Sie sind die Hoffnungsträger der Wirtschaft: Start-ups sorgen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen für zukunftssichere Arbeitsplätze und damit für Wohlstand.
Doch die Corona-Pandemie trifft auch die Start-up-Landschaft hart. Laut des gerade veröffentlichten Start-up-Monitors 2020 sehen sich 75 Prozent der jungen Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt. Dazu kommt: Die Corona-Krise verschärft das Problem fehlender Geldgeber, die das Wagnis der Start-up-Finanzierung eingehen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warnt: „Diesen Unternehmen wird auf absehbare Zeit der Stecker gezogen, wenn Kapital eingefroren wird und Finanzierungsrunden ausfallen.“ Nötig sei mehr staatliches Engagement und Risikobereitschaft, um die Durchfinanzierung von Start-ups deutlich zu verbessern, so Aiwanger.
Den Anfang machten die neu geschaffenen Schnellkredite und Corona-Schutzschirm-Kredite bei der LfA Förderbank Bayern. Die richten sich auch ganz bewusst an junge Unternehmen. Vor einigen Wochen startete die zweite Säule der Bundeshilfen, um Start-ups neue staatliche Beteiligungsangebote zur Verfügung zu stellen. Mit dem Start-up Shield Bayern sind bis zu 800.000 Euro als Beteiligung in Form eines Wandeldarlehens möglich. In den kommenden Tagen soll laut Aiwanger außerdem der Bayern-Fonds an den Start gehen. Die darin enthaltenen 46 Milliarden Euro stehen auch Start-ups zur Verfügung.
Freistaat ist ein gutes Pflaster
Aber ob das reicht? Für Start-ups ist der Freistaat grundsätzlich ein gutes Pflaster. Allein durch BayStartUP, einem Programm des Freistaats, sind Unternehmen mit über 13.100 Mitarbeiter*innen am Markt aktiv und erwirtschafteten 2017 einen Umsatz von fast 1,4 Milliarden Euro. Im Start-up-Monitor kommt der Freistaat, was die Neugründungen betrifft, auf Platz vier – hinter Nordrhein-Westfalen, Berlin und Baden-Württemberg.
Zu Corona kommt aber ein altbekanntes Problem – nicht nur für Startups in Bayern: Für Unternehmensgründungen stehen zwar ausreichend Fördermittel zur Verfügung. Doch wollen Unternehmen nach überstandener Startphase wachsen, finden sie für weitere Finanzierungsrunden oft nur mit großen Mühen Investoren. Die Folge: Viele greifen auf ausländische Investoren und Staatsfonds zurück. Das aber birgt die Gefahr, dass aus ursprünglich bayerischen rasch chinesische oder US-amerikanische Unternehmen werden. Aiwanger beklagt schon lange, dass junge Unternehmen hierzulande oft allein gelassen werden: „Internationale Geldgeber nutzen diese Chance und picken sich dann die Rosinen raus.“
So hat sich zum Beispiel das Startup Lilium aus Weßling im Landkreis Starnberg im Frühjahr 224 Millionen Euro von Investoren gesichert. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde vom chinesischen Technologiekonzern Tencent. Mit dem Geld will Lilium die Entwicklung seiner Flugtaxis bis zur Serienproduktion vorantreiben. 2025 soll es so weit sein.
17 Millionen Euro eingesammelt
Ebenfalls auf ausländisches Kapital setzt das Erlanger Unternehmen Hydrogenious Technologies, das ein System zur sicheren Speicherung und zum sicheren Transport des hochexplosiven Wasserstoffs entwickelt hat. Anfang Mai haben Royal Vopak aus den Niederlanden, die japanische Mitsubishi Corporation und der Polymerwerkstoff-Spezialist Covestro aus Leverkusen 17 Millionen Euro Beteiligungskapital in das innovative Unternehmen gesteckt.
Um die Abhängigkeit von ausländischem Wagniskapital zu reduzieren, fordert Aiwanger mehr Engagement vom Bund. Er müsse die Rahmenbedingungen für Venture-Capital-Fonds, die bevorzugt in innovative Start-ups investieren, ändern. „Beispielsweise indem deren Verwaltungsleistungen von der Umsatzsteuer befreit werden und Verluste steuerlich besser berücksichtigt werden.“ Außerdem fordert Aiwanger einen staatlich unterstützten Dachfonds, mit dem institutionelle Anleger wie Banken und Versicherungen gezielt in vielversprechende Start-ups investieren könnten.
Der Freistaat selbst beteiligt sich über die LfA-Tochter Bayern Kapital bereits an Finanzierungsrunden. Seit 1995 sind über unterschiedliche Fonds rund 330 Millionen Euro in bayerische Start-ups investiert worden. „Dieses Engagement wollen wir ausbauen. Denn viel hilft viel, gerade bei Start-ups“, betont Aiwanger.
Und dann gibt es natürlich auch die Start-ups, die der Krise mit neuen Ideen begegnen: zum Beispiel die Münchner Firma Loewi, die eigentlich auf personalisierte Ernährung spezialisiert ist, basierend auf Bluttests. Sie hat jetzt einen Corona-Antikörpertest auf den Markt gebracht.
(Ralph Schweinfurth)
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