Politik

Symbole der drei Religionen Islam, Judentum und Christentum (Koran mit Koranständer (von links), Kippa, Chanukka-Leuchter, Kaaba, Kreuz und Torarolle). Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) lud jetzt in Kooperation mit der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) zum interreligiösen Dialog. (Foto: dpa/Friso Gentsch)

13.09.2024

Integration gegen Hetze

Bayerns Innenminister lädt mit der Hanns-Seidel-Stiftung zum interreligiösen Dialog

Die Religionen in Bayern hatten es schon mal leichter, auch miteinander. Hetze gegen Christen, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, dazu religiös motivierte Attentate – das alarmierte Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU). Also lud er in Kooperation mit der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) zum interreligiösen Dialog, führende Vertreter der christlichen Kirchen, der jüdischen Gemeinde und der Muslime kamen.

„Wie viel Religion braucht die Demokratie?“ lautete die zu erörternde Frage. Fazit nach 3 Stunden Reden und Debatten: Die Demokratie hierzulande ist von religiösen Idealen mitgeprägt, was im Grundsatz auch gut sei. Doch müssten die Religionen stets die übergeordnete Zuständigkeit des Rechtsstaats anerkennen.

HSS-Vizin Susanne Breit-Keßler, ehedem Regionalbischöfin von München und Oberbayern, warnte davor, Religionen zu überhöhen, und verwies auf Gefahren, die ausgehen von Islamisten, radikalen jüdischen Siedlern, aber auch Christen, die das Prä des Staates nicht anerkennen wollen. „Religion ist nicht automatisch mit Demokratie kompatibel“, sagte Breit-Keßler, sie trage in sich die „Versuchung des Totalitären“. Religion müsse demokratie- und diskursfähig sein und das Recht zur Pluralität der Meinungen und Lebensführungen akzeptieren, dürfe ihre Überzeugungen nicht absolut setzen, mahnt Breit-Keßler.

Mit an mancher Stelle leise vernehmbarem Grummeln erkannten die Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften diese Grundthesen an, verwiesen auf ihr demokratieförderndes Wirken. Es gab aber auch Appelle an den Staat zum Schutz der Religionen. So beklagte Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, den massiv wachsenden Antisemitismus. „Der Wind weht uns in einer Schärfe entgegen, die ich mir nicht habe vorstellen können“, sagte er. Fast gleichlautend äußerte sich Benjamin Idriz, Imam der islamischen Gemeinde Penzberg. Er berichtete von Ausgrenzung und fehlender Augenhöhe im Dialog, verwies auf zunehmende Islamfeindlichkeit. „Muslimisches Leben in Deutschland muss geschützt werden“, betonte er. Idriz rief alle Glaubensgemeinschaften auf, demokratische Werte und religiöse Ideale gemeinsam zu verteidigen.

Aus dem Auditorium heraus meldete sich Karl Freller zu Wort. Der Direktor der bayerischen Gedenkstättenstiftung warnte, in vielen Bevölkerungsgruppen gewännen die Spalter an Einfluss. Herrmann will den Dialog fortsetzen. „Ohne das gelingende Miteinander in religiösen Fragen wird es eng für unsere Demokratie“, sagte er. Aber: „Die großen Weltreligionen stehen für Frieden, Nächstenliebe und Achtung vor der Würde jedes und jeder Einzelnen. Ein einzigartiges ethisches Fundament.“ (Jürgen Umlauft)
 

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