Politik

Bis 2019 kann man sich als Testfahrer für das DLR-Forschungsprojekt "Ich entlaste Städte" bewerben. (Foto: dpa)

08.06.2018

Lieferung per Muskelkraft

Lastenräder können in Städten eine echte Transport-Alternative sein – wenn die Infrastruktur stimmt

Man sieht in Bayerns Städten immer mehr davon: Transportboxen, die durch die Straßen rollen. Bis zu 300 Kilogramm lassen sich mit Lastenrädern befördern - umweltfreundlich und ohne Staugefahr. Auch der Münchner Stefan Karcher, Betriebsleiter von Bavarian Food mit zwei Bäckereien samt Cateringangebot, wird bald mit einem firmeneigenen Lastenpedelec, einem Rad mit elektronischer Tretunterstützung, durch die Stadt kurven. Drei Monate hat er die Auto-Alternative getestet, ermöglicht durch das Forschungsprojekt "Ich entlaste Städte" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Noch bis 2019 stellt es Testfahrern bundesweit Räder zur Verfügung.

Auf über 22 Prozent schätzt das DLR das Verlagerungspotenzial auf Fahrräder im Liefer- und Wirtschaftsverkehr. Er macht in der Stadt 60 Prozent des Gesamtverkehrs aus. Karcher hat sein Testrad auch für private Einkäufe genutzt und ist überzeugt: Es kann ein Auto ersetzen. Ist die Förderzusage der Stadt da, wird seine Firma ein eigenes Lastenrad bekommen.

München fördert im Rahmen des "München emobil"-Programms nämlich auch den Kauf von Lastenpedelecs - mit 25 Prozent der Nettokosten bis maximal 1000 Euro. 1340 Förderanträge wurden schon bewilligt. Über 50 Prozent der Antragsteller waren Privatpersonen. Das Förderangebot werde vor allem von Familien mit Kindern sehr gut angenommen, erklärt Umweltreferentin Stephanie Jacobs. Aber auch im gewerblichen Bereich würden Lastenräder ein besonders hohes Verlagerungspotential aufweisen. "Gerade in der Münchner Innenstadt mit ihrer starken Flächenkonkurrenz und Stauproblematik sind Lastenräder mittel- und langfristige Alternativen im Bereich Kurier und Lieferdienste, Handwerk, Handel und Gewerbe", so Jacobs.

Ein Problem: Viele Radwege sind zu schmal

In Regensburg gibt es seit 2016 ein vergleichbares Programm, 166 geförderte Lastenräder sind dort mittlerweile auf der Straße. In Augsburg wird aktuell ebenfalls ein Elektromobilitätskonzept erarbeitet. Ob das Förderprogramm dann auch E-Lastenräder umfasst, steht allerdings noch nicht fest.

In Baden-Württemberg ist es der Staat, der E-Lastenräder bezuschusst - mit bis zu 50 Prozent und maximal 4000 Euro. Privatpersonen haben das Nachsehen. Markus Rinderspacher, Chef der Landtags-SPD, wünscht sich das Modell auch für Bayern. Für gewerbliche Lastenräder gibt es aber auch ein neues Förderprogramm des Bundes - 30 Prozent und maximal 2500 Euro werden pro Lastenrad erstattet. Für die Staatsregierung steht denn auch die Förderung der Radinfrastruktur im Vordergrund. Kommunen würden etwa für den Bau von Radabstellanlagen eine Förderung von bis zu 75 Prozent der Kosten erhalten.

Neu-Lastenradfahrer Karcher sieht gerade hinsichtlich der Radwege noch immensen Handlungsbedarf. Viele seien viel zu eng - fatal vor allem, wenn man sich den Platz mit Fußgängern teilen müsse. "Der Bremsweg eines Rads, das mit 150 Kilo beladen ist, verlängert sich enorm", warnt er. Karcher wünscht sich breite Fahrradstraßen wie in Kopenhagen.

Fahrradwege von mindestens zwei Meter Breite seien nötig, sagt Münchens Grünen-Chefin Gudrun Lux. Dafür müsse man endlich umdenken: den Autos Platz wegnehmen für einen echten Ausbau alternativer Mobilitätskonzepte. Ein kleiner Baustein dazu könnte in ihren Augen sein: Anwohnerparkausweise auch für Lastenräder zu vergeben. Ein Antrag für den Stadtrat hierfür ist in Vorbereitung.
(Angelika Kahl)

Kommentare (1)

  1. lastenradtest.de am 08.06.2018
    Vielen Dank für diesen Beitrag. Interessierte Einrichtungen und Betriebe erfahren auf https://www.lastenradtest.de/ alles zum Projekt "Ich entlaste Städte" und können sich dort auch direkt für die Testteilnahme bewerben. Ihr DLR-Lastenradteam.
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