Politik

16.06.2017

Freiwillig wird das nix

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Seit zwei Jahrzehnten ist das Problem bekannt: Die Nitratwerte in Bayerns Grundwasser sind viel zu hoch. Hauptursache ist der übermäßige Einsatz von Dünger in der Landwirtschaft, vor allem von Gülle. Und was hat sich seither getan? Nichts. Zumindest nichts, was die Wasserqualität verbessert hätte.

Denn eine Trendwende ist nur möglich, wenn Bayerns Bauern weniger düngen. Also nur dann, wenn sie sich mit weniger Ertrag zufrieden geben. Dieser Preis aber ist den Landwirten zu hoch. Und die Staatsregierung gibt klein bei: Sie setzt auf freiwillige Maßnahmen statt auf strengere Gesetze. Gerade erst hat sie mit Landwirten und Wasserversorgern einen Wasserpakt geschlossen. Einzig konkrete Maßnahme: Die Zahl der Wasserberater wird auf 36 verdoppelt.

Wer zahlt für die Aufbereitung? Leider nicht diejenigen,
die den Schaden verursachen. Sondern die Verbraucher


Dabei sollte die Zeit freiwilliger Selbstverpflichtungen vorbei sein: Denn auch das Grundwasser, das speziell als Trinkwasser vorgesehen ist, enthält zu viel Nitrat. Das bayerische Landesamt für Umwelt stuft knapp 20 Prozent davon als belastet bis stark belastet ein. Ein Drittel des als Trinkwasser vorgesehenen Grundwassers muss erst aufbereitet werden, bevor es zum Verbraucher gelangt. Sonst drohen Gesundheitsgefahren: Nitrat kann, umgewandelt zu Nitrit, den Sauerstoffgehalt im Blut blockieren. Außerdem steht es im Verdacht, in zu hohen Konzentrationen krebserregend zu sein. Die Zeche für die teure Aufbereitung zahlen aber nicht die Verursacher, sondern die Verbraucher.

Um bis zu 45 Prozent könnte der Preis für sauberes Trinkwasser in Deutschland bald steigen, warnt das Umweltbundesamt. Auf eine vierköpfige Familie kämen Mehrkosten von bis zu 134 Euro im Jahr zu.

Immerhin: Kürzlich wurde vom Bund eine neue Düngeverordnung verabschiedet. Sie enthält unter anderem Obergrenzen für die Stickstoffdüngung in belasteten Gebieten. Sechs Jahre wurde – auch mit dem Bauernverband – heftig gestritten, einige Verschärfungen wurden gestrichen. Ob dieser Kompromiss reicht, muss sich zeigen. In Bayern will man in vier Jahren prüfen, was die Freiwilligkeit bringt. Vier Jahre, die für den Verbraucher teuer werden könnten. Dabei sind sich Wissenschaftler einig: Die Schadstoffe zu entfernen ist langfristig teurer, als die Belastung zu vermeiden. Die Frage ist halt nur, für wen.

Kommentare (1)

  1. Alex P. am 19.06.2017
    Nur Geschwurbel und Geseiere der Politiker gegenüber dem Bauernverband. Fruchtlose Ideen wie man die Bauern = potenzielle Wähler, nicht verärgert und, ach ja, jetzt warten wir mal 4 Jahre, wie´s dann mit dem Trinkwasser ausschaut. Ach ja, die Wahl steht ja an. Aber nach der Wahl ist ja vor der Wahl.

    So wie bei den Luftwerten in München. Ändern duad sich nix, zefix.
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