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Die Filialkirche St. Johannes der Täufer wurde 1212 erstmals erwähnt. Aus romanischer Zeit stammt noch der Unterbau des Turmes. (Foto: Wolfgang Voigt)

13.09.2024

Streit um einen Taufstein

Steinerne Zeugnisse: Die Spuren der Adelsfamilie Lerchenfeld in Schloss und Hofmark Gebelkofen

Die Familie Lerchenfeld war im 15. Jahrhundert in vielerlei Hinsicht ein typischer Aufsteiger aus der städtischen Oberschicht: Sie war ursprünglich ein Regensburger und Straubinger Ratsgeschlecht. Damit stellt sie ein Musterbeispiel des nichtmünchnerischen Patriziats dar, das durch fürstliche Dienste Karriere machte. Ratsbürger galten als Oberschicht der Städte. Im Laufe der Zeit verstärkten sie zunehmend ihre adelige Lebensweise und gelangten zu entsprechendem Ansehen. Zahlreiche Burgen und Schlösser befanden sich über die Jahrhunderte im Besitz der Familie Lerchenfeld – so auch Schloss und Hofmark Gebelkofen. Das Schloss war von 1510 bis 1953 in ihrem Besitz. Dann überließ es Ludwig Graf von und zu Lerchenfeld im Zuge der Bodenreform der Bayerischen Landessiedlung. Durch die zwangsweise Landabgabe an Vertriebene hatten die Wirtschaftsgebäude ihren Sinn verloren, und das Schloss allein hätte nur mehr eine hohe finanzielle Belastung für die Familie dargestellt. In späteren Jahren wurde das Schloss mehrfach verkauft. Es entstanden Wohneinheiten, die sich heute in Privatbesitz befinden.

In unmittelbarer Nähe zum Schloss steht die Kirche St. Johannes der Täufer. Der Unterbau des Turmes stammt aus der Zeit der Romanik. Die erste Erwähnung einer Kirche findet sich im Jahr 1212. Verschiedene bauliche Veränderungen sind aus der lerchenfeldschen Zeit dokumentiert: So sind der Neubau des Chores und des Langhauses sowie die Turmerhöhung verzeichnet. Die Pläne zum Kirchenneubau im Jahr 1793 haben sich im Schlossarchiv Köfering erhalten. Dieser war erforderlich geworden, da das Gotteshaus immer wieder als „ruinos und baufällig“ sowie einsturzgefährdet bezeichnet wurde.

Wegen Streitigkeiten über einen angeblich unberechtigt durch den Grafen Lerchenfeld aufgestellten Taufstein traten Verzögerungen bei der Konsekration der Kirche auf. Der Pfarrer des Nachbardorfs behauptete, dass Taufen ausschließlich dort stattgefunden hätten. Lerchenfeld stellte dagegen in einem Schreiben klar, dass in der Filialkirche bereits seit mindestens 1647 ein Taufstein stand, der nur durch einen anderen ersetzt worden sei. Zudem befürchtete er einen Aufstand der Bevölkerung, wenn der neue Taufstein wieder entfernt werden würde. Das bischöfliche Konsis­torium erteilte schließlich die Genehmigung zur Aufstellung des neuen Taufsteins, wenn alle Taufen „nach der […] bekannten Gewohnheit […] gehalten und beobachtet werden“, was der Graf in einem Revers unterschrieb. Am 26. Oktober 1794 wurde die Kirche vom Regensburger Weihbischof Valentin Anton von Schneid geweiht.

Im Eingangsbereich der Kirche sowie auf der Nordseite im Kirchenschiff finden sich heute sechs Epitaphe, die den Lerchenfelds gewidmet sind. Sie wurden im Rahmen der Renovierung 1975 dorthin versetzt. Die älteste dieser kunstvollen Grabplatten ist für Johann Jacob von Lerchenfeld (1544 bis 1599), den Stammvater der Gebelkofener Linie. Aus seiner Ehe mit Benigna von Zeilhofen (1549 bis 1612) gingen fünf Söhne hervor. Die ersten drei Kinder verstarben früh; an zwei von ihnen erinnert ein Epitaph. Nur die Söhne Christoph und Johann Wilhelm erreichten das Mannesalter.

Christoph von Lerchenfeld (1589 bis 1649), der vierte Sohn von Johann Jacob und Benigna, war zweifelsohne die bedeutendste Person der Linie. Die Familienchronik berichtet über ihn, er habe „seine väterliche Heimat ungemein lieb gewonnen, weswegen er sich auch meistens auf dem Gute Gebelkofen aufhielt, wo er mit Reiten und Jagen, teils andern ökonomischen Beschäftigungen seine Jugendjahre zubrachte und so in Gottes freier Natur zu einem gesunden, lebenskräftigen Manne heranwuchs“. Im September 1621 wurde er zum Kriegskommissar ernannt. Trotz des scheinbar nicht einschlägigen Hintergrunds für diese Position machte er im Dreißigjährigen Krieg rasch Karriere: 1622 wurde er zum Generalkommissariat in der Unterpfalz versetzt und spielte eine immer größere Rolle ... (Wolfgang Voigt)

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Abbildung:
Der einst umstrittene Taufstein befindet sich heute noch in der Kirche und wird auch seiner Bestimmung folgend verwendet. (Foto: Wolfgang Voigt)

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