Politik

Erlaubt sind Mehlwürmern, Wanderheuschrecken, Hausgrillen und die Larven des Getreideschimmelkäfers. Seit Februar dieses Jahres darf auch mit Vitamin D3 angereichertes Mehlwurmpulver verkauft werden. (Foto: dpa/Bernd Wüstneck)

21.03.2025

Pizza à la Hausgrille

Werden Lebensmittel künftig mit Insekten gestreckt? Die Staatsregierung versichert, niemand werde getäuscht

In der Europäischen Union werden immer mehr Insekten als „neuartige Lebensmittel“ zugelassen. Es begann im Rahmen der Novel-Food-Verordnung 2021 mit Mehlwürmern, danach folgten Wanderheuschrecken, Hausgrillen und die Larven des Getreideschimmelkäfers. Seit Februar dieses Jahres darf auch mit Vitamin D3 angereichertes Mehlwurmpulver verkauft werden. Die verarbeiteten Insekten können in geringen Mengen etwa Brot, Cornflakes, Pizza, Pasta, Fleisch, Keksen, Schokolade oder Getränken beigemischt werden.

Das kommt nicht überall gut an. „Früher wurde ein Lebensmittelbetrieb bei Mehlwürmern und Schaben geschlossen, heute soll es ‚in‘ sein, damit Veganer ihr tierisches Eiweiß bekommen“, schimpfte Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger auf X. Die AfD im Bundestag warnte ebenfalls vor Gesundheitsrisiken. Allerdings geht es nicht um Ungeziefer, sondern um Zuchtinsekten. Außerdem müssen vegan lebende Menschen trotz Novel-Food-Verordnung keine Tiere essen – sofern sie die neuen Produkte meiden.

Richtig ist, dass Insekten viel Eiweiß, Fett, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralien enthalten. Dennoch sollte sie natürlich niemand essen, der es nicht will. Die Europäische Kommission versichert, dass Insekten auf der Zutatenliste mit lateinischen und deutschen Namen genannt werden müssen. Entsprechende Allergiehinweise seien ebenso Pflicht. „Verbraucher dürfen nicht getäuscht oder irregeführt werden“, betont auch das bayerische Verbraucherschutzministerium. Wie viele Anbieter von Insektenfood es im Freistaat gibt, kann das Haus von Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) nicht sagen. 

Rewe und Edeka planen nicht, Insektenprodukte ins Sortiment zu nehmen

Tatsächlich brauchen sich die Menschen wohl nur wenig Sorgen machen, dass Insektenmehl künftig vielen Produkten oder Gerichten in Restaurants beigemischt wird: Für ein Streckmittel ist es viel zu teuer. Deswegen gibt es bisher auch keine solchen Produkte in größeren Supermarktketten zu kaufen. „Wir können nicht erkennen, dass es dafür aktuell einen relevanten Markt gibt“, sagt eine Sprecherin von Rewe und Penny der Staatszeitung. Auch Edeka plant keine Einführung solcher Produkte. 

Der Vegetarierverein ProVeg rät verunsicherten Kundinnen und Kunden, auf das V-Label zu achten. „Damit ist eine Herstellung mit Insekten und Insektenmehlen ausgeschlossen.“ Das gilt auch für andere tierische Inhaltsstoffe wie den Farbstoff Karmin aus Läusen und das Glanzmittel Schellack aus den Ausscheidungen von Läusen. Sie verstecken sich in der Zutatenliste hinter den Bezeichnungen E 120 beziehungsweise E 904. Der Verein fordert, anstelle von Insekten pflanzliche Proteinalternativen zu verwenden – auch aus Tierschutzgründen. (David Lohmann)

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