Politik

12.06.2020

Freibäder und Thermen: Getrübtes Vergnügen

Ein Kommentar von André Paul

Seit Montag, 8. Juni, dürfen in Bayern die Freibäder wieder öffnen. Doch das Vergnügen hält sich in Grenzen, ein Großteil der Einrichtungen blieb noch geschlossen. Denn die fünfte Infektionsschutzmaßnahmenverordnung lag erst am 29. Mai vor – zu wenig Zeit, für die Betroffenen, die in nur einer Woche ein praktikables Hygienekonzept hätten erstellen müssen. Normalerweise dauert die Vorbereitung auf die Saison gut einen Monat.

Zu Recht sind viele Bademeister*innen sauer aufs Gesundheitsministerium. Denn das lässt sie mit der konkreten Umsetzung weitgehend allein. Die Verordnung fordert lediglich, dass „die Zahl der gleichzeitig anwesenden Badegäste nicht höher ist als eine Person je 20 Quadratmeter Fläche der für Badegäste zugänglichen Bereiche einschließlich der Becken“. Aber wie viele Badegäste dürfen nun gleichzeitig schwimmen, wie viele müssen auf der Liegewiese bleiben? In welchem Abstand soll man zueinander im Wasser kraulen? Wie lange überhaupt? Antworten darauf: Fehlanzeige.

Man kann von Bademeistern nicht verlangen, dass sie selbst herumrecherchieren, was sie beachten müssen

Welcher Bademeister bitte kann wissen, dass es noch den ausführlicheren Pandemieplan Bäder der Deutschen Gesellschaft für Badewesen gibt? Dort finden sich etwas konkretere Formulierungen, doch es bleiben auch hier Fragen offen. Zum Beispiel zur Regelung des Eintritts. Was einige Kommunen übers Ziel hinausschießen lässt. Mitunter sind da übereifrige Verwaltungsangestellte am Werk, die es besonders vorbildlich machen wollen. Unterm Strich: wenig Badevergnügen, viel Gängelei. Vielen Kommunen wäre es wohl am liebsten, die Leute blieben gleich daheim. Ist ja eh nur ein Zuschussgeschäft.

Und dann noch der Unfug mit den bis auf Weiteres geschlossenen Innenbereichen der Thermen. Dabei ist inzwischen belegt, dass Coronaviren feucht-warme Luft deutlich weniger mögen als trocken-kühle. In Österreich haben Politik und Verwaltung das kapiert, deshalb sind die Thermen dort auch schon seit einer Woche geöffnet. Viele Menschen in Bayern sind in Kurzarbeit, können womöglich gar ihren Job verlieren. Frei- und Hallenbäder sind eine der wenigen Vergnügungen, die sie sich noch leisten können. Die Staatsregierung, aber auch die Kommunen, sollten das mit vernünftigen Vorschriften ermöglichen.

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