Politik

US-Präsidenten Joe Biden hatte nach einem Besuch bemängelt, dass die Gedenkstätte umgestaltet worden sei. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

19.01.2021

KZ-Gedenkstätte Dachau würde sich über Biden-Besuch freuen

Der angehende US-Präsident Joe Biden war mehrmals in der KZ-Gedenkstätte in Dachau. Über einen Besuch äußert er sich auch in seiner Biografie - und stellt Fragen zur jetzigen Gestaltung

Die KZ-Gedenkstätte in Dachau erwartet den angehenden US-Präsidenten Joe Biden zu einem Besuch, um eventuelle Missverständnisse über das Konzept der Anlage auszuräumen. Biden habe nach einer Besichtigung im Jahr 2015 weitere Besuche mit seinen Enkeln angekündigt, sagte die Leiterin der Gedenkstätte bei München, Gabriele Hammermann, der Deutschen Presse-Agentur. "Dabei werden sich anhand des aktuellen Forschungsstandes etwaige Missverständnisse, etwa zur Funktion der Gaskammer, ausräumen lassen."

Biden hatte in seinem Buch "Versprich es mir" bemängelt, dass die Gedenkstätte seit einem vorherigen Besuch umgestaltet worden sei. "Es schien, als hätte man umgeräumt, um es für die Besucher weniger bedrückend zu machen. Die grausamen Einzelheiten waren über die Jahre abgemildert worden." Darüber hatte der "Spiegel" berichtet. Biden schreibt, die Betten in den Baracken seien ihm "sauber" und "frisch lackiert" vorgekommen. Ein Fremdenführer habe ihnen damals die einstige Gaskammer gezeigt. "Heute heißt es, in Dachau seien nie Häftlinge vergast worden, oder man hätte die Gaskammer nur wenige Male benutzt."

Anders als im Vernichtungslager Auschwitz kam es in Dachau nicht "zur massenhaften Tötung von Menschen durch Giftgas", heißt es in den Informationen der Gedenkstätte. "Es ist ungeklärt, weshalb die SS die funktionsfähige Gaskammer nicht auf diese Weise einsetzte." In den letzten zwei Kriegsjahren wurden laut Zeitzeugenberichten in mehreren Versuchsreihen Häftlinge durch Giftgas ermordet.

Hammermann betonte, sie sei nicht irritiert über Bidens Aussagen. Im Gegenteil: Für den zukünftigen Präsidenten und seine Familie habe Dachau seit mehreren Generationen eine ganz zentrale Bedeutung als Ort der Aufklärung und der Menschenrechtsbildung. Die Gedenkstätte sei am Anfang einer "langfristig angelegten und umfassenden Neukonzeption, die großen Wert auf die Vermittlung der Authentizität des Ortes und seiner Spuren legt", sagte sie. "Diese Vision dem amtierenden amerikanischen Präsidenten vorzustellen, würde für die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, KZ-Gedenkstätte Dachau eine besondere Ehre sein."
(dpa)

Kommentare (2)

  1. Jonathan am 20.01.2021
    Eine Dokumentation darf nicht weichspülen.
    Ich bin mittlerweile 60 Jahre alt aber ein Erlebnis aus meiner Schulzeit in der Abschlussklasse 1977/1978 hat mich für mein Leben geprägt. Unsere Lehrerin hat uns einen Film über ein befreites Konzentrationslager gezeigt. Kaum noch lebende abgemagerte Menschen und auch Bilder von den Toten.
    Diese Bilder gehen nicht aus dem Kopf und das ist auch richtig so. Denn jeder Mensch, nicht nur jeder Deutsche muss in seinem möglichen Rahmen alles dafür tun, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen. Wenn Bilder dabei helfen dieses Bewusstsein zu wecken kann das Zeigen dieser Bilder nur richtig sein.
    Außerdem ist es wohl unerheblich ob „nur“ Versuchsreihen in den Gaskammern stattfanden oder ob diese in vollem Umfang genutzt wurden. Auch in Dachau wurden Menschen auf das Grausamste behandelt und umgebracht.
    Ich denke, dass eine Gedenkstätte wie Dachau gut daran tut nicht nur möglichst realitätsnah zu dokumentieren was in Dachau geschah, sondern das ganze Ausmaß der Holocaustverbrechen darzulegen.
  2. Njanja am 19.01.2021
    Ich hoffe, dass es hier um einen Gastbesuch geht. Sonst klingt die Überschrift zweideutig.
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