Politik

Biertische, Bier und deftige Reden: Das zeichnet den politischen Aschermittwoch aus, der nicht nur von der CSU zelebriert wird. (Foto: dpa/Kneffel)

14.02.2024

Parteien laden zu Aschermittwoch-Stammtischen

Der politische Aschermittwoch hat eine lange Tradition. Zuallererst in Niederbayern, weshalb jedes Jahr auch viel Bundesprominenz anreist. Genau deshalb gibt es heuer eine echte Premiere

Es ist wieder so weit: Pünktlich zum Ende der Faschingszeit laden die Parteien in Niederbayern wieder vielerorts zu ihren Aschermittwoch-Kundgebungen.  Wenige Wochen vor der Europawahl poltern dann in Passau, Vilshofen, Deggendorf und Co Politiker aller Couleur mit nicht selten grenzwertig zugespitzten Parolen um die Wette und die Gunst der medialen Aufmerksamkeit.

Im Fokus dürften in diesem Jahr die aktuelle gesellschaftliche Spaltung im Umgang mit der AfD und die Arbeit der Bundesregierung stehen. Die Europawahl findet vom 6. bis 9. Juni statt, in Deutschland wird am 9. Juni abgestimmt.

Ungeachtet der auf großen wie kleinen Bühnen zur Schau gestellten Mischung aus Folklore, Brauchtum und Bier kommt es bei der traditionsreichen Veranstaltung zu einer echten Premiere. In einem kleinen Gasthaus in Passau wird Sahra Wagenknecht erstmals für ihre neu gegründete eigene Partei BSW auftreten. In früheren Jahren war sie als Spitzenfunktionärin der Linkspartei bereits beim Aschermittwoch als Rednerin zu Gast.

Premiere in kleinem Passauer Gasthaus

Wagenknecht will mit ihrem Auftritt aber nicht nur ihrer Ex-Partei Konkurrenz machen, die selbst im kleinen Örtchen Tiefenbach unter anderem mit Parteichefin Janine Wissler vor Ort ist. 
Auch die eigentlichen Platzhirsche, allen voran die CSU und die Freien Wähler, dürften den Auftritt Wagenknechts im Blick haben.

Dabei wird die CSU wie jedes Jahr für sich beanspruchen, in der Passauer Dreiländerhalle den "größten Stammtisch" des Landes auszurichten. Hauptredner ist wie jedes Jahr Parteichef Markus Söder. Die Freien Wähler um ihren Parteichef Hubert Aiwanger sind traditionell in Deggendorf zu Gast.

In Vilshofen an der Donau ist im Wolferstetter Keller wieder die SPD zu Gast - Hauptredner ist hier Parteichef Lars Klingbeil. Zu den Grünen kommt unter anderem Parteichef Omid Nouripour nach Landshut und die FDP erwartet in der Stadthalle Dingolfing ihre Europa-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Die Erwartung vieler Besucher ist klar: Es soll möglichst kräftig zur Sache gehen - und hart gegen den politischen Gegner ausgeteilt werden. Wie schnell Grenzen im kritischen, aber meist noch geradeso respektvollen Umgang miteinander vergessen werden, zeigen die juristischen Nachspiele zu Reden auf der AfD-Veranstaltung im vergangenen Jahr.  

Juristisches Nachspiel

Im Nachgang hatte Söder Bayerns AfD-Chef Stephan Protschka wegen Beleidigung angezeigt. Das Amtsgericht Deggendorf erließ einen Strafbefehl über eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen, gegen den Protschka Einspruch einlegte. Deshalb könnte im März der Prozess starten. Das dürfte aber kaum dazu führen, dass in diesem Jahr auch nur ein Aschermittwochredner der AfD in Osterhofen einen anderen Ton anschlagen wird.

Der politische Aschermittwoch hat in Bayern eine lange Tradition. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich in Vilshofen an diesem Tag die Bauern zum Viehmarkt getroffen. Dabei feilschten sie nicht nur um Tierpreise, sondern nahmen beim Bier auch die königlich-bayerische Regierung ins Visier. 1919 lud der bayerische Bauernbund anlässlich des Viehmarkts dann erstmals zu einer Kundgebung - das Politspektakel war geboren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der politische Aschermittwoch von der Bayernpartei wiederbelebt, die ihre Veranstaltung zu deftigen Angriffen auf die CSU nutzte. Die Christsozialen stiegen wenig später in die Tradition ein. Heute ist der Aschermittwoch ein mediales Politspektakel, das keine Partei auslassen kann. (Marco Hadem, Christoph Trost, Michael Donhauser, dpa)

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