Politik

Der Deutsche Ethikrat warnt davor, die Verantwortung für den Klimawandel einfach nur beim Einzelnen und dessen Konsumentscheidungen abzuladen. (Foto: dpa/Julian Stratenschulte)

13.03.2024

Ethikrat sieht Staat und jeden Einzelnen in der Pflicht

Die Erde wird immer wärmer, die Folgen sind zu spüren. Doch was folgt daraus? Der Deutsche Ethikrat warnt davor, die Verantwortung einfach nur beim Einzelnen und dessen Konsumentscheidungen abzuladen

Der Deutsche Ethikrat nimmt beim Kampf gegen die Erderwärmung zunächst den Staat in die Pflicht, aber auch jeden Einzelnen. "Eine moralische Kritik an Entscheidungen im Bereich der privaten Lebensführung und des Konsums ist kein Ersatz für notwendige politische Maßnahmen", schreibt der Rat in einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Stellungnahme zum Thema Klimagerechtigkeit. 

Bei Fragen der Klimagerechtigkeit geht es darum, wie der Umgang mit dem Klimawandel möglichst gerecht zu gestalten ist, und zwar sowohl mit Blick auf die Folgen der Erderwärmung als auch auf die Kosten oder Belastungen, die Handeln dagegen mit sich bringen kann. 

"Ungebremste Erderwärmung hätte katastrophale Folgen"

"Es ist unangemessen, wenn staatliche Akteure von Individuen emissionsärmeren Konsum erwarten, solange innerhalb der vom selben Staat gewollten und unterstützten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die Voraussetzungen dafür zu einem guten Teil nicht erfüllt sind oder sogar konterkariert werden, so dass emissionsärmeres Handeln in vielen Feldern immer noch "moralisches Heldentum" verlangt", schreibt der Ethikrat. 

Das entbinde aber nicht von "einer individuellen moralischen Mitwirkungspflicht". Man solle über "das persönliche Verhalten, die eigene Lebensweise und das eigene zivilgesellschaftliche Engagement" auch unabhängig von staatlichen Vorgaben nachdenken und dies entsprechend ändern - "im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und Zumutbarkeiten". 

Es bestünden "keine vernünftigen Zweifel mehr", dass die Erde sich durch menschlichen Einfluss und insbesondere die Verbrennung fossiler Energieträger erwärme, betont der Rat schon zu Beginn seiner fast 130 Seiten umfassenden Stellungnahme. "Eine ungebremste weitere Erderwärmung hätte katastrophale Folgen."

"Lasten und Pflichten im Kampf gegen den Klimawandel sollten so verteilt werden, dass möglichst alle Menschen jetzt und in Zukunft die Mindestvoraussetzungen für ein gutes und gelingendes Leben erreichen können", schreibt der Ethikrat in einer Pressemitteilung. "Die Bedürfnisse von Menschen, die davon noch am weitesten entfernt und am stärksten vom Klimawandel belastet sind, sollten dabei vorrangig berücksichtigt werden."

Distanzierung von drei Mitgliedern

Drei Mitglieder distanzierten sich mit einem Sondervotum teilweise von den Schlussfolgerungen des Rats. Dieser berücksichtige zu wenig die Rolle von Innovationen, bleibe in seiner Argumentation teils zu vage und müsse sich einen "überschießenden und tendenziell illiberalen Moralismus" vorwerfen lassen, wenn er einzelnen Bürgern "eine moralische Mitwirkungspflicht" auferlege, sich gesellschaftlich gegen den Klimawandel zu engagieren.

Der Deutsche Ethikrat ist ein unabhängiges, derzeit 24-köpfiges Gremium, das die Bundesregierung und den Bundestag berät und gesellschaftliche Diskussionen fördern soll. Er befasst sich mit ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen. Die Mitglieder sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreter von Verbänden. (Martina Herzog, dpa)

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