Politik

"Wir bitten die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen", schrieb das Kultusministerium später. (Screenshot: BSZ)

11.12.2020

Hürden beim Homeschooling

Seit Monaten fehlt eine datenschutzkonforme Software, die Lernplattform Mebis ist überlastet – jetzt hofft man auf Februar

Wut und Verzweiflung in den sozialen Netzwerken: Am Mittwoch mussten 640 000 der 1,7 Millionen bayerischen Schüler*innen in den Wechsel- beziehungsweise Distanzunterricht. Pünktlich zu Schulbeginn um acht Uhr war dann das Internetportal des bayerischen Kultusministeriums Mebis für zweieinhalb Stunden offline. Dort können Lehrkräfte Unterrichtsmaterialien und Übungsaufgaben einstellen. Noch am Abend häuften sich Beschwerden über lange Ladezeiten. Als Ursache für den Ausfall nennt das Kultusministerium einen „Caching-Fehler“, also den Ausfall eines Zwischenspeichers. „Kann es nicht zufällig sein, dass das System total veraltet ist?“, ätzt ein Nutzer auf Twitter.

Tatsächlich sind die Probleme nicht neu. Schon zu Beginn der Corona-Krise kam die Mebis-Plattform wegen des Nutzeransturms häufig ins Stocken, im März brach sie wegen eines Hackerangriffs zusammen. Das Kultusministerium hat daraufhin die Anzahl der Server von sechs auf 28 erhöht und die Leistungsfähigkeit verzehnfacht. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Mebis „bei stark erhöhten Zugriffszahlen bisweilen nur eingeschränkt erreichbar“ ist, heißt es aus dem Ministerium. Auch eine Sicherheitslücke, die Hacker im Mai entdeckten, war drei Monate später noch nicht geschlossen. Manche Lehrkräfte vermuten hinter dem jüngsten Vorfall ebenfalls einen Hackerangriff.

Manche Schulen verschicken Aufgaben noch per Post

Auch beim digitalen Austausch läuft es nicht. Manche Schulen verschicken Aufgaben noch per Post. Nur die Hälfte der 6000 Schulen in Bayern nutzt Konferenz- und Chattools – die meisten davon Programme wie Microsoft Teams. Das ist zwar bei Lehrkräften beliebt, weil es im Gegensatz zu Mebis reibungslos funktioniert. Datenschützer von Bund und Ländern kamen aber zu dem Ergebnis, dass der Einsatz in öffentlichen Einrichtungen nicht den Anforderungen des Datenschutzes entspricht. Daher wollte das Kultusministerium die Schullizenzen ursprünglich zum 31. Oktober, dann zum 31. Dezember 2020 auslaufen lassen. Weil es aber noch immer keine datenschutzkonforme Alternative gibt, wurde die Nutzung jetzt bis zum 30. April 2021 verlängert.

„Das Problem ist damit nicht gelöst, sondern nur vertagt“, klagt der Bayerische Philologenverband. Die FDP im Landtag sieht wegen der vielen Baustellen bereits den Stuhl von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wackeln, auch die Grünen stellen seine Eignung infrage. Beide Fraktionen verlangten eine langfristige Planung. Das Kultusministerium versprach auf BSZ-Anfrage eine rechtlich abgesicherte Lösung für den 22. Februar 2021 – auch das indes unter Vorbehalt. Weil vergaberechtlich noch einiges zu klären sei, könne sich das Ganze weiter verzögern, räumte ein Ministeriumssprecher ein. (David Lohmann)

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