Politik

08.02.2024

Sollen Schulskilager wegen des Klimawandels abgeschafft werden?

Sind Schulskilager angesichts des Klimawandels noch zeitgemäß? Nein, sagt Richard Mergner, der Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern. Anderer Meinung ist da Herbert John, der Präsident des Bayerischen Skiverbands

JA

Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern

Für den Bund Naturschutz ist das Alpin-Skifahren kein umweltfreundlicher, zukunftsfähiger Breitensport mehr. Aufgrund des Klimawandels werden inzwischen fast überall Schneekanonen mit großen Speicherbecken benötigt, diese verursachen umfangreiche Baumaßnahmen am Berg sowie einen erheblichen Energie- und Wasserbedarf. Dazu kommen oft weite Anreisen mit dem Pkw: Etwa 75 Prozent der CO2-Emissionen des Wintertourismus kommen aus dem Verkehr. Die Diskrepanz zwischen den Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise und den Auswirkungen des Skibetriebs ist also enorm. 
Womit wir beim Skinachwuchs wären. Ich frage mich: Warum soll ein Kind im Angesicht der Klimaerwärmung, durch die in naher Zukunft ein Skibetrieb ohnehin kaum mehr möglich ist, noch in der Schule Skifahren lernen? Von den erheblichen Kosten für die Skilager, die für viele Familien eine große Belastung darstellen, ganz abgesehen. 

Sport ist enorm wichtig für die Gesundheit und die körperliche Entwicklung von Kindern. Aber anstatt einen Sport zu erlernen, der schon jetzt nur mit einem enormen, umweltschädlichen Aufwand möglich ist, sollte das Augenmerk auf naturverträglichere Winteraktivitäten gelenkt werden, die man im eigenen Wohnumfeld ausüben kann. Das kann zum Beispiel Skilanglauf auf naturbelassenen Strecken sein, wenn Schnee liegt. Durch die zunehmend milden Winter rücken aber auch andere Freiluftaktivitäten wie Radfahren oder Wandern wieder in den Fokus. Kein Kind wird eine unglücklichere oder weniger erfüllende Kindheit haben, nur weil es nicht Ski fahren kann.

Als adäquaten Ersatz für die Skilager an den Schulen könnten Wintererlebniswochen eingeführt werden. Wen es unbedingt in die Ferne zieht, für den böten hierfür die Bergsteigerdörfer die idealen Voraussetzungen. In einem Gesamtangebot aus Wintersport und nachhaltigen Naturerlebnissen sieht der BN ein tragfähiges zukunftsorientiertes Lernkonzept. 

NEIN

Herbert John, Präsident des Bayerischen Skiverbands

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zwei äußerst wichtige Anliegen thematisieren: den Schutz unserer Umwelt und die Förderung der physischen sowie psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen. Der Bayerische Skiverband (BSV) ist sich der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, vollkommen bewusst und setzt sich aktiv für einen umweltbewussten Wintersport ein.

Schulskilager bieten eine einzigartige Gelegenheit, junge Menschen für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Durch direkte Erlebnisse in der Natur erfahren sie die Bedeutung der Bewahrung natürlicher Ressourcen und eines nachhaltigen Umgangs mit unserer Umwelt. Die Integration von Umweltbildung in den Kontext des Wintersports leistet somit einen wesentlichen Beitrag zum Umweltbewusstsein und zur nachhaltigen Entwicklung. Darüber hinaus betonen wir die vielfältigen positiven Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Schulskilager und Wintersporttage fördern nicht nur motorische Fähigkeiten und die Gesundheit, sondern sorgen für Erfolgserlebnisse, stärken das Selbstvertrauen, fördern soziale Kompetenzen und das Gemeinschaftsgefühl.

Statt einer Abschaffung plädieren wir für eine weitere Anpassung und Sensibilisierung hinsichtlich umweltfreundlicher und nachhaltiger Praktiken bei der Durchführung von Schulskilagern. Wir wollen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur fördern und gleichzeitig den pädagogischen und gesundheitlichen Nutzen für unsere Jugend erhalten. Kinder müssen erleben, wie sie sich in der Natur bewegen können, auch im Winter. Vorträge darüber sind nicht nachhaltig. Der BSV ist bereit, in diesem Prozess eine führende Rolle einzunehmen und gemeinsam mit Schulen, Eltern und politischen Entscheidungsträgern nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die sowohl den Klimaschutz als auch die Bedeutung des Wintersports für unsere Gesellschaft berücksichtigen. 

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