Politik

Die meisten Austauschschüler sind Gymnasiasten, von Realschulen kommen lediglich 9 Prozent, von Mittelschulen sogar nur drei Prozent. (Foto: dpa/Michael)

14.02.2025

Vor allem Gymnasiasten gehen ins Ausland

Ein Schüleraustausch bildet – doch nur weniger als 2 Prozent der bayerischen Schulkinder nehmen daran teil. Warum?

Jugendbegegnungen fördern Selbstvertrauen, soziale Kompetenzen und Demokratie. Daher ist der internationale Jugendaustausch seit 1990 im Sozialgesetzbuch gesetzlich verankert. Doch noch immer profitiert davon nur ein Bruchteil der Schülerinnen und Schüler – und diese gehen fast alle aufs Gymnasium. Das zeigt eine schriftliche Anfrage des Landtagsabgeordneten Markus Rinderspacher (SPD) an die Staatsregierung.

Laut Kultusministerium nahmen im Schuljahr 2023/24 rund 28 600 bayerische Schülerinnen und Schüler an internationalen Austauschmaßnahmen teil – rund 1,7 Prozent. Davon gingen 70 Prozent aufs Gymnasium, 9 Prozent auf die Realschule und nur 3 Prozent auf die Mittelschule. Eine Langzeitstudie bestätigt: 80 Prozent der Teilnehmenden kommen wegen des hohen Eigenanteils aus wohlhabenden Familienverhältnissen.

Das Haus von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) verweist darauf, dass unter anderem jährlich Zuschüsse in Höhe von bis zu fast einer halben Million Euro an den Bayerischen Jugendring (BJR) und zusätzlich 2 Millionen Euro an Reisekosten für Begleitlehrkräfte bereitgestellt werden. „Die Durchführung von Austauschmaßnahmen der Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen richtet sich nach deren geistiger Reife sowie dem Sprachstand in Englisch“, heißt es in der Antwort.

Sind Mittelschulkinder also einfach zu blöd fürs Ausland? Natürlich nicht. „Die Sprache muss keine Hürde sein“, versichert Bernd Böttcher von der Initiative Austausch macht Schule. Vielmehr liege es daran, dass Austausch- und entsprechende Förderprogramme an Mittelschulen kaum bekannt sind. Was den Austausch zusätzlich erschwert, sind die Preissteigerungen in der Reisebranche.

Für einen gegenseitigen Austausch mit den USA müssen Eltern 3500 Euro lockermachen

Ein gegenseitiger Austausch kostet bei Fernreisen wie etwa in die USA inzwischen bis zu 3500 Euro, bei europäischen Zielen wie Frankreich rund 1000 Euro. „Dadurch gerät die internationale Arbeit immer mehr unter Druck“, seufzt BJR-Chef Philipp Seitz. Familien, die diese Summe nicht vollständig selbst aufbringen können, würden aber mit 50 Prozent der Teilnahmegebühren gefördert.

Zusätzlich gibt es für Jugendliche aus bildungsfernen oder weniger begüterten Familien Austauschprogramme, bei denen die Schulkinder eine Partnerklasse im Ausland besuchen und nicht individuell in Gastfamilien untergebracht werden.

Für Rinderspacher sind vor allem die fehlende Zeit aufgrund übervoller Lehrpläne, Unterrichtsausfälle und der Lehrkräftemangel ein Grund für die niedrigen Zahlen. Tatsächlich ist es ziemlich aufwendig, die Fördergelder zu beantragen. „Eine Deputatserleichterung gibt es dafür aber nicht“, kritisiert Rinderspacher. Ihn besorgt außerdem, dass Deutschland und Bayern als Austauschziel seit einigen Jahren bei Eltern weniger attraktiv geworden sind. Er glaubt, das liegt daran, dass „die Ausländerfeindlichkeit bei uns als hoch wahrgenommen wird“. (David Lohmann)

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