wenn ich jetzt Geld setzen müsste, würde ich darauf setzen, das alles beim Alten bleibt. Eine Koalition der CSU mit den Freien Wählern, die CSU aber mit ein paar Prozentpunkten mehr.
Oehmann: Und ich lege noch einen Hunderter drauf, dass es so sein wird. Das ist ja das Langweilige am Landtagswahlkampf: dass der Ausgang alles andere als knapp sein wird.
(Interview: Thorsten Stark)
 

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