Politik

Geschafft! Die junge Frau hat ein Ticket fürs Münchner Schyrenbad ergattert. (Foto: dpa/Matthias Balk)

25.06.2021

Hürdenlauf zum Pool

Wie Schwimmbäder dem Ansturm in der Pandemie trotzen

Endlich Sommer. Die Menschen drängen in die Freibäder, um sich abzukühlen. Doch ungebremst werden die Badegäste nicht eingelassen. Das Bayerische Infektionsschutzgesetz zwingt die Kommunen, die Besucherzahlen zu reglementieren. Nicht immer funktioniert das zur allgemeinen Zufriedenheit – auch weil die Vorgehensweise der Städte und Gemeinden ziemlich unterschiedlich ist. In vielen Kommunen kann man den Besuch nur online vorbestellen.

Besonders groß war der Ärger in München. Dort wurden die buchbaren Kontingente für den nächsten Tag bereits um Mitternacht freigeschaltet. Eltern saßen teilweise bis spät in die Nacht vor dem Computer, um sich und ihren Kindern den Badespaß zu ermöglichen. In den sozialen Netzwerken machten die Münchner*innen ihrem Frust Luft.

Und die Stadtwerke der Landeshauptstadt reagierten. Jetzt werden die Kontingente erst mittags um 12 Uhr freigeschaltet. Zudem werden im Schyren-, im Prinzregenten- und im Dantebad sogenannte Frühschwimmer-Slots eingeführt, um mehr Menschen den Besuch im Freibad zu ermöglichen. Bislang waren in München nur Buchungen für ganze Tage möglich. Dadurch waren viele Bäder faktisch nicht ausgelastet, galten aber im Internet als ausgebucht.

München ist nicht sehr kulant

Super kreativ sind die Münchner Bade-Regelungen nach wie vor nicht. In vielen kleineren Städten agiert man praktikabler. Beispielsweise im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm. Dort gibt es mehrere Slots über den Tag verteilt: von 8 bis 10 Uhr, von 10.30 bis 13.30 Uhr, von 14 bis 17 Uhr und von 17.30 bis 20 Uhr. Zwar müssen diese auch vorab online gebucht werden. Es gibt aber immer die Möglichkeit, auch noch spontan an der Kasse eine Eintrittskarte zu erwerben – wenn vorab im Internet nicht alle freien Plätze vergeben wurden.

„Gute Chancen hat man da eher in der Mittagszeit“, berichtet Betriebsleiter Thomas Roth. Der Nachmittag sei meist schnell ausgebucht, denn da kommen die Familien. Kindergarten- und Grundschulkinder dürfen nämlich noch nicht ohne Begleitung von Erwachsenen ins Freibad.
In Augsburg gibt es als Ergänzung zum Online-Buchungssystem montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr eine telefonische Reservierungsmöglichkeit. Die Anrufenden erhalten von der Servicehotline einen dreizehnstelligen Code, welcher der Kassenkraft im Bad vorzuzeigen ist. Ohne den Code kommt man aber auch in Augsburg nicht rein ins Bad.

Auch beim Freibad-Einlass zeigt sich mal wieder, dass Deutschland in der digitalen Verwaltung noch Nachholbedarf hat. Wenn jemand beispielsweise den Slot von 10.30 bis 13.30 Uhr gebucht hat – aber nach einer Stunde Schwimmen geht –, dann könnte theoretisch jemand anders noch rein. Dazu müsste aber beim Verlassen des Bades automatisch eine Meldung ans Reservierungssystem erfolgen. Klappt nirgends im Freistaat, im technikaffineren Dänemark dagegen ist das Normalität.

Security-Kräfte am Einlass

Sehr kleine Gemeinden im ländlichen Raum haben oft nicht die technischen Möglichkeiten und das entsprechende Personal, um ein Online-Reservierungssystem zu betreiben, bedauert Wilfried Schober vom Bayerischen Gemeindetag. Diese Orte praktizieren deshalb meist ein schlichtes Ampelsystem am Einlass: Grün bedeutet, es dürfen noch Badegäste rein, Rot heißt voll. Wenn jemand geht, darf dann jemand anders rein. Dadurch spart man sich zwar den Buchungsstress vorab, hat aber das Nachsehen, wenn partout niemand das Bad verlassen möchte.

Diese Erfahrung machte auch Damaris Sonn, Sprecherin der Wasserwacht Bayern. Sie wohnt in Fischbachau im Landkreis Miesbach, wo man obige Methode praktiziert. „Kürzlich habe ich mit den Kindern stundenlang vor dem Tor im Auto gewartet, bis endlich mal mehrere Leute gleichzeitig das Bad verließen“, berichtet die junge Mutter.

Die aktuellen Vorgaben „stellen die Freibäder vor hohe und vor allem unnötige bürokratische Hürden“, findet der kommunalpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Alexander Muthmann. Hier müssten praxistaugliche Lösungen entwickelt werden. Die Badbetreiber sollten selbst entscheiden dürfen, wie sie die Begrenzung der Besucherzahlen in den Griff bekommen.

Mehr individuelle Lösungen wünscht sich auch Joachim Hanisch, sportpolitischer Sprecher und Fraktionsvize der Freien Wähler im Landtag: „Nur das Online-Buchungssystem anzuwenden ist zu unflexibel.“

Weil es immer wieder Zoff mit frustrierten Badewilligen gibt, erwägt die Stadt Bayreuth, einen Sicherheitsdienst vor dem Freibad einzusetzen. Dort hatten Menschen sogar versucht, über den Zaun zu klettern. Ochsenfurt im Landkreis Würzburg, Miesbach sowie Traunreut in Oberbayern wiederum haben bereits Fakten geschaffen. Dort bewacht inzwischen Security-Personal den Einlass der Freibäder.  (André Paul)

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