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Arbeiten an einer Me 109 G-2 in der Endmontagehalle in Regensburg-Prüfening. Links Werkmeister Kober beim Überprüfen der Montagearbeiten an der Luftschraube. Durch ständige Einberufungen zur Wehrmacht mussten verstärkt Frauen in der Produktion eingesetzt werden. (Foto: Archiv Peter Schmoll)

30.10.2024

Himmelsstürmer aus der Oberpfalz

Das produktivste Flugzeugwerk Deutschlands: Die Geschichte der Messerschmitt GmbH Regensburg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs führten die USAAF (United States Army Air Forces) eine eingehende Untersuchung zur Wirksamkeit ihrer Luftangriffe auf das Deutsche Reich durch. Im Bericht des USSBS (United States Strategic Bombing Survey) wird die Messerschmitt GmbH Regensburg als das produktivste deutsche Flugzeugwerk im Deutschen Reich bezeichnet.

Es begann im Jahr 1936, als die Entscheidung getroffen wurde, in Regensburg ein Flugzeugwerk zu errichten. Grund dafür war die Aufrüstung der Luftwaffe. In Augsburg produzierten die Bay­erischen Flugzeugwerke (BFW) die Flugzeugtypen Bf 108 und Bf 109. Als dann vom Reichsluftfahrtministerium (RLM) die Bf 110 als Zerstörer in Auftrag gegeben wurde, reichte die Fertigungskapazität dort nicht mehr aus. Einer Erweiterung des Flugzeugwerks in Augsburg stimmte die Stadtverwaltung nicht zu. Die BFW waren gezwungen, sich nach einem neuen Standort umzusehen. Regensburg konnte sich gegen andere interessierte Städte durchsetzen, da bereits ein Flugplatz im Westen der Stadt existierte. So entstand in Regensburg 1936/37 ein Flugzeugwerk der Messerschmitt AG Augsburg. In den Jahren 1938 bis 1940 war es unter der Firmenbezeichnung Bay­erische Flugzeugwerke Regensburg GmbH ein Zweigwerk des Augsburger Stammhauses. Am 13. November 1940 erfolgte die Umbenennung in Messerschmitt GmbH Regensburg.

Das Flugzeugwerk brachte einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung für die Stadt, der mit der Ansiedlung des BMW-Werkes heutzutage vergleichbar ist. So wurden beim Bau vorwiegend einheimische Baufirmen mit den Großaufträgen betraut. Die Messerschmitt GmbH Regensburg wurde zum größten Steuerzahler der Stadt. Die Luftfahrtindustrie veränderte die gesamte soziale Struktur in Regensburg, vom Arbeitsmarkt bis zum Anstieg der Einwohnerzahl von 82 749 im Jahr 1936 auf 97 969 im Jahr 1939 gab es Veränderungen, die ihre Spuren hinterließen. Durch den enormen Zuzug von Arbeitskräften mit ihren Familien entstanden völlig neue Stadtviertel. Regensburg entwickelte sich zur Großstadt.

War die Industrie in Regensburg bis dahin mehr handwerklich geprägt, so kamen mit dem Flugzeugbau die neuesten technischen Konstruktions- und Produktionsverfahren zur Anwendung – heute würde man sagen, bei Messerschmitt wurde Hightech produziert. Den alteingesessenen Firmen in Regensburg und Umgebung liefen qualifizierte Arbeitskräfte in Scharen davon, bot doch das Flugzeugwerk eine wesentlich höhere Bezahlung. Die Arbeitsplätze in sauberen, hellen und großen Werkhallen und die beispielhaften sozialen Leistungen lockten an. Ein Schwimmbad und Sportanlagen auf dem Werkgelände, ein Erholungsheim bei Salzburg und dergleichen waren vorbildliche Einrichtungen. Die Belegschaft fühlte sich elitär, man war stolz darauf, Mitarbeiter in diesem Werk zu sein. 1939 wurden die Bayerischen Flugzeugwerke Regensburg GmbH zum „Nationalsozialistischen Musterbetrieb“ ernannt.

Dazu ein Bericht aus dem Jahr 1986 von Josef Kellnberger aus Sandsbach: „Mit 16 1/2 Jahren durfte ich 1939 aufgrund guter Noten mit einer Ausnahmegenehmigung meine Gesellenprüfung als Maschinenbauer bei der Landmaschinenfabrik Käser & Moser in Langquaid ablegen. Als Gesellenlohn bekam ich damals 3 Reichsmark in der Woche. Da mein Vater Kriegsversehrter des Ers­ten Weltkrieges war, stand es um die Finanzen zu Hause nicht gerade zum Besten. Also bewarb ich mich bei Messerschmitt in Regensburg und wurde auch sofort eingestellt. Der Stundenlohn betrug am Anfang 0,48 Reichsmark. Das bedeutete für mich – bei einer 48-Stunden-Woche – rund 23 Reichsmark in der Woche. Das war mehr als das Siebenfache, was ich vorher verdiente. Hinzu kam, dass ich in einer hellen Werkhalle, in der Endkontrolle an der Me 109 arbeiten konnte. Auch bei der Wohnungssuche, ich bewohnte ein Zimmer in der Ludwigstraße, war der Betrieb behilflich. Die sozialen Leistungen waren vorbildlich und damals alles andere als selbstverständlich. Auf jeden Fall war ich sehr stolz darauf, bei Messerschmitt zu arbeiten. Wenn ich heute so zurückdenke, waren die Beschäftigung bei Messerschmitt in Regensburg und mein späterer Einsatz bei der Luftwaffe, vom Fachlichen her betrachtet, der Höhepunkt in meinem Arbeitsleben.“

Der Bau des Flugzeugwerks 1936 bis 1938

Ende 1936 begannen die Bauarbeiten zu den Anlagen in Regensburg. Das Baugelände wurde vom neu gegründeten Werksicherheitsdienst überwacht. Am 8. Mai 1937 erfolgte das Richtfest. Der beschleunigte Bau der gro­ßen Lagerhalle mit einem Bahnanschluss ermöglichte die Einrichtung des Lagers bereits ab Juli 1937. Die Aufstellung der Werkzeugmaschinen, Bauvorrichtungen und sonstigen Betriebseinrichtungen in den verschiedenen Fertigungshallen und Werkstätten begann Mitte 1937. Diese Arbeiten wurden hauptsächlich von im Augsburger Werk ausgebildeten Regensburger Arbeitskräften durchgeführt. Folgende Hallen entstanden 1936/37: Vor- und Endmontagehalle, eine Halle für die Metallbearbeitung mit Pressen, Fräsmaschinen, Drehbänken und dergleichen, eine Halle für die Fertigung von Tragflächenholmen und -rippen sowie Hallen für den Tragflächen- und Rumpfbau. Transformatorstation und Heizwerk enthielten die modernste damals verfügbare Technik. Die große Zentralkantine am Eingang bei der Prüfeninger Straße belieferte mehrere über das Werkgelände verteilte Kantinen.

Großinvestitionen der Stadt

In einem finanziellen Kraftakt stellte die Stadt Regensburg die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen wie Strom- und Wasseranschluss zur Verfügung. Es erfolgte der Ausbau der Prüfeninger Straße, und der Fuhrpark der Straßenbahn musste erweitert werden. Für die Wasserversorgung waren eine neue, leistungsfähigere Leitung und neue Brunnen erforderlich. Für die Stadt bedeutete dies Investitionen in Höhe von 600 000 Reichsmark, die sich jedoch durch die eingenommenen Steuern und Gebühren recht schnell bezahlt machten. Das  Messerschmitt-Werk avancierte zum größten Einzelkunden der Stadtwerke im Bereich Strom- und Wasserverbrauch.

Zur Einstellung des benötigten Werkpersonals mietete man ein Verwaltungsbüro in der Stadt an, das Anfang Mai 1937 in eine Baracke auf dem Werkgelände übersiedelte. In der ers­ten Ausbaustufe ging man von rund 5000 Beschäftigten aus, die im Dezember 1939 mit 4580 Mitarbeitern annähernd erreicht wurden. Einen Engpass im Regensburger Werk bildeten die Facharbeiter, sodass die Werkleitung interne Ausbildungsmaßnahmen, zum Teil in Augsburg, durchführte. Der im März 1937 begonnene Bau des Verwaltungsgebäudes (heutige Kaufmännische Berufsschule) war im November so weit fortgeschritten, dass es am 15. November bezogen werden konnte.

Bereits am 24. April 1937 erfolgte das Richtfest der Gefolgschaftssiedlung, dem Hermann-Göring-Heim, heute Ganghofer-Siedlung. 1500 Arbeiter hatten seit dem Herbst 1936 am Ziegetsberg entlang der Augsburger Straße 228 Häuser mit 608 Wohnungen in einem ersten Bauabschnitt terrassenförmig an den Hang gebaut. Ein zweiter Bauabschnitt folgte im Sommer 1939 mit 232 Wohnungen in 20 Vier- und 19 Achtfamilienhäusern. Hinzu kamen ein Kindergarten und eine Volksschule, die jedoch erst 1941 fertiggestellt werden konnten, zwei Gasthäuser sowie einige Läden. Alles zusammen ergab innerhalb kurzer Bauzeit einen völlig neuen Stadtteil. Diese Wohnungen (Kosten insgesamt 4 Millionen Reichsmark) wurden ausschließlich von Mitarbeitern des Flugzeugwerks bezogen. Auch die Schottenheim-Siedlung (heutige Konradsiedlung) im Nordosten der Stadt wurde um einen zusätzlichen Bauabschnitt erweitert. Trotz dieser Baumaßnahmen blieb Wohnraum ein Engpass in Regensburg, der sich im Laufe des Zweiten Weltkriegs noch wesentlich verschärfte. Als Folge entstanden zahlreiche Barackenlager in fast allen Stadtteilen, die noch lange nach Kriegsende zur Unterbringung von Flüchtlingen dienten.

Am 8. Mai 1937 fand mit großem Pomp das Richtfest für das neue Flugzeugwerk statt. Ab November 1937 wurde mit Hochdruck am Serienanlauf der Bf 108 „Taifun“ gearbeitet. Zahlreiche vorgefertigte Kleinteile, Baugruppen für Tragflächen und Rümpfe kamen von Augsburg nach Regensburg. Führungspersonal aus Augsburg unterwies die Regensburger Belegschaft in der Herstellung und im Zusammenbau der Einzelteile sowie in der Endmontage der Flugzeuge. Innerhalb von eineinhalb Jahren war es gelungen, ein Flugzeugwerk im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden zu stampfen und die Produktion aufzunehmen. Zur Anwendung kamen neueste technologische Produktionsverfahren, wie die Bearbeitung von Dural-Blech.

1938 – Entwicklung des Werkes

Die ersten in Regensburg gebauten Flugzeuge vom Typ Bf 108 (Taifun) rollten im Januar 1938 aus der Endmontagehalle. Die Produktion lief voll an, und es wurden in diesem Jahr 175 Flugzeuge dieses Types hergestellt. Am 29. Januar schieden die Bayerischen Flugzeugwerke Regensburg GmbH verwaltungsmäßig aus dem Augsburger Konzern aus. Die Bautätigkeit auf dem Regensburger Werkgelände hielt an und es entstanden weitere Hallen und Gebäude, wie Einflughalle, Polsterei, Motoren- und Farbenlager. Auch der in konischer Form gebaute Luftschutzbunker wurde 1938 fertiggestellt. Er bot Platz für 450 Personen, war in vier Stockwerke unterteilt und hatte eine Höhe von etwa 20 Meter bei einem Durchmesser von 12 Meter und einer Wandstärke von 2 Meter. Nach US-Angaben war dieser Bunker bei Kriegsende das einzige unbeschädigte Bauwerk auf dem Messerschmitt-Gelände in Regensburg-Prüfening. Während des Krieges diente dieser Bunker der Aufnahme wichtiger Dokumente wie Konstruktionszeichnungen für den Vorrichtungsbau und für Flugzeugbauteile (Blaupausen), auch hatte die Werkleitung dort ihren Luftschutzraum. Weitere Luftschutzräume befanden sich im Keller des Verwaltungsgebäudes, in den Kellern der verschiedenen Kantinen und in einigen Werkhallen. Diese Räume waren mit Stahltüren und Schleusen versehen, hatten jedoch aufgrund einer nur normalen Stahlbetondecke nur geringen Schutzwert, was sich beim Luftangriff am 17. August 1943 bitter rächen sollte.

Die Produktion der Bf 109 E

Der Januar 1939 brachte den Anlauf der Großserie der Bf 109 E-3 in Regensburg. Nur die ersten 25 Maschinen wurden an die Luftwaffe abgeliefert – der Rest war für den Export freigegeben. Dass in Regensburg die Exportaufträge der Messerschmitt AG und des Reiches durchgeführt wurden, brachte außerordentliche Schwierigkeiten im gerade gestarteten Produktionsablauf. Die unterschiedlichen Ausführungsvarianten für den Export zum Beispiel in die Schweiz und nach Jugoslawien (andere Steuersäule, andere Bewaffnung, zum Teil andere Instrumentierung) und die Maschinen der Luftwaffe führten zu Problemen in der Fertigung.

Erschwerend für die gesamte Abwicklung des Bauprogramms kam hinzu, dass in den Monaten April und Mai zahlreiche Fachkräfte zur Wehrmacht eingezogen wurden. Sie mussten durch anzulernende Männer und Frauen ersetzt werden, die Schulungen fanden in der werkeigenen Ausbildungsstätte statt. Parallel entwarf und entwickelte man neue Fertigungseinrichtungen: So wurde binnen acht Monaten im Regensburger Werk eine neue voll- und halbautomatische Nietmaschine entwickelt: ein vom  RLM als „geheim“ eingestuftes Projekt und ein Novum im Flugzeugbau. Ein neuartiges Vormontagesystem ließ die Herstellungszeiten erheblich reduzieren: Alle Teile in der Vormontage wurden – soweit möglich – bereits für die Endmontage ausgerüstet. Die gesamte Fabrikation wurde über eine neue Betriebsstelle, die sogenannte Fertigungssteuerung, abgewickelt. Sie sorgte durch entsprechende Werkstattbelegungspläne für einen wesentlich reibungsloseren Fertigungsablauf. Die Fertigung erfolgte zu diesem Zeitpunkt überwiegend in Takten. Für 1939 wurden vom RLM insgesamt sechs verschiedene Lieferprogramme aufgestellt. Dies sorgte für erheblichen Wirbel und führte immer wieder zu Änderungen im Betriebs- und Fertigungsablauf. Dass die Fertigungskapazitäten 1939 nicht voll genutzt wurden, lag aber vor allem am Arbeitskräftemangel.

Ausbruch des Krieges

Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen der Zweite Weltkrieg. Die folgenden Kriegsjahre mit den Luftangriffen sollten sich für Messerschmitt in Regensburg katastrophal auswirken.

Damit die gleichzeitige Abwicklung der Produktion von Bf 108 und 109 in Regensburg 1939/40 möglich war, benötigte man weitere Hallen und Gebäude. Errichtet wurden eine Halle für die Konstruktion von Fertigungs- und Bauvorrichtungen, eine Halle für die Produktion von Stanzteilen, eine Halle für die Vormontage, ein Waffenprüf- und Justierstand, eine Feuerwache sowie betonierte und mit Tarnnetzen ausgestattete Abstellboxen am Südufer der Donau. Zahlreiche Besuchergruppen aus dem Ausland gaben sich in Regensburg die Türklinken in die Hand:  Trotz der bereits deutlich erkennbaren Kriegsgefahr in Europa besuchte eine Delegation der französischen Luftwaffe die Werke in Augsburg und Regensburg. Gäste aus Brasilien, Bulgarien, Jugoslawien, Japan, der Sowjetunion, der Schweiz und Ungarn folgten. Eine sowjetische Delegation war selbst 1940 noch in Prüfening, im darauffolgenden Jahr wurden sogar noch drei Bf 109 E nach Russland geliefert. Japan, Spanien, Rumänien, Finnland und Jugoslawien bekamen ebenfalls Bf 109er aus Regensburg. Alle hatten Interesse an diesem Flugzeugtyp und dessen Produktionsverfahren.

Montageübersicht Stand Ende 1939

In Arbeit befanden sich 100 Bf 108, die Hälfte davon war zu 82 Prozent, die andere Hälfte zu unter 20 Prozent fertig. Ferner wurde an 312 Bf 109 E gearbeitet, davon 45 mit Fertigungsgraden von über 50 Prozent, der Rest darunter. In Arbeit waren zudem 20 Bf 109 F.

Die F-0-Serie

Wegen zahlreicher Änderungen gegenüber der E-Serie (anders waren unter anderem: Motorhaube, Propellerhaube als Spinner, Luftschraube, Tragfläche, ein freitragendes Höhenleitwerk) war es nicht möglich, die bereits Ende 1938 begonnene Null-Serie des Baumusters Bf 109 F zur Auslieferung zu bringen. Lediglich drei Maschinen konnten fertiggestellt werden. Und das, obwohl sich im Vergleich zum Dezember 1938 mit 2950 Mitarbeitern die Belegschaftszahl bis zum Dezember 1939 auf 4580 Personen erhöht hatte; der Anteil der Frauen lag bei 24 Prozent.

1940. Kriegerisches Wettrennen

Das Kriegsgeschehen 1940 weitete sich wie ein Flächenbrand über ganz Westeuropa aus. In einem Wettrennen gegen die Briten gelang es der Wehrmacht, zwischen April und Mai Dänemark und Norwegen zu besetzen. Am 10. Mai begann der Westfeldzug. Innerhalb weniger Wochen überrannten die deutschen Truppen Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Wesentlichen Anteil am Erfolg der deutschen Truppen hatte die Luftwaffe, und hier besonders die Jagdgeschwader, ausgerüstet mit Bf 109 E. Dieser Maschinentyp sorgte für die Erringung der Luftüberlegenheit im Westfeldzug, ohne ihn hätten zum Beispiel die Sturzkampfbomber Junkers Ju 87 (Stuka) niemals so effizient eingesetzt werden können. Wenn auch mit Verlusten, war die Bf 109 der Garant des Sieges über die Armée de l'Air und die Royal Air Force. Am 12. August begann die Luftschlacht um England, damit verbunden war ein weiterer Aderlass an Personal und Flugzeugen für die Luftwaffe. Die Auswirkungen auf das Regensburger Flugzeugwerk: Mehr als doppelt so viele Bf 109 E wie 1939 verließen die Regensburger Endmontagelinien, dafür reduzierte sich die Fertigung der Bf 108 um etwa 50 Prozent.

Weiterhin herrschte 1940 rege Bautätigkeit auf dem Werkgelände in Regensburg-Prüfening. Erstellt wurden die Lagerhalle II, eine Blechzuschneiderei und Schlosserhalle, Unterrichtsgebäude, Lehrlingsheim, Bürobaracken und Luftschutzbauten.

Überstunden und Sonderprämien

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren weiterhin die systematische Umschulung und Anweisung von ungelernten Arbeitskräften, um die zur Wehrmacht eingezogenen Fachkräfte wenigstens einigermaßen zu ersetzen und um den hohen Fertigungsstandard zu halten. Die Belegschaft musste Überstunden leisten. Das RLM zahlte Sonderprämien in Höhe von insgesamt 235 000 Reichsmark, die an die Belegschaft in Form einer Sonderzahlung und einer Erhöhung der Weihnachtsgratifikation ausgezahlt wurden.

Am 16. August 1940 besuchte der Stellvertreter Hitlers, Rudolf Hess, das Messerschmitt-Werk in Regensburg. Neben Direktor Theodor Croneiß, Willy Messerschmitt und Chefpilot Willi Stöhr war die gesamte NS-Führung von Regensburg versammelt.

Die Anzahl der Gesamtbelegschaft verringerte sich von 4580 Personen im Dezember 1939 auf 4275 Personen im Dezember 1940, davon waren 380 Lehrlinge und 842 Frauen. Auf Anordnung des RLM wurden der Werkschutz und die Werkfeuerwehr kaserniert. Die Kriegsereignisse warfen ihren Schatten auf die Belegschaft, musste doch 1940 der ersten an der Front gefallenen Arbeitskollegen gedacht werden. Durch Übernahme der Patenschaft für das Reservelazarett im neuen Krankenhaus fanden alle 14 Tage Unterhaltungsnachmittage unter Mitwirkung des Fanfarenzugs der Lehrlinge, der Werkkapelle, des Streichorchesters, des Männerchors und der Sportgruppe statt. Mit den an der Front kämpfenden Werkangehörigen wurden Briefe gewechselt und Päckchen von der Messerschmitt GmbH an die Soldaten geschickt.

1941 – Flächenbrand rund um die Welt

Die deutsche Aufklärung hatte seit Ende 1940 festgestellt, dass sich rund vier Millionen Soldaten der Roten Armee an der Ostgrenze des Deutschen Reiches konzentriert hatten, und Stalin ließ laufend weitere Verstärkungen aufmarschieren. Am 12. Juni 1941 versammelte Hitler 40 Generäle im großen Sitzungssaal der alten Reichskanzlei und teilte mit, dass er Russland angreifen werde, bevor Stalin losschlagen könne. Am 22. Juni 1941 begann der Russlandfeldzug. Deutsche Divisionen stürmten in die Weiten Russlands. In großen Kesselschlachten wurden zahlreiche russische Armeen vernichtend geschlagen, gingen Millionen von Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Wieder waren es die Bf 109 E und F, die die Luftherrschaft über der Front erkämpften und den Bombern und Stukas einen ungehinderten Zielanflug ermöglichten. Auf den russischen Flugplätzen standen die Flugzeuge wie zur Parade aufgestellt in Reih und Glied – in zahllosen Tiefangriffen wurden Tausende von ihnen durch die deutsche Luftwaffe zerstört, sodass die Rote Luftwaffe in den ersten Wochen nicht wesentlich in die Kämpfe eingreifen konnte. Aber dann kam die Schlammperiode und verzögerte das Vorrücken der deutschen Truppen. Einer der härtesten Winter traf die Wehrmacht fast völlig unvorbereitet ... (Peter Schmoll  - Der Autor hat Sachbücher zur Geschichte der Flugzeugproduktion bei der Messerschmitt GmbH und zum Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg im Großraum Regensburg geschrieben. Mehrere seiner Bücher erschienen im Battenberg-Gietl-Verlag, Regenstauf.)

Lesen Sie den vollständigen, reich bebilderten Beitrag (mit vielen Aufnahmen historischer Flugzeugtypen ebenso wie von Kriegszerstörungen der Werksanlagen) in der Ausgabe November/Dezember 2024 des BSZ-Online-Magazins UNSER BAYERN. Sie können die komplette, 40-seitige Ausgabe downloaden unter www.bayerische-staatszeitung.de
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Abbildungen:

Eine Luftaufnahme vom Messerschmitt-Werk I in Prüfening vom Juni 1943. (Foto: Archiv Peter Schmoll)

Das Modell des Fliegerhorsts Obertraubling von 1936 entsprach weitgehend der späteren Bauausführung.  (Foto: Archiv Peter Schmoll)

 

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