Politik

Auch Unterrichtsmaterialien werden öfter von Unternehmen gestiftet. (Foto: Bilderbox.com)

24.11.2023

Sponsoring an Schulen? Kein Problem

Eigentlich gilt in bayerischen Klassenzimmern ein striktes Werbeverbot – doch es gibt genug Wege, es zu umgehen

Kommerzielle und politische Werbung ist an Bayerns Schulen grundsätzlich verboten. Doch das bedeutet nicht, dass Firmen und anderen Interessengruppen damit die Tür versperrt bliebe. Ganz im Gegenteil. Es besteht eine merkwürdige Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. 

Beispiel Bundeswehr: Zuletzt hatte Eva Högl (SPD), die Wehrbeauftragte des Bundestags, eine Lockerung des Werbeverbots gefordert. Zumindest im Freistaat wäre das eigentlich nicht nötig. Bei Berufs- oder Studienorientierungsveranstaltungen sind regelmäßig Karriereberater*innen der Bundeswehr zu Gast an den Schulen.

Als Beitrag zur politischen Bildung werden zudem Jugendoffizier*innen eingeladen. Allein 2022 waren sie laut Kultusministerium 1037 Mal in der Schule. Sie sollen sachlich über Themen der Sicherheitspolitik berichten und Fragen beantworten. Aber über Traumata oder Verstümmelungen von Soldat*innen sprechen sie dabei wohl eher nicht. Und kann jemand, der vom Militär bezahlt wird, wirklich neutral sein, wie es der Gesetzgeber fordert?

Die Schulen entscheiden, wer rein kommt

Wer an die Schulen kommt und wer nicht, entscheiden diese selbst. Das gilt auch bei der Einbindung von Firmen. Vom örtlichen Handwerksbetrieb über Banken bis zu milliardenschweren Unternehmen ist in Bayerns Bildungsstätten alles vertreten.

Das Zauberwort, mit dem das Werbeverbot umgangen wird, lautet Schulsponsoring. So kann der Elektronikladen aus dem Ort eine PC-Ausstattung spendieren, Edeka Kindern ein – nach eigener Aussage – gesundes Frühstück zubereiten und die Raiffeisenbank Finanztraining für die Mittelstufe anbieten. Andere Unternehmen verschenken hochwertige Unterrichtsmaterialien.

Auch auf Landesebene gibt es unzählige Kooperationen. Etwa die Stiftung Bildungspakt Bayern, in der die Staatsregierung mit 143 Firmen zusammenarbeitet, die dann an den Schulen präsent sind. Es mögen sinnvolle Projekte darunter sein. Doch wer investiert, macht das nicht aus Nächstenliebe, sondern um junge Menschen an sich zu binden.

Ein richtiger Wirtschaftszweig

„Es hat sich ein Wirtschaftszweig aus sogenannten Bildungsmarketingagenturen, Medien, Unternehmen und Stiftungen etabliert“, kritisiert die Bundesverbraucherzentrale. Es fehle Transparenz und eine systematische Kontrolle.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist dem Sponsoring gegenüber dagegen sehr aufgeschlossen: „Wir brauchen das beste Material für die Kinder – und da ist es erst mal wurscht, wer das zahlt.“

Das Kultusministerium verweist darauf, dass Sponsoring vor Ort nur bei einer Zuwendung „von erheblichem Umfang“ möglich sei. Doch was erheblich ist, das entscheidet jede Schule für sich. (Thorsten Stark)
 

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