Politik

Das Caritas-Seniorenheim St. Franziskus in Berching kämpft mit einem Corona-Ausbruch: Vier Bewohner sind gestorben, eeitere 40 wurden positiv auf das Virus getestet. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

04.11.2020

Seniorenheime in Bayern kämpfen gegen Corona

Masken, Schutzkittel, Handschuhe, Plexiglasscheiben - Pflegeheime haben sich gut vorbereitet, um Bewohner vor dem Coronavirus zu schützen. Doch die vergangenen Tage zeigen: Die zweite Welle stoppt nicht vor den Türen

Im Freistaat häufen sich die Fälle von Corona-Infektionen in Alten- und Pflegeheimen. Im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz sind nach einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Berching vier Bewohner infolge der Infektion gestorben. Weitere 40 Bewohner wurden positiv auf das Coronavirus getestet, sagte Andrea Schödl, Sprecherin des Caritasverbands für die Diözese Eichstätt. Sechs der Infizierten befänden sich derzeit im Krankenhaus.

Laut Landratsamt seien zudem 20 Mitarbeiter des St. Franziskus Altenheims infiziert. Pflegekräfte aus anderen Caritas-Einrichtungen müssten in dem Heim aushelfen. In dem Heim gibt es 72 Einzelzimmer, alle Bewohner stünden unter Quarantäne. "Für demenzkranke Menschen mit einem großen Bewegungsdrang ist es außerordentlich schwer, in ihren Zimmern zu bleiben", sagte Schödl.

Eine aktuelle Gesamtzahl von Bewohnern aus Alten- und Pflegeheimen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, gibt es bislang noch nicht. Das Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) will in den kommenden Tagen die Zahlen nach Landkreis auswerten.

Die Corona-Ampel steht inzwischen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten auf Rot, vielerorts auch auf Dunkelrot. Das LGL meldete am Dienstag 112 535 Corona-Fälle in Bayern. Seit Montag waren im Freistaat elf Menschen an dem Virus gestorben, die Zahl stieg damit auf 2822 Todesfälle.

Auch in anderen Regionen im Freistaat steigen die Zahlen von Corona-Infizierten in Pflegeheimen. Trotz vorsorglichen Reihentestungen steckten sich in einem Pflegeheim in Markt Schwaben (Landkreis Ebersberg) fast alle Bewohner an. Das Landratsamt bestätigte am Dienstag, dass 35 der 40 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Zwei Bewohner starben. Sie hatten allerdings unter schweren Vorerkrankungen gelitten, wie eine Sprecherin des Landratsamtes mitteilte. Daneben seien die Tests bei 17 Mitarbeitern positiv gewesen.

Heimleitungen entscheiden über ein Besuchsverbot

Ein Krisenstab hat in einem Antrag um Helfer der Bundeswehr gebeten. "Die Mitarbeiter arbeiten bis an die Grenzen ihrer Kräfte", sagte Jakob Walker, der Heimleiter des Seniorenheims Walterhof laut Münchner Merkur.

In einem Alten- und Pflegeheim der schwäbischen Stadt Günzburg sind aktuell 58 Bewohner und 25 der 70 Mitarbeiter infiziert. Der Großteil der Betroffenen sei in einen stabilen Gesundheitszustand, sagte eine Sprecherin. Drei Vorerkrankte befänden sich in medizinischer Behandlung.

In Unterfranken hat es eine Einrichtung in Ochsenfurt (Landkreis Würzburg) schwer getroffen. Am Dienstag meldete das Landratsamt 76 positive Befunde von Bewohnern und Mitarbeitern. Das betroffene Haus stehe unter Quarantäne. Als Gegenmaßnahme wurden die positiv getesteten von den negativ getesteten Personen getrennt.

Ein solches Vorgehen wurde bereits im Frühjahr nach mehreren Fällen im Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg umgesetzt. Schon damals hatte die Region schmerzlich erfahren müssen, wie schnell sich das Coronavirus in Heimen ausbreiten kann: In zwei Senioreneinrichtungen starben innerhalb von etwa zehn Wochen insgesamt 40 Bewohner an Covid-19.

In Bayern entscheiden die Heimleitungen, wann ein Besuchsverbot ausgesprochen wird. Besuchszeiten während Corona sind oft mit einem Mehraufwand für das ohnehin oft eng besetzte Personal verbunden, da Angehörige registriert und in die Hygienemaßnahmen eingewiesen werden müssten.

Die Vereinigung der Pflegenden (VdPB) in Bayern kritisierte in der vergangenen Woche, dass es seit dem Frühjahr keine Verschnaufpause für das Pflegepersonal gegeben hätte. "Die ohnehin dünne Personaldecke führt schon heute dazu, dass Pflegende trotz Infektion weiterarbeiten müssen, um die Versorgung zu gewährleisten.", heißt es in einer Mitteilung der VdPB. "Es steht zu befürchten, dass sie diese massivere zweite Coronawelle nicht mehr durchstehen werden."
(Carolin Gißibl, dpa)

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