Politik

07.08.2020

Party-Verbot: Und wo bleiben die Jungen?

Ein Kommentar von David Lohmann

Seit fast fünf Monaten sind Kneipen, Bars und Clubs in Bayern geschlossen. Während Erwachsene sich mit Freunden im Restaurant treffen können, fehlt jungen Menschen dazu oft das Geld. Da viele noch bei ihren Eltern wohnen, bleiben als letzte Ausweichmöglichkeit die öffentlichen Plätze. Dort wurden sie schon zu Beginn der Lockerungen regelmäßig von der Polizei verjagt. Die Regensburger Stadtregierung denkt sogar über eine nächtliche Sperrung des Donauufers nach. Jetzt ermuntert die Staatsregierung bayerische Städte zusätzlich mit Nachdruck, Alkoholverbote zu erlassen, um öffentliche Treffen gänzlich zu verhindern. Nürnberg, Augsburg und Bamberg haben den nächtlichen Alkoholverkauf bereits verboten.

Generell scheint die Politik in Bayern junge Menschen bei den Lockerungen zu benachteiligen. Während Jugendzentren wegen Corona nach wie vor verkürzte Öffnungszeiten haben, können ältere Menschen dank der gekippten Sperrstunde bis tief in die Nacht im Restaurant sitzen. Ab September dürfen wieder Großmessen stattfinden, Großveranstaltungen wie Musikfestivals bleiben aber verboten.

Erwachsene dürfen feiern, Jugendliche nicht

Erwachsene dürfen unter freiem Himmel wieder mit bis zu 200 Personen feiern, bei Jugendlichen warnt Innenminister Joachim Herrmann (CSU), sie würden „Riesen-Infektionsketten“ lostreten. Begründet wird dies damit, dass Jugendliche beim Alkoholkonsum ungehemmter seien. Das glaubt nur, wer noch nie auf einer bayerischen Hochzeit war.

Öffentlichen Raum zu beschneiden kann keine Lösung sein – zumal die jungen Menschen ja wegen der Verbote nicht allein zu Hause bleiben. Wenn städtische Plätze zu klein sind, um einen ausreichenden Infektionsschutz zu garantieren, müssen ihnen Ausgleichsflächen angeboten werden. Die Einhaltung der Hygieneregeln sollte dort nicht von Hundertschaften der Polizei, sondern von Sozialarbeitern kontrolliert werden, um Eskalationen zu vermeiden. Statt Verbote sollten Städte auf Nachtbürgermeister setzen, die bereits vor Corona in lauen Sommernächten zwischen den Interessen der Anwohner und Feiernden vermittelt haben. Auch muss die Staatsregierung endlich ein Konzept für das Nachtleben liefern – nicht nur für die jungen Menschen, sondern auch für die existenzbedrohten Szenegastronomen. Ein Normalbetrieb wird schließlich noch lange unmöglich sein.

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