Politik

Nach der Antragstellung kann es dauern bis die Antwort kommt. (Foto: BSZ)

07.05.2020

Soforthilfe mit Verspätung

Ministerpräsident Söder war der erste Länderchef, der in der Corona-Krise Soforthilfe für die Wirtschaft angekündigt hatte. Das Programm stößt auf so großes Echo, dass die Behörden überlastet sind - die Soforthilfe kommt nicht sofort

Bei der versprochenen Corona-Soforthilfe für mittelständische Wirtschaft und Künstler kommt es zu teilweise wochenlangen Verspätungen. Das Programm stößt auf so großen Widerhall, dass die sieben Bezirksregierungen und die Landeshauptstadt München mit der Bearbeitung der Anträge Mühe haben. Nach aktuellen Angaben des Wirtschaftsministeriums sind 225 000 Anträge bereits bearbeitet und 1,3 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Doch sind insgesamt gut 430 000 Anträge gestellt worden, davon viele mutmaßlich doppelt - das erste Mal in Papierform und ein zweites Mal elektronisch. Das Ministerium schätzt, dass es am Ende nach der Bereinigung netto etwa 300 000 Hilfsanträge sein werden.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatten im März schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen. O-Ton Aiwanger: "Soforthilfe heißt: schnell Geld raus." Der Bund der Selbstständigen (BdS) hat dazu 1800 seiner Mitglieder befragt, von denen die Hälfte derjenigen, die einen Antrag gestellt hatten, bislang nur die Eingangsbestätigung erhalten haben - nicht aber einen Bescheid. Bei selbstständigen Künstlern, die ebenfalls Soforthilfe beantragen können, gibt es ähnliche Probleme.

"Politiker müssen sich an ihren Worten messen lassen", sagt dazu BdS-Sprecher Thomas Perzl. "Wir wollen, dass Soforthilfe auch so genannt werden kann, weil sie sofort gezahlt wird."

Die Schwierigkeiten sind zumindest zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Hilfen sehr schnell ins Leben gerufen und anschließend die Antragsbedingungen mehrfach geändert wurden.

Künstler können immer noch keinen Antrag stellen

So war die Staatsregierung mit der Ankündigung der Soforthilfe für die Wirtschaft schneller als der Bund. Nachdem Berlin mit einem Bundes-Hilfsprogramm nachzog, wurden beide Programme kombiniert; Unternehmen und die Angehörigen freier Berufe konnten ihre Anträge neu stellen, um höhere Zuschüsse zu bekommen.

Ursprünglich sollte eigenes Vermögen angerechnet werden, später nicht mehr. Seit 20. April gibt es auch ein eigenes bayerisches Hilfsprogramm für Künstler, das bislang aber nicht aus den Startlöchern gekommen ist - Anträge können bisher nicht gestellt werden.

Aus der Kulturszene kommen ganz ähnliche Rückmeldungen wie aus der Wirtschaft: "Bei den Erstantragstellungen vom März zeigten sich einerseits sehr positive Rückmeldungen, bei einigen Mitgliedern waren die Gelder sofort auf dem Konto", berichtet Andrea Fink, die Geschäftsführerin des Tonkünstlerverbands. "Andererseits teilten uns auch Mitglieder mit, dass weder Eingänge bestätigt, noch Rückmeldungen kamen und viele bis heute auf Gelder warten."
'
Ein Beispiel aus München: Einen Antrag vom 22. März beantwortete die Wirtschaftsförderung am 1. Mai: "Aufgrund der sehr hohen Antragszahlen war eine frühere Rückmeldung leider nicht möglich", heißt es in dem Formbrief - verbunden mit der Empfehlung, den Antrag ein zweites Mal elektronisch einzureichen.

Der Tonkünstlerverband berichtet, dass die Musiker, die Anträge stellten, sich oft über die Formalien im Unklaren waren. "Dazu kommt die weitere Verwirrung durch die einheitliche Antragstellung und die wechselseitige Verrechnung zwischen Bayern und Bund, das verstehen die Antragsteller nicht", sagt Fink. Allerdings füllten demnach auch nicht alle Antragsteller die Formulare richtig aus.

Das Wirtschaftsministerium antwortet auf die Kritik, dass die Behörden ihr Bestes täten. Bayernweit sind 1400 Mitarbeiter mit den Hilfsanträgen beschäftigt, die auch sonn- und feiertags arbeiten.

"Insbesondere die bis zum 31. März als PDF oder schriftlich eingereichten Anträge waren beziehungsweise sind zum Teil zu mehr als 30 Prozent unvollständig, unleserlich und fehlerhaft", heißt es in der Antwort des Ministeriums. "Trotz erklärender Hinweise und auf ein notwendiges Minimum beschränkter Zahl von Eingabefeldern liegt die Fehlerquote auch bei den von den Antragstellern im Online-Tool eingegebenen Daten bei 20 Prozent." Die Bearbeitungsdauer hänge in erster Linie von der Sorgfalt der Antragssteller ab. (dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.