"Auch war ein Haus auf einem Hügel, das weder ein Bauernhaus noch irgend ein Wirtschaftsgebäude eines Bürgers zu sein schien, sondern eher dem Landhause eines Städters glich“, schreibt Adalbert Stifter zu Beginn seines Romans Der Nachsommer aus dem Jahre 1857. Im weiteren Verlauf der Handlung entsteht ein ganz eigentümliches sogenanntes Rosenhaus vor dem inneren Auge des Lesers, wenn er der Perspektive des Ich-Erzählers folgt. „Es waren fast alle Rosengattungen da, die ich kannte, und einige, die ich noch nicht kannte“, heißt es später. Schließlich stellt sich heraus, dass das Haus nicht nur eine Rosensammlung hegt, sondern auch viele andere Dinge auf besondere Weise bewahrt. Zum Fußboden eines Zimmers schreibt der Erzähler etwa: „Man hatte lauter Holzgattungen in ihren natürlichen Farben zusammengesetzt.“ Zusätzlich enthält dieses Zimmer eine Büchersammlung mit der Odyssee, der Shakespeare-Übersetzung von Schlegel und Tieck, den Werken von Herder, Lessing, Goethe, Schiller sowie von Alexander und Wilhelm von Humboldt.
Der Mensch erscheint in diesem Roman offensichtlich als ein Sammler – warum wohl? Vielleicht hat Adalbert Stifter die Bürgerinnen und Bürger in der Mitte des 19. Jahrhunderts treffend gekennzeichnet als solche, die in Zeiten der aufkommenden Massenproduktion von Waren die zunehmend verwirrende Welt der Dinge zumindest geistig in den Griff bekommen wollten? Indem sie schöne Einzeldinge geradezu andächtig aufstellten, registrierten, katalogisierten und dekorierten? Zu dieser These passt die Tatsache, dass Adalbert Stifter selbst nicht nur Schriftsteller und Pädagoge, sondern auch Denkmalpfleger war und sich unter anderem für den Erhalt des berühmten spätgotischen Flügelaltars im oberösterreichischen Ort Kefermarkt eingesetzt hat. Diese konservatorischen Bestrebungen sollten nicht zuletzt der allgemeinen Bildung dienen.
Freilich verstand der oben erwähnte und damals für die Bildungsphilosophie maßgebliche Wilhelm von Humboldt unter diesem Begriff vornehmlich die Orientierung an den Kunstdenkmälern der klassischen Antike, weshalb er – wie seine Frau Caroline und andere Intellektuelle seiner Zeit – längere Phasen seines Lebens in Rom verbrachte. Vielleicht war es dieses klare, übergeordnete Ziel von Bildung, eine Bildungsidee, die so viele geniale Entdeckungen ermöglichte, auch von Frauen. 1898 entdeckte Marie Curie zum Beispiel das Radium, wofür sie zweimal den Nobelpreis erhielt. Das war nicht das Ergebnis eines modernen Schulsystems mit neuen Unterrichtsmethoden oder besonderer staatlicher Zuschüsse an Universitätsinstitute. Es war letztlich die antik-aristotelische Wissenschaftsidee von den Naturgesetzen als dem wahren Sein, die damals neu faszinierte, jenseits von Religion oder bürgerlicher Konvention.
Die Tendenz des Sammelns und Bewahrens zu Bildungs- und Forschungszwecken verfolgte auch Hans von und zu Aufseß, als er 1852, fünf Jahre vor dem Erscheinen von Adalbert Stifters Bildungsroman, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gründete. Im Unterschied zu Wilhelm von Humboldt kann er mehr der Spätromantik mit ihrer Mittelaltersehnsucht zugerechnet werden, wie sie auch von den Brüdern Grimm verkörpert wurde. Betrachteten sie doch die europäischen Märchen und Sagen aus der Epoche zwischen Antike und Renaissance als Denkmäler der Vorzeit, die es zu bewahren gelte, weil sie einen geistigen Schatz, eine Art Volksgut erschlossen, das keineswegs nur an Kinder oder Jugendliche weiterzugeben sei. Daraus entstand wiederum ein Gemeingut als Grundlage einer Bildung, über welche dann größte Teile des Volkes verfügten.
Romantische Entdeckung Nürnbergs
Signifikant für die Gründung des Germanischen Nationalmuseums mit den romantisch-religiösen und mittelalterlichen Elementen war die Wahl des Standorts Nürnberg und des ehemaligen Kartäuserklosters vor Ort, das der bayerische König Maximilian II. Joseph und die Stadt Nürnberg 1857 dem Museumsgründer schenkten. Die zu Beginn der deutschen Kaiserzeit langsam zur Großstadt heranwachsende Kultur- und Handelsmetropole, von der Theodor Fontane 1856 wusste, dass sie schon viel gerühmt worden sei, fand bei jenem preußischen Vertreter eines bürgerlichen Realismus allerdings weniger Anklang. Beliebt und berühmt wurde die Noris jedoch bereits Jahre vorher als eine Entdeckung mancher Romantikerinnen und Romantiker. 1967 stellte Ludwig Grote, der damalige Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, eine Anthologie zur romantischen Entdeckung Nürnbergs zusammen, die nachweislich lange vor Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg, uraufgeführt 1868, begann.
Inzwischen ist die Romantik selbst historisch und damit Gegenstand von kulturgeschichtlichem Sammlungsinteresse geworden. Diese Tatsache soll künftig in einem großen Komplex des Germanischen Nationalmuseums gewürdigt werden, wobei man sich nach den Worten der zuständigen Kuratorin Karin Rhein freilich nicht auf die Romantik beschränken wird. Es geht um das gesamte 19. Jahrhundert, und zwar um das „lange Jahrhundert“ von 1789 bis 1914, von der Französischen Revolution bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sozusagen von einer Zeitenwende zur anderen – ein Ansatz, den neben vielen anderen Historikerinnen und Historikern auch der frühere Nürnberger Kulturreferent Hermann Glaser vertrat.
Vier neu gestaltete Etagen mit etwa 5000 Quadratmeter Fläche sollen dem Ausstellungsprojekt zur Verfügung stehen, das sich gegenüber ähnlichen Häusern, etwa in Frankfurt, nach seiner Vollendung an die Spitze aller vergleichbaren Unternehmungen in Europa stellen wird, zumal in Nürnberg auf zahlreiche
Das Projekt
Das Germanische Nationalmuseum saniert ab 2024 zwei Bauten des Museumsareals: den Südbau und den Südwestbau. Dafür zuständig ist das Berliner Büro von David Chipperfield Architects.
Im Südbau des Architekten Sep Ruf aus den 1960er-Jahren wird danach auf vier Etagen das 19. Jahrhundert einziehen. Ziel der Neukonzeption zu dieser Dauerausstellung ist eine sammlungsübergreifende Neupräsentation, die Gemälde, Skulptur, Kunstgewerbe, Textiles, Musikinstrumente, wissenschaftliche und medizinische Instrumente, Alltagskultur und die Sammlung des Bayerischen Gewerbemuseums zusammenführt und Brücken in die Gegenwart herstellt.
Die Ausstellung umfasst die Zeit von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Sie wird zudem auf die besondere Sammlungsgeschichte des Germanischen Nationalmuseums eingehen.
Projektleiterin für die Neukonzeption ist Karin Rhein, Kuratorin Kunst und Kunsthandwerk 19. Jahrhundert.
Neueröffnung der Dauerausstellung 19. Jahrhundert: voraussichtlich 2029/30. Der Großteil des Germanischen Nationalmuseums ist weiterhin geöffnet.
Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg. www.gnm.de
Originaldokumente und -gegenstände zurückgegriffen werden kann. Das vorhandene Material ist so umfangreich, dass es möglich ist, zu allen Epochenströmungen innerhalb des 19. Jahrhunderts – vom Klassizismus über Vormärz/Biedermeier, Kaiserzeit bis zum Jugendstil, um nur einige zu nennen – authentische Ausstellungsstücke herauszusuchen beziehungsweise die bereits Ausgestellten neu zu gruppieren. Den Besuchern wird ein chronologischer roter Faden zur Orientierung dienen.
Die Einrichtung einer derart komplexen Ausstellung in solch einem renommierten Haus Zentraleuropas kann als organisatorische, geistige, künstlerische und wissenschaftliche Leistung kaum hoch genug eingeschätzt werden. Denn zu Recht sieht das Germanische Nationalmuseum jenes 19. Jahrhundert als eine Schlüsselphase zumindest der europäischen Geschichte, und zwar alle Sparten betreffend: Politik, Industrie, Philosophie, Kunst, Literatur, Musik und Handwerk, um nur einige Beispiele zu nennen.
Der erwähnte chronologische rote Faden für die Besucher scheint nötig, denn kaum ein verlängert gesehenes Jahrhundert zeigt sich kulturgeschichtlich so vielfältig und sogar widersprüchlich wie dasjenige zwischen der Französischen Revolution und dem Ersten Weltkrieg. Schon die Umstürze in unserem westlichen Nachbarland 1789 zur Abschaffung der Monarchie wurden nicht nur von den zeitgenössischen Machthabern, sondern auch von den Dichtern und Denkern zwiespältig beurteilt. Georg Büchner zum Beispiel ließ in seinem Revolutionsdrama Dantons Tod von 1835 einige der Beteiligten über ihre Gedanken und Taten selbstkritisch diskutieren, wobei er auf sehr moderne Art zum Teil schriftliche Quellen als Zitate zusammenmontierte. Das unternahm in ähnlicher Form eigentlich erst wieder Peter Weiss in seinem dokumentarischen Auschwitz-Drama Die Ermittlung aus dem Jahre 1965 oder Tugsal Mogul in seinem Stück And now Hanau, das 2023 in Münster vorbildlich inszeniert wurde.
Weltgeschichtliche Zusammenhänge
Unmittelbar könnte man an der Pegnitz auf die städtischen beziehungsweise fränkisch-bayerischen Vertreter der Epoche und die mit ihnen zusammenhängenden Ausstellungsstücke zurückgreifen, da sie mitunter weltgeschichtliche Zusammenhänge eröffnen. Von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der 1807 bis 1816 in Franken und davon zuletzt acht Jahre in Nürnberg lebte, sagt man, er habe als sogenannter Philosoph der Freiheit jährlich den Ausbruch der Französischen Revolution gefeiert. Nach Aussagen seines Biografen Klaus Vieweg seien während Hegels Aufenthalt in Franken mit die bedeutendsten seiner Werke entstanden. Eigentlich bedeutete seine Philosophie einen der entscheidenden Schritte in der menschlichen Geistesgeschichte, nur vergleichbar mit Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin und Kant.
Für und wider die Antike
Von der Romantik, die wohl auf elementare Weise das Weltbewusstsein prägte, war Hegel jedoch weit entfernt, obwohl er sich in Nürnberg durchaus heimisch fühlte. Nach den Forschungen von Karl Heinz Bohrer war er einer der Exponenten, wenn es um die Kritik an der literarischen Romantik geht. Speziell den zeitweise in Bamberg lebenden romantischen Schriftsteller, Musiker und Maler E. T. A. Hoffmann, den er dort nur knapp verpasste, mochte er überhaupt nicht. In seinen Schriften zur Ästhetik lobte er hingegen die griechischen Künstler der Antike über alle Maßen: Wir müssten dieses Volk „dafür ehren, dass es die Kunst in ihrer höchsten Lebendigkeit hervorgebracht hat“.
Da lag er mit dem erwähnten Georg Büchner zumindest theoretisch auf einer Linie, der seinen Jakob Michael Reinhold Lenz in der gleichnamigen Erzählung sagen ließ: „Ich verlange in allem – Leben, Möglichkeit des Daseins, und dann ist‘s gut; wir haben dann nicht zu fragen, ob es schön, ob es häßlich ist. Das Gefühl, daß, was geschaffen sei, Leben habe, stehe über diesen beiden und sei das einzige Kriterium in Kunstsachen.“ Den an der Antike orientierten Idealismus lehnte Büchners Lenz jedoch ab. Widersprüche und Vielfalt sind, wie erwähnt, zahlreich in diesem für die Gegenwart noch maßgeblichen 19. Jahrhundert zu entdecken.
Hegel wandte sich auch gegen die Darstellung von Martern auf religiösen Gemälden, etwa die Rohheit der Kriegsknechte gegenüber Jesus. Dementsprechend habe sich der auch von den Romantikern geradezu vergötterte Nürnberger Maler Albrecht Dürer laut Hegel „dem Extrem der bloßen Rohheit siegreich zu entwinden verstanden“. Heutzutage gelten freilich die spätgotischen Tafelgemälde auf den Flügelaltären in der Metropolregion Nürnberg mit ihren Darstellungen von Folterknechten und wütenden Menschen des Volkes als entscheidende Erneuerung der Malkunst vor Dürer, welche diesen erst ermöglicht hat.
Im Bereich des ehemaligen Kartäuserklosters innerhalb des Germanischen Nationalmuseums sind spätgotische Flügelaltäre aufgestellt, und aktuell hat das Haus hervorragende wissenschaftliche Bildbände mit Begleittexten über die Gemälde des Spätmittelalters herausgebracht. Insbesondere die Bände über die Kunstschätze des Spätmittelalters in Franken, die sich im Nürnberger Besitz befinden, sind von großem Interesse.
Im Zusammenhang mit dem 19. Jahrhundert fällt hier ein bemerkenswerter Umstand auf: Viele jener sehr auffälligen Flügelaltäre mit beträchtlicher Ausstrahlung wurden weder im Zuge der Reformation noch im Zusammenhang mit der Säkularisation, die sich in Deutschland an die Französische Revolution nach 1800 anschloss, weggenommen oder zerstört. Wie man am Beispiel von Hegel erkennen kann, wurden Künstler der Dürerzeit im 19. Jahrhundert nicht nur von den mittelalterbeseelten Romantikern hochgehalten.
Hegel fühlte sich in Nürnberg wohl auch deshalb so heimisch, weil er dort sein Liebesglück fand. 1811 heiratete er Marie von Tucher, die aus einer der einflussreichsten Patrizierfamilien der ehemals freien Reichsstadt stammte. Der wiederum sehr romantisch-innige Briefwechsel mit ihrer Mutter Susanna von Tucher, geborene von Haller, ist leider noch nicht vollständig veröffentlicht. Er befindet sich im Nürnberger Stadtarchiv.
Das wäre überhaupt die große Chance für den umfassenden, neuen Museumstrakt über das 19. Jahrhundert, wenn darin mehr Frauengestalten Berücksichtigung fänden – in der Planung wird das bereits angedeutet. Der einstige Museumsdirektor Ludwig Grote hat in seinem Buch über die romantische Entdeckung Nürnbergs nur eine einzige Frau, nämlich Caroline Paulus aus Bamberg, erwähnt – abgesehen von der Kaiserin Kunigunde mit der nach ihr benannten Linde im Hof der Kaiserburg –, weil sie zu Beginn des Jahrhunderts in einer literarischen Anthologie vertreten war. Diese Anthologie aus dem Verlag des Nürnbergers Johann Leonhard Schrag nannte sich zwar Frauentaschenbuch, weil es Frauen lesen sollten, enthielt aber vornehmlich Beiträge von männlichen Autoren. Die Ausstellungskuratorin will jedenfalls auf die Anliegen der seinerzeit beginnenden Frauenemanzipation, die allerdings zum Teil scheiterte, eingehen.
Nach den Worten von Karin Rhein strebe man danach, mit den historischen Objekten und deren Präsentation grundsätzliche, zeitgebundene Fragen anzusprechen und von da aus Brücken in die Gegenwart zu schlagen. So gehe es etwa im Sinne der Anfangsidee des Museumsgründers darum, nach der deutschen Identität zu suchen: Was hält uns bis heute kulturell zusammen? Welche waren die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der überkommenen materiellen und geistigen Phänomene aus der Zeit vor 100 bis 200 Jahren? Dieser Ansatz erscheint äußerst verdienstvoll. Denn obwohl sich Zahl und Art der Medien heute in viel kürzeren Zeitabständen als damals vervielfachen, bleibt die Reflexion über die geistigen Hintergründe weit hinter den millionenfach gewollt oder ungewollt übermittelten Informationen zurück, zumindest was die Menschen betrifft, die nicht ihre Tage ausschließlich mit kulturwissenschaftlichen Studien verbringen können. Da erscheint die angekündigte Ausstellung zu den geistigen Hintergründen ungemein segensreich.
Man stelle sich also vor: Man geht durch eine der Ausstellungsebenen, wird mit Jacob Grimms Schreibtisch aus Berlin konfrontiert und das Thema Märchen mit seinen bewusstseinsprägenden Aspekten ersteht vor unserem geistigen Auge. Ebenso wird es uns mit anderen biografischen Stationen von Persönlichkeiten aus der Geschichte und ihrem Wirken bis heute ergehen. Geplant sind derzeit Stationen zu Maria Theresia Josepha Gräfin von Fries, Königin Luise, Jacob Grimm, Oskar Kling, Heinrich Heine, Robert Blum, Gabriel von Max, Richard von Volckamer, Josef Hugo Schönberger, Johanna Mestorf, Hugo Prejawa, Eugen Traeger, Anton Zell, Caroline Hetznecker und Anselm Feuerbach.
Es wird klar, dass der gotisch-mittelalterlich erscheinende Kölner Dom ein Jahrhundertprojekt war, und zwar eines, das im 19. Jahrhundert von ganz bestimmten Vertretern ihrer Zeit neu angestoßen, aber mit seinem bewundernswerten Turm erst 1880, und dann nur teilweise vollendet wurde. Drei Jahre später, im Jahre 1883, bestaunte man den ersten Wolkenkratzer in Chicago. Es war eine Art Leuchtturm in der Kultur des sogenannten Westens, der weltweit in fast allen Millionenstädten Nachfolger fand und inzwischen zusammen mit den Autobahnen, den Handys und der Sportkleidung das Erscheinungsbild von Milliarden von Menschen bestimmt. Möglicherweise ist es dieses Gesamtbild, wovon sich heute die eine oder andere Zivilisation bedrängt fühlt, obwohl sie es doch ursprünglich selbst nachgeahmt hatte. In der Folge ruft es nun bei ihren Angehörigen sogar Aggressionen gegen den Westen hervor.
Außerdem fragt man sich angesichts mancher Bauformen, etwa in Washington: Welche Rolle spielte jenseits der Neogotik der im Rahmen der Humboldt’schen Tendenzen erwähnte Klassizismus? Die Hinwendung zu den Formen der Antike? Auf diese wird man ebenfalls zurückgreifen im Zuge der Umbrüche, der Revolutionen, die auf der ersten Ebene des Ausstellungsgebäudes thematisiert werden. Im Erdgeschoss wird es um die Revolution 1789 und den Klassizismus gehen, im ersten Obergeschoss um die Revolution von 1848, das Biedermeier und die Industrialisierung. Für die Klassiker war der Rückblick auf die Antike damals ein Streben nach einer Art Ruhe, nach „stiller Einfalt, edler Größe“ à la Johann Joachim Winckelmann (1717 bis 1768, gilt als Mitbegründer der wissenschaftlichen Archäologie und Kunstgeschichte). Für andere, nämlich die Revolutionäre, wurde die Antike als Vorbild für eine republikanische Staatsordnung als Gegenmodell zur Monarchie herangezogen. So erscheint ausgerechnet Napoleon wie ein friedensstiftender Gott der Antike ... (Andreas Reuß)
Lesen Sie den vollständigen, reich bebilderten Beitrag in der Ausgabe Juli/August 2024 des BSZ-Onlinemagazins UNSER BAYERN. Sie können die komplette, 40-seitige Ausgabe downloaden unter www.bayerische-staatszeitung.deFür BSZ-Abonnenten ist dieser Service kostenlos, sonst 3 Euro pro Ausgabe.
Abbildungen (von oben):
Das Kartäuserkloster wurde zum Museum umgewidmet. Die aquarellierte Federzeichnung (1857) stammt Heinrich Stelzner. (Foto: GNM)
Die Werkstatt oder der Umkreis von Hans Pleydenwurff wird als Fertigungsort dieses Hochaltarretabels der Nürnberger Dominikanerinnenkirche St. Katharina vermutet („Landauer-Retabel“, Nürnberg, um 1465. Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München). (Foto: GNM/Georg Janssen)
Karin Rhein, die Projektleiterin für die Neukonzeption und Kuratorin Kunst und Kunsthandwerk 19. Jahrhundert. (Foto: Frank Boxler)
Philipp Friedrich Hetschs Gemälde Der Tod des Konsuls Papirius (1795) entstand in klassischer Manier des Historismus als Reaktion auf den amerikanischen Unabhängigkeitskampf und die Französische Revolution in der Form von Huldigungen der „klassischen“ Tugenden: Die Gallier sind auf dem Vormarsch gen Rom – doch der würdevoll-alte Konsul M. Papirius flieht nicht, sondern wartet gelassen den Angriff ab. (Foto: GNM)
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