Politik

Bis Gasthermen komplett mit Wasserstoff betrieben werden können, dürften noch ein paar Jahre ins Land gehen. (Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch)

28.07.2023

Der Austausch kann sich lohnen

Viele Leute bauen jetzt neue Gasheizungen ein – was bringt das?

Der Wirbel rund um das Heizungsgesetz hat die Menschen aufgeschreckt. Nachdem sich die Sache in Deutschland etwas beruhigt hat, droht neues Ungemach aus Brüssel.

Pläne von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU/EVP) zielen auf ein viel strengeres Heizungsverbot ab, als es in Deutschland diskutiert wurde. So will die EU-Kommission die Ökodesign-Richtlinie verschärfen. Durch die Anhebung des Energieeffizienzgrenzwerts von Heizgeräten auf 115 Prozent wäre dem Verkauf neuer Einzelheizkessel für fossile Brennstoffe ein Ende gesetzt. Denn aus einer Kilowattstunde Strom, Gas oder Öl müssen dann 1,15 Kilowattstunden Wärme entstehen. Es ist eine Vorgabe, die nach aktuellem technischen Stand derzeit allein Wärmepumpen erfüllen würden. Letztlich wäre das ein Wärmepumpenzwang durch die Hintertür und somit ein indirektes Öl- und Gasheizungsverbot in ganz Europa.
Gegen diese Pläne hat sich jetzt auch der bayerische FDP-Vorsitzende Martin Hagen gewandt. In einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) appelliert er, dass dieser sich gegen das EU-Vorhaben einsetzen soll.

Vor dem Hintergrund der EU-Pläne dürften wohl noch mehr Menschen ihre alte Heizung erneuern, bevor das möglicherweise verboten wird. Der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern verzeichnete bereits für das erste Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Absatzplus von 10 Prozent bei Gasheizungen und von 100 Prozent bei Ölheizungen –  wegen der Unsicherheiten rund um das kommende deutsche Heizungsgesetz.

Nachfrage hat angezogen

Auch beim führenden bayerischen Heizungshersteller Wolf GmbH aus Mainburg (Landkreis Kelheim) ist der Bedarf an neuen Gasheizungen zu spüren. „Ja, die Nachfrage nach Gasbrennwertgeräten hat merklich angezogen“, sagt Pressesprecher Karl-Heinz Knoll.

Die Vaillant Group aus dem nordrhein-westfälischen Remscheid verzeichnet ebenfalls eine höhere Nachfrage nach Gasheizungen. Die Bosch Home Comfort Group aus dem hessischen Wetzlar veröffentlicht dagegen keine Absatzzahlen.

Mit einer neuen Gasheizung könnten die Menschen aber in eine Kostenfalle laufen. Denn die CO2-Bepreisung für Gas soll in den nächsten Jahren sukzessive angehoben werden, was höhere Gaspreise zur Folge haben wird. „Solange Gasbrennwertgeräte noch erlaubt sind, wird Wolf seinen Kunden hocheffiziente, auch hybridfähige Gasbrennwertgeräte anbieten“, versichert Pressesprecher Knoll. Diese sind heute schon für den Betrieb mit bis zu 20 Prozent Wasserstoff oder 100 Prozent Biomethan vorbereitet.

Kein Anschluss- und Benutzungszwang

Eine neue Gasheizung kostet je nach Gebäude- und Leistungstyp sowie Region in Bayern zwischen 12.000 und 18.000 Euro. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Um- beziehungsweise Einbauleistungen für die neue Heizanlage. Auch die Frage, ob es sich um reine Wärmeerzeugung oder auch um Wärmeverteilung handelt, beeinflusst den Preis.

Betreiben kann man die neue Gasheizung dann aber problemlos. Denn selbst wenn im Zuge der kommunalen Wärmeplanung, zu der der Bund Städte und Gemeinden via Heizungsgesetz verpflichten will, die Fern- und Nahwärmenetze ausgebaut werden, besteht kein Anschluss- und Benutzungszwang. Diesen könnten die Kommunen aber per Satzung beschließen. In Bayern wäre das im Unterschied zu allen anderen Bundesländern nur in Neubau- und Sanierungsgebieten möglich. Florian Bieberbach, Chef der Stadtwerke München, hält allerdings nichts von so einem Zwang. Er setzt auf freiwillige Nachfrage.

Eine kaputte Gasheizung jetzt gegen eine neue zu tauschen, ist jedenfalls nicht falsch. Denn mit einem neuen Gasbrennwertgerät lässt sich erheblich Erdgas sparen. „Man sollte aber darauf achten, dass die neue Heizung wasserstofftauglich ist“, sagt Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern. „H2-ready“ heißt das im Fachjargon.
Und die Bundesregierung sollte endlich erklären, welche Kosten durch das Heizungsgesetz, das im Herbst verabschiedet werden soll, auf die Leute zukommen. Und, vor allem, was sie von den noch viel drastischeren Plänen der EU-Kommission hält.
(Ralph Schweinfurth)

 

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