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Szene mit dem zentralen Geschehen im Stall von Betlehem aus der Dachauer Krippe. (Foto: Bezirksmuseum Dachau)

10.11.2023

Meisterhaftes vom „Krippenpapst“

Das Bezirksmuseum Dachau widmet Theodor Gämmerler die erste umfassende museale Werkschau

Seit 2013 beherbergt das Bezirksmuseum Da­chau ein Spätwerk des Krippenkünstlers Theodor Gämmerler (1889 bis 1973), die sogenannte Dachauer Heimatkrippe. Diese Guckkastenkrippe entstand Mitte des 20. Jahrhunderts für einen Dachauer Handwerksmeister. Gämmerler versetzte das biblische Weihnachtsgeschehen in die Landschaft des Dachauer Mooses. Anstelle der Hirten warten einheimische Bauersleute in ihrer Festtagstracht dem Christuskind auf.

In den filigran gearbeiteten, farbig gefassten Krippenfiguren zeigen sich die unübertroffene Meis­terschaft und ausgereifte Schnitzkunst Gämmerlers wie auch die hohe Perfektion seiner Frau Wilgefortis in der Kostümierung der beweglichen Figuren. Als weitere Besonderheit wurde die Kleidung nicht, wie sonst üblich, kaschiert, womit die Figuren veränderbar blieben. Um die Aufstellung und Lichtinszenierung der Dachauer Krippe kümmerte sich das Ehepaar Gämmerler selbst. Die späten Lebensjahre verbrachte es in Schönbrunn (Gemeinde Röhrmoos) im Dachauer Land.

Als Sohn eines Münchner Buchbindermeisters begann Gämmerler im Herbst 1904 eine Ausbildung an der Königlichen Kunstgewerbeschule, zunächst mit dem Ziel, wie der Vater die Buchbinderei und das Zeichnen zu lernen. Nach deren Abschluss 1908 nahm er noch im gleichen Jahr das Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie auf. Damit nicht genug, anschließend lernte der Kunstgewerbler und akademische Kunstmaler zusätzlich das Schnitzen.

Schon während des Studiums hatte Gämmerler Kontakte zum Münchner Marionettentheater geknüpft, wo er als Bühnenbildner und Figurenschöpfer arbeitete. Aus dieser Arbeit bezog er Anregungen für sein späteres Schaffen als Krippenbauer. Das in Bühnenbau und Lichttechnik erworbene Know-how setzte Gämmerler zunächst im Marionettenspiel um. Für seine Privatwohnung in der Schellingstraße schuf er ein umfangreiches Marionettentheater, in dem sogar Opern aufgeführt wurden. Doch auch sein Interesse für Krippen war bereits erwacht, sodass er 1917 zu den Gründungsmitgliedern des Münchner Krippenvereins zählte.

Hauptwerke in Münchner Kirchen

Zu Theodor Gämmerlers frühesten bekannten Krippenarbeiten ab 1925 zählen der Wiederaufbau und die Neugestaltung der ältesten Krippe Bayerns an der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchener Neuhauser Straße. Zu dieser Zeit befand sich die auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Krippe in denkbar vernachlässigtem Zustand. Die Instandsetzung und Neugestaltung der 7 mal 5 mal 3,8 Meter großen Krippe mit ihren Aufbauten wie Kulissen, Podesten, Stufen und vor allem den etwa 1,20 Meter großen Figuren sollte ihn viele Jahre lang beschäftigen. Bomben zerstörten die Krippe um die Mitte des Zweiten Weltkriegs, glücklicherweise blieb der Großteil der Figuren erhalten.

1947 erhielt Gämmerler den Auftrag für den Bau einer vollständigen Jahreskrippe der Marianischen Männerkongregation in der Unterkirche der Bürgersaalkirche, ebenfalls in der Neuhauser Straße. Dort fertigte er über die Jahre rund 200 Krippenbilder, die dem Verlauf des Kirchenjahrs mit zehn verschiedenen Darstellungen folgen. Dafür schuf er nicht nur die Figuren, sondern auch ein völlig neues Szenarium mit einer umfangreichen Architektur und Kulissen. Es entstand ein vollständiges Krippentheater mit Kuppelgewölbe und einer ausgeklügelten Beleuchtungstechnik, mit der er verschiedene Stimmungen erzeugen konnte. Bei den beweglichen Gliederpuppen aus Nussbaumholz, die hier allerdings nur etwa 25 Zentimeter groß waren, unterstützte ihn der Bildhauer Josef Hien (1925 bis 2017) aus Ottobrunn. Zahlreiche Tiere und Requisiten kamen hinzu. Kostümiert wurden sie von Gämmerlers Frau Wilgefortis, die aus der Künstlerfamilie Kolms­perger stammte. Sie schneiderte ... (Jutta Mannes)

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Ausgabe November/Dezember 2023 des BSZ-Online-Magazins UNSER BAYERN. Sie können die komplette, 40-seitige Ausgabe downloaden unterwww.bayerische-staatszeitung.de Für BSZ-Abonnenten ist dieser Service kostenlos, sonst 3 Euro pro Ausgabe. 

Abbildung: Detailgetreu gewandet Gerade in der Gestaltung von Gesichtsausdruck und Händen wird Theodor Gämmerlers meisterhafte Schnitzkunst deutlich. Die Kleidung der Krippenfiguren schneiderte seine Ehefrau Wilgefortis: Auch ihre Arbeit zeichnet sich durch Detailtreue aus. So kleidete sie die Figuren wie diese Bäuerin in Festtrachten des Dachauer Landes. (Foto: Bezirksmuseum Dachau)

Information: Ausstellung 10. November bis 28. April 2024. Bezirksmuseum Dachau, Augsburger Straße 3, 85221 Dachau. dachauer-galerien-museen.de

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