Unser Bayern

Arbeiter im Steinbruch "Horstberg" in Mörnsheim rund um das Jahr 1930. (Foto: Archiv)

20.09.2013

Die Natursteinindustrie im Altmühltal

Ohne Solnhofer Platten gäbe es keinen Archäopteryx und keine Alhambra-Towers in Kuweit City aus einem deutschen Stein

Wer mit Google-Earth über das mittlere Altmühltal fliegt oder im Flugzeug auf dem Weg von München nach Frankfurt beim Überqueren der Donau aus dem Fenster blickt, wird ein großes weiß-gelblich gefärbtes Gebiet und östlich ein kleineres erkennen. Es sind die Steinbrüche mit den umgebenden Schutthalden im namensgebenden Solnhofen, in Mörnsheim und Langenaltsheim sowie um Eichstätt. In diesem Teil der südlichen Frankenalb herrscht die größte Dichte an Steinbrüchen und Steinverarbeitung in Deutschland. Abgebaut werden dort seit Jahrhunderten die weltweit bekannten Solnhofer Platten und im weiteren Umgriff seit neuerer Zeit der Juramarmor. Könnte man einen Flug in die Zeit vor etwa 150 Millionen Jahre antreten, böte sich dem Passagier ein tropischer Archipel mit Lagunen und Inseln wie in einem Südsee-Reiseprospekt. Bei einer Landung empfinge ihn eine exotische Flora und Fauna. Urvögel, diese eigenartigen Reptilien auf dem Weg zum Vogel, umschwirrten ihn, und bunt leuchtende Fische, die noch heute in der Südsee schwimmen, erregten seine Aufmerksamkeit. Damals war ganz Mitteleuropa mit einem Meer bedeckt, das diese Lagunen in unterschiedlicher Stärke flutete und Kalkschlamm ablagerte. Daraus entstanden die Plattenkalke, in Solnhofen mit einer Mächtigkeit von 30 bis 40 Metern, in Mörnsheim von 50 bis 60 Metern. In diesem Kerngebiet sind die Platten 7 bis 300 Millimeter stark, im Eichstätter Bruchgebiet nur bis zu 35 Millimeter. Mit dem Kalkschlamm sanken Tiere und Pflanzen auf den Grund oder blieben im Küstenschlick stecken. Der Prozess der Versteinerung setzte dadurch ein, dass die nächste Flut die Kadaver mit Kalkschlamm überdeckte. So schuf die Natur ein einzigartiges Archiv der faszinierenden Vielfalt des Lebens in diesen Lagunen. Solnhofer Platten werden nicht wegen ihres Reichtums an Fossilien abgebaut. Sie sind ein Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor. Verwendung finden sie als Bodenbelag, Wandverkleidung, Treppen und Fenstersimse, bis Mitte des vorigen Jahrhunderts im näheren Umkreis auch als Mauersteine und Dachplatten. Bereits die Römer nutzen dieses Material in den dem Limes vorgelagerten Kastellen. Die ausgegrabenen Kastellbäder in Teilenhofen und Weißenburg künden davon. Von einem geregelten Abbau kann jedoch nicht ausgegangen werden, nicht einmal bis in das späte Mittelalter. Für das häufig zitierte Beispiel, 1458 (fünf Jahre nach der Eroberung durch die Osmanen!) sei der Boden der Kirche Hagia Sophia in Istanbul mit Solnhofer Bodenplatten belegt worden, fehlt jeglicher Beleg. Ende des 16. Jahrhunderts schien die Steinbruchtätigkeit aber so weit fortgeschritten zu sein, dass der Markgraf von Ansbach als Solnhofer Landesherr 1596 eine Steinbruchordnung erließ. Jeder Hauseigentümer bekam ein Ausbeuterecht, eine Rechtstradition, die noch heute in den Kommunalbrüchen von Solnhofen und Mörnsheim besteht. Einen ersten großen Aufschwung in Abbau und Verbreitung erlebten die Solnhofer Platten nach dem Dreißigjährigen Krieg. Das Baufieber der Barockzeit ließ die Nachfrage stark ansteigen. Gleichzeitig erweiterte sich das Abbaugebiet durch die Eröffnung von Steinbrüchen im benachbarten Mörnsheim. Zwei unzufriedene Solnhofer Steinbrecher ließen sich dort nieder und erhielten vom Eichstätter Fürstbischof 1668 eine Abbaugenehmigung. Barockbauten entstanden überwiegend in katholischen Gebieten. Das katholische Mörnsheim mühte sich, daraus einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem protestantisch-preußischen Solnhofen zu ziehen. Der Bauboom hatte jedoch ein solches Ausmaß, dass nur beide Bruchgebiete die Nachfrage erfüllen konnten. Seither gibt es in Süddeutschland und Österreich kaum eine barocke Kirche oder Klosteranlage ohne Solnhofer Platten, die meist mit Floß oder Schiff an ihre fernen Bestimmungsorte gelangten. Für den Transport auf der Donau gab es Verladestellen in Steppberg bei Neuburg und in Kehlheim, für den Main und Rhein in Marktbreit... (Victor Henle) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der September-Ausgabe von Unser Bayern ! 

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