Bayerns "First Lady" Karin Baumüller-Söder hat alles im Griff: Mit einer Hand hält sie die Zügel, mit der anderen den Kopf des Pferdes eng umschlungen. So posiert sie am Mittwoch für Fotos in einer Reithalle am Nürnberger Stadtrand in eine Vielzahl von Kameras - wahrscheinlich mit einem strahlenden Lächeln, doch das verdeckt die Corona-Schutzmaske. Immer wieder klopft die 48-Jährige kräftig auf den Hals von Polizeipferd "Oskar", der trotz des Trubels um sich herum ruhig bleibt. Etwas abseits beobachtet noch jemand die Szenerie mit Maske vor dem Gesicht: Ihr fünf Jahre älterer Ehemann, Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder.
In der kurzen Liste an öffentlichen Terminen, die Baumüller-Söder seit dem Amtsantritt ihres Mannes im Frühjahr 2018 absolviert hat, ist dieser ein besonderer: Normalerweise gilt ihm das Rampenlicht. Normalerweise begleitet sie ihren Mann, diesmal ist es umgekehrt. Erst am Vorabend hatte Söder kurzfristig entschieden, dabei sein zu wollen, wenn seine Frau Schirmherrin von Bayerns Reiterstaffel wird.
"Das ist eine Form von Respekt, Sympathie und Freude auch darüber. Ich weiß, dass ihr Pferde sehr, sehr wichtig sind, dass sie das Projekt von Anfang an gut fand", sagt Söder. Seit 1999 sind die beiden verheiratet, haben drei gemeinsame Kinder.
Die Idee, Baumüller-Söder zur Patin der Reiterstaffel zu machen, geht übrigens nicht auf Söder zurück, der 2018 im Wahlkampf erstmals ankündigte, in Bayern eine 200 Pferde starke Polizeieinheit schaffen zu wollen. Nur auf Druck der Freien Wähler schrumpfte die Einheit in den Koalitionsverhandlungen am Ende auf 100 Pferde. Doch das spielt längst keine Rolle mehr. Geboren wurde der Vorschlag nach Angaben des Innenministeriums im Polizeipräsidium Mittelfranken. Und natürlich findet Söder, die Schirmherrschaft passe perfekt zu seiner Frau.
Heimspiel für Baumüller-Söder: Seit ihrer Kindheit liebt sie Pferde
Auf dem sandigen Reitplatz merkt man sofort, dass es ein Heimspiel für Baumüller-Söder ist. In schwarzer enger Jeans, weißem Blazer und Schuhen mit hohen Absätzen läuft sie durch die Halle. Seit ihrer Kindheit liebt sie Pferde, ritt früher selbst auf Springturnieren. Pferde und der Reitsport seien ihre Leidenschaft, sagt sie in ihrer kurzen Rede. "Ein Pferd an sich strahlt Anmut und Ruhe aus."
Bevor Baumüller-Söder ans Rednerpult tritt, wirkt sie angespannt. Doch die Rede gelingt. Während sie von Pferden schwärmt und Bayerns Polizei lobt, blickt ihr Mann sie die ganze Zeit von der Seite an - wie zur Bestätigung. Bei der kurzen Pressekonferenz steht Söder, der seine Frau um mindestens eineinhalb Köpfe überragt, ein paar Schritte hinter ihr. Von hier passt er auf, dass Fotografen und Kameraleute seiner Frau nicht zu nahe rücken. "Halten Sie Abstand!", sagt er ein paar Mal. Und noch einmal kommt Söder zu Wort. Vor dem Fototermin mit Pferd fragt sie ihn kurz: "Mit Maske?" "Ja", sagt Söder.
In Söders Medienstrategie sind die Rollen auch was die Familie angeht klar verteilt. Dabei gäbe es seit Söders Wahl zum Ministerpräsident zahllose Gelegenheiten für mehr mediale Präsenz von Baumüller-Söder in Zeitungen, (People-)Magazinen und natürlich im Fernsehen. In Söders Presseabteilungen in Staatskanzlei und Partei stapeln sich Anfragen.
Interviews gibt Baumüller-Söder nicht
Doch weder kleine Interviews und schon gar keine große Homestory kommen infrage: "Ich achte sehr darauf, dass Familie Familie bleibt. Bei uns gilt: Privat bleibt privat und zu Hause bleibt zu Hause", sagte Söder schon im März 2018 der Deutschen Presse-Agentur. "Ich möchte den Kindern weiter ihr normales Leben ermöglichen." Trotz der klaren Linie tauchen aber immer wieder Geschichten zu Baumüller-Söder auf - meist mit (teils) erfundenen Aussagen in People-Magazinen. Für Ärger sorgte in der Corona-Krise der erlogene Vorwurf aus dem Lager rechter Verschwörungstheoretiker, Baumüller-Söders Firma verdiene Geld mit Corona-Schutzmasken und deshalb setze Söder auf die Tragepflicht.
Auch ohne Interviews muss Baumüller-Söder keine Langeweile fürchten. Im Gegenteil. Neben der Familie daheim führt sie zusammen mit ihrem Bruder seit Jahren die Baumüller-Gruppe, einen großen Hersteller elektrischer Antriebs- und Automatisierungssysteme mit rund 1800 Mitarbeitern an Produktionsstandorten im In- und Ausland.
Und so beschränken sich Baumüller-Söders wenige mediale Auftritte auf die an der Seite ihres Mannes. Mal beim Fasching, mal bei einem Volksfestumzug oder - und dann auch lieber ohne Kameras - bei Söders großem Empfang der Ministerpräsidentenkonferenz auf Schloss Elmau. Dass sich daran auch künftig nichts ändern wird, zeigt sich dann auch am Ende des Termins in der Reithalle. Kaum sind die Bilder mit den Pferden im Kasten, steht wieder Söder vor den Kameras. Seine Frau wartet geduldig an der Seite, bis ihr Mann fertig ist - wie fast immer.
(Irena Güttel und Marco Hadem, dpa)
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