Der internationale Branchentreff BAU 2019 vom 14. bis 19. Januar 2019 wird wieder alle Interessierten rund ums Planen und Bauen anziehen. Im XXL-Format präsentiert sich Anfang des kommenden Jahres die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme auf dem Gelände der Messe München. Wir sprachen mit Reinhard Pfeiffer, Vizechef der Messe München und Verantwortlicher für die BAU, über die Neuheiten.
BSZ Herr Pfeiffer, auf was dürfen sich die Besucher der BAU 2019 freuen?
Pfeiffer: Unter anderem auf zwei neue Messehallen, die zusätzlich 20 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten. Damit konnten wir endlich die Warteliste der Firmen, die auf der BAU ausstellen wollen, reduzieren.
BSZ Deshalb also XXL BAU.
Pfeiffer: Genau. Mit den beiden neuen Hallen wächst die BAU auf 200.000 Quadratmeter Fläche. Alle 18 Messehallen sind voll belegt, mehr geht nicht.
BSZ Wie viele Aussteller wird die BAU 2019 haben?
Pfeiffer: Rund 2200 Aussteller aus 45 Ländern. Unsere Aussteller zeigen Architektur, Materialien und Systeme. 37 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, das sind mehr als je zuvor. Wir erleben also schon vor Messebeginn eine BAU der Rekorde.
BSZ: Gilt das auch für die Zahl der Besucher? Wie viele erwarten Sie?
Pfeiffer: Zuletzt waren es rund 250.000, eine Viertel Million! Wir reden hier also von einem ohnehin schon sehr hohen Niveau. Die beiden neuen Hallen könnten aber schon nochmal einen Schub in Richtung 260.000 geben, sofern das Wetter mitspielt. Übrigens: Fast jeder vierte Besucher ist Planer oder Architekt.
BSZ: Aber einfache Handwerke dürfen nach wie vor auf die BAU?
Pfeiffer: Selbstverständlich. Das ist unser Kernklientel! Die Handwerker stellen mit 37 Prozent nach wie vor die größte Besuchergruppe. Für sie haben wir in der Halle C6, in unserer Bauwerkzeughalle, speziell den „Treffpunkt Handwerk“. Darüber hinaus trainiert auf der BAU auch wieder die Nationalmannschaft der Handwerker. Maurer, Fliesenleger, Stuckateure und Zimmerer zeigen im Trainingscamp des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, was sie draufhaben.
BSZ: Verglichen mit anderen Messen: Wie international ist die BAU?
Pfeiffer: Sehr international! 80.000 unserer Besucher kommen aus dem Ausland. Das ist für die Baubranche, deren Vertriebswege in bestimmten Segmenten ja eher national oder regional orientiert sind, geradezu sensationell. Wir haben mehr internationale Besucher als andere Messen insgesamt Besucher haben.
BSZ: Wo kommen die vorwiegend her?
Pfeiffer: Aus ganz Europa, aber auch aus Übersee. 2017 kamen rund 12 100 Besucher aus Österreich, etwa 5500 aus der Schweiz, knapp 5500 aus Italien, fast 3200 aus der Türkei, knapp 3000 aus Russland, rund 2500 aus Tschechien, etwa 2400 aus Polen, zirka 2300 aus China, rund 2200 aus Slowenien, etwa 2000 aus Großbritannien und jeweils knapp 1800 aus den Niederlanden, Frankreich und Israel. Gerade Israel ist bemerkenswert, weil dort Digitalisierung auch eine große Rolle spielt.
BSZ: Was wird in den beiden zusätzlichen Hallen zu sehen sein?
Pfeiffer: Zum einen haben wir stark nachgefragte Ausstellungsbereiche wie Bauchemie, Bodenbeläge, Bauwerkzeuge und BAU IT vergrößert, zum anderen ein neues Thema in die BAU integriert.
BSZ: Nämlich?
Pfeiffer: Das Thema Licht in Verbindung mit Smart Building. Unser Leben soll komfortabler und sicherer werden, das macht das Smart Building, das vernetzte intelligente Gebäude, möglich. Gleichzeitig spart es Energie. Auch das Thema Licht spielt im Gesamtkonzept des Smart Home eine immer größere Rolle. Es geht um Lichtlenkung, -steuerung und -konzepte sowie Tages- versus Kunstlicht.
BSZ: Welches sind diesmal die wichtigsten Themen der BAU?
Pfeiffer: Über allem steht die zunehmende Digitalisierung des Planens und Bauens. Das ist der Innovationstreiber schlechthin. Hierbei wird BIM, also Building Information Modeling, im Zentrum stehen. Bei Großprojekten werden BIM und andere digitale Werkzeuge schon genutzt, aber nicht so sehr bei mittleren und kleinen Bauvorhaben. Außerdem geht es um die Frage, wie man es schafft, digitale Planungswerkzeuge für alle am Bau Beteiligten zu nutzen. Allerdings ist dabei darauf zu achten, dass sich nicht einfach die Verantwortung der Planer auf die Bauausführenden verschiebt. Die Digitalisierung spielt übrigens auch bei unseren anderen Leitthemen eine große Rolle.
BSZ: Inwiefern?
Pfeiffer: Nehmen Sie das modulare serielle Bauen. Durch die Digitalisierung ist die Vorfertigung in der Fabrik einfacher, präziser und schneller geworden. Vorgefertigte Gebäudeteile werden immer wichtiger, damit der Bauprozess an sich beschleunigt und dadurch preisgünstiger wird. Auch das Smart Building inklusive der Lichtsteuerung wäre ohne Digitalisierung nicht möglich.
BSZ: Das gilt dann vermutlich auch für das vierte Leitthema: Wohnen und Arbeiten. Worum geht es hier?
Pfeiffer: Es geht um die Dynamisierung eines Trends, also die immer stärkere Vermischung der beiden Bereiche. Immer mehr Menschen wollen Homeoffice-Lösungen und die müssen sich auch in den räumlichen Möglichkeiten eines Gebäudes widerspiegeln. Im Prinzip hebt die Digitalisierung die klassische Trennung zwischen Wohn- und Arbeitswelten auf.
BSZ: Was gibt es noch Neues?
Pfeiffer: Das sogenannte Digital Village. Es wird Teil unserer BAU IT Halle und ist der Versuch, digitale Initiativen der Baubranche zu bündeln und an einem Ort zu konzentrieren. Auch Start-ups aus der Bau-IT-Branche sind mit dabei. Sie sollen sich untereinander aus-tauschen können und dadurch eventuell Innovationen generieren. Aber Bau-Software werden wir auch in den Jahren, in denen die BAU nicht stattfindet, präsentieren.
BSZ: Wie das?
Pfeiffer: Der entsprechende Branchenverband hat uns gebeten, in Köln im zweijährigen Turnus so eine Veranstaltung durchzuführen. Der Titel ist digitalBAU, eine Fachmesse für digitale Lösungen mit Kongress. Sie wird es 2020, 2022, 2024 und so weiter geben. Alle vier Jahre wird sie parallel zur Messe DACH+HOLZ stattfinden, die die GHM - Gesellschaft für Handwerksmessen, abwechselnd in Köln und Stuttgart durchführt. Somit wird es in Nord-rhein-Westfalen geballtes Know-how für die Bau-IT-Branche aus München geben.
BSZ: Und bietet die BAU 2019 auch wieder die „Lange Nacht der Architektur“?
Pfeiffer: Ja klar. Wir feiern sogar ein kleines Jubiläum. Die Lange Nacht der Architektur findet 2019 bereits zum fünften Mal statt! Rund 60 Gebäude sind dabei. Sie öffnen am 18. Januar ab 19 Uhr wieder ihre Pforten. Die an Architektur interessierten Münchner sind herzlich eingeladen, diese Perlen der Münchner Architektur zu besichtigen, und zwar kostenlos! Neben Highlights wie der ADAC-Zentrale, dem Osram Tower oder das Microsoft-Gebäude haben wir auch neue Sehenswürdigkeiten. Erstmals mit dabei sind unter anderem die Stadtbibliothek Monacensia in Bogenhausen oder das Steelcase Innovation Center in der Altstadt.
BSZ: Also viele Gründe auf die BAU zu gehen.
Pfeiffer: Ja, das sehen vor allem Architekten und Planer so. Sie besuchen kaum die jeweiligen Spezialmessen, denn sie wollen sich in ein bis zwei Tagen einen kompletten Überblick über Innovationen aus allen Baubereichen verschaffen. Und das bieten wir ihnen mit der BAU in München.
(Interview: Ralph Schweinfurth)
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