Die Ausbildungssituation in Bund und Freistaat bleibt 2024 trotz der schwierigen Wirtschaftslage für die Jugendlichen branchenübergreifend insgesamt gut. So sank die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland nur leicht. Mit Blick auf Bayern ist die Lage noch etwas besser, so bayme vbm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt zur Ausbildungssituation 2024 und Prognose 2025 in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (M+E Industrie), denn die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge blieb stabil auf einem hohen Niveau. Eine große Herausforderungn für die Unternehmen bleibt laut Brossardt jedoch der Bewerbermangel. „Klar ist aber auch: Die anhaltende Konjunktur- und Strukturkrise wirkt inzwischen auch dämpfend auf den Ausbildungsmarkt.“
Daher sei es umso wichtiger, so der Hauptgeschäftsführer, dass die wachstumsfördernden und standortsichernden Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag festgelegt worden sind, jetzt zügig umgesetzt werden.
In Bayern ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge branchenübergreifend leicht um 0,6 Prozent auf 85 596 gesunken. Bei der Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber konnte jedoch ein leichter Zuwachs von 2,7 Prozent auf 62 161 verzeichnet werden. Damit kommen im Freistaat auf jeden Bewerber aktuell 1,7 offene Berufsausbildungsstellen. „Es gibt also weiter deutlich mehr Stellen als Bewerberinnen und Bewerber“, so Brossardt.
Für die Auszubildenden sei dies eine erfreuliche Lage, für die Unternehmen eine Herausforderung. „Mit Blick auf den Freistaat sehen wir aber klar: Trotz der aktuellen Konjunktur- und Strukturkrise investieren die bayerischen Unternehmen weiterhin auf hohem Niveau in Ausbildung, um ihren Bedarf an Nachwuchskräften zu decken.“
Die bayerische Metall- und Elektroindustrie verzeichnete 2024 mit 15 029 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen Rückgang um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – ein Minus von rund 300 Verträgen.
Für das laufende Jahr rechnet Brossardt mit einem Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um fünf Prozent auf etwa 14 280 Ausbildungsverträge.
Für den Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge nennen die Betriebe laut Brossardt folgende Gründe:
– Mit 68 Prozent verzeichnen gut zwei Drittel der befragten Betriebe keinen Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Im Frühjahr 2024 waren es 73,9 Prozent.
– 32 Prozent der Unternehmen der M+E Industrie geben an, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist. Im letzten Frühjahr sagten das nur 26,1 Prozent.
Oftmals keine
passende Eigung
– Der mit Abstand häufigste Grund für den Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bleibt weiterhin, dass die Betriebe keine oder keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber finden.
– 59,7 Prozent geben an, dass die Bewerberinnen und Bewerber für die Ausbildungsstelle keine passende Eignung aufweisen. (Frühjahr 2024: 63,8 Prozent).
– 47,2 Prozent der Betriebe, die einen Rückgang an Ausbildungsverträgen verzeichnen, geben an, dass ihnen zu wenige Bewerbungen vorliegen (Frühjahr 2024: 62,1).
– Mit 36,1 Prozent verfügt gut ein Drittel der Befragten inzwischen über genügend personelle Ressourcen. Sie benötigen also momentan keine weiteren Azubis (Frühjahr 2024: 10,3 Prozent).
Die Zahlen deuten für Brossardt darauf hin, „dass wir auf dem Ausbildungsmarkt unter den wirtschaftlich schlechten Vorzeichen inzwischen teilweise eine Sättigung erreichen. Für insgesamt 16,7 Prozent ist die wirtschaftliche Lage inzwischen der Grund für den Rückgang an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Im Frühjahr vergangenes Jahr sagten das noch 12,1 Prozent. Das zeigt: Die wirtschaftliche Lage hinterlässt inzwischen auch auf dem Ausbildungsmarkt ihre Spuren. Die bayerischen Unternehmen bemühen sich aber weiterhin um Ausbildung – darum bleiben die Chancen für Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz weiterhin gut.“
Allerdings rechnet die Branche für die nächsten Jahre damit, dass die Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern noch schwieriger wird. Viele Jugendliche wählen statt dem Weg in ein Unternehmen eine schulische Ausbildung oder beginnen ein Studium. „Parallel kann und wird sich die schwierige konjunkturelle Lage weiter dämpfend auf den Ausbildungsmarkt auswirken, wenn hier kein politischer Kurswechsel stattfindet“, befürchtet Brossardt..
Die Übernahmesituation in der bayerischen M+E Industrie ist weiterhin hervorragend. 93,2 Prozent der Betriebe haben ihre Azubis 2024 befristet oder unbefristet übernommen. Erfolgte keine Übernahme, geschah dies meist auf Wunsch des Azubis. Für 2025 bleibt die Übernahmequote mit dem identischen Wert stabil auf hohem Niveau. In diesem Zusammenhang machte Brossardt klar: „Der hohe Übernahmewille zeigt das Interesse der Unternehmen, ihre ausgelernten Azubis langfristig an sich zu binden. Sie gewährleisten ihnen auch in den wirtschaftlich fordernden Zeiten stabile und sichere Perspektiven.“
Die Vergütung in der bayerischen M+E Industrie ist für Jugendliche traditionell sehr attraktiv, betonte der Hauptgeschäftsführer. Das Durchschnittsgehalt über alle Ausbildungsjahre hinweg ist infolge des Tarifabschlusses im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen und liegt seit dem 1. Januar 2025 bei durchschnittlich 1347 Euro. Ab 1. April 2026 steigt die durchschnittliche Vergütung bei einer Ausbildungsdauer von 3,5 Jahren noch einmal auf 1389 Euro.
Brossardts Resüme: „Für die Fach- und Arbeitskräftesicherung unserer M+E Unternehmen bleibt es angesichts der sich verschärfenden Matchingprobleme bei Bewerbungen wichtig, dass wir dem Nachwuchs früh praxisnahe Angebote zur Berufs- und Studienorientierung machen. Wir unterstützen die Betriebe mit zahlreichen Initiativen gerne dabei. Eines unserer erfolgreichsten Projekte ist der M+E InfoTruck. Mit ihm bringen wir M+E Berufsorientierung direkt an die Schulen. Seit dem Projektbeginn 2004 waren die Trucks mehr als 4040 Tage im Einsatz und hatten mehr als 261 700 Besucherinnen und Besucher zu Gast.“ (Friedrich H. Hettler)
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