Wirtschaft

Beim symbolischen Spatenstich (von links).: Alex Sonnleitner (Architekturbüro SSP), Thorsten Meyerhöfer (Kfm. Leiter LIV Bayern und Projektleiter Neubau), A. Ewald Kreuzer (Landesinnungsmeister und Vorsitzender KPZ e. V.), Markus Büttner (Bau GmbH Alois Pauli), Landrat Sebastian Gruber, Bürgermeister Heinz Pollak, Alois Atzinger (Direktor Raiffeisenbank am Goldenen Steig Waldkirchen), Barbara Bichler vom Staatlichen Bauamt Passau) und Hans Jürgen Wellnhofer (stv. Geschäftsführer der Region Süd der BG BAU). (Foto: hf.redaktion)

05.05.2017

Dachdeckerhandwerk kämpft um Nachwuchs

Am Kompetenzzentrum Dachbau in Waldkirchen entsteht ein neues Lehrlingswohnheim

Spatenstiche sind eigentlich nicht die Spezialität der Dachdeckerzunft, die sich eher beim Feiern in luftiger Höhe auf dem fertigen Dachstuhl oder eingedeckten Dach auskennt. Daher war es kein Beinbruch, dass das Fundament des neuen Dachdeckerwohnheims am Kompetenzzentrum Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) bereits seit März ausgebaggert und betoniert war, als Ende April eine Truppe von neun wichtigen Honoratioren mit Bauhelmen und Krawatte anrückte, um an einem Sandhaufen daneben den unumgänglichen Spatenstich für die Fotografen nachzuholen. Es handelt sich schließlich laut Landesinnungsmeister Ewald Kreuzer „um einen Meilenstein für das Bayerische Dachdeckerhandwerk“.

Beruf mit goldenem Boden


Dieser Bauberuf hat nicht nur „goldenen Boden“, sondern auch eine lange Tradition in Waldkirchen und eine enge Beziehung zu der Bayerwaldstadt im Landkreis Freyung-Grafenau. Das haben Landrat Sebastian Gruber (CSU) und Bürgermeister Heinz Pollak (Freie Wähler) beim Spatenstich als „Freudentag für Waldkirchen und die gesamte Region“ gebührend gewürdigt. Seit dem Jahr 1973 wird hier „überbetriebliche Unterweisung für Auszubildende als Dachdeckergesellen“ geleistet und seit 1975 werden Kurse für beruflichen Weiterbildung und Vorbereitung auf die Meisterprüfung abgehalten. Seit 2004 ist das „Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen“ das erste zertifizierte Zentrum für Aus- und Weiterbildung dieses alten und zugleich sehr modernen Handwerks.

Es gibt in Waldkirchen bereits ein Wohnheim des Landkreises für Dachdecker an der staatlichen Berufsschule. Seit Jahren wurde über ein neues Wohnheim für die bayernweit überbetriebliche Ausbildung verhandelt. Nachdem die Stadt ein Nachbargrundstück zur Verfügung gestellt hat, konnte die Dachdecker-Innung im März mit dem Bau eines neuen Gebäudes beginnen, das zum neuen Schuljahr 2018 in Betrieb gehen soll. „Es war leider nicht notwendig, wegen des großen Zustroms an Auszubildenden“, sagt der Geschäftsführer des Landesverbandes Thorsten Meyerhöfer: „Vielmehr mussten wir den hohen Anforderungen des Tarifvertrages für die Unterbringung bei der überbetrieblichen Ausbildung hiermit nachkommen.“

Das neue Wohnheim ist als vierstöckiges Gebäude mit einer Nutzfläche von 1300 Quadratmetern geplant: 24 Zweibettzimmer, Zimmer für Betreuer, Büros für die Heimleitung, Freizeit- und Mehrzweckräume, sowie ein Clubraum. In das gesamte von Bund und Freistaat geförderte Projekt sollen zirka 4,2 Millionen Euro investiert werden. Ein schöner Auftrag für Waldkirchner und Freyunger Firmen. Die Auszubildenden und Kursteilnehmer im Kompetenzzentrum Dachtechnik (KPZ) kommen aus ganz Bayern hierher und werden in der schönen Kleinstadt als Gäste sehr geschätzt.

Modernes Bildungsangebot


Das KPZ Dachtechnik verfügt über ein vielseitiges und modernes Bildungsangebot rund um das Dach und die Außenwandbekleidung. Neben den „Klassikern“ wie überbetriebliche Unterweisung der Auszubildenden und Vorbereitungskurse zur Meisterprüfung spielt die Weiterbildung eine große Rolle. Da müssen die laufenden technischen Änderungen und neue Regelungen einbezogen werden, denen die Betriebe und ihre Mitarbeiter – auch Quereinsteiger – ausgesetzt sind. In der vom Bayerischen Dachdeckerhandwerk errichteten Halle werden auch dachdeckerrelevante Bereiche aus dem Holzbau vermittelt wie von Dachstühlen und Dachgauben. Gerade der Bereich moderner Energietechnik bringt heute neue Herausforderungen.

Schulungen und Seminare in Waldkirchen stehen auch für Hersteller von Bedachungsprodukten und Fachverkäufer aus dem Baustoffhandel zur Verfügung. Der Beruf des Dachdeckers ist für wetterfeste Leute sehr vielseitig und abwechslungsreich. In der Information für Berufsanfänger steht: „Heute ein Flachdach, morgen der Ausbau eines Dachgeschosses mit Wärmedämmung. Dann eine Solaranlage oder eine Dachbegrünung. Auf der nächsten Baustelle eine tolle Fassadenbekleidung oder eine kleine Reparatur an Regenrinne oder Schornstein. Du arbeitest im Team, aber trotzdem ist dein persönliches Können gefragt.“

Bayerns Dachdecker zahlen ihre männlichen wie weiblichen Lehrlinge mit am besten. Trotzdem sagt Thorsten Meyerhöfer: „Wie fast alle Handwerksberufe müssen auch wir um Nachwuchs kämpfen. Zeitweise hatten wir rückläufige Zahlen an Auszubildenden. Inzwischen hat sich ihre Zahl jedoch zumindest wieder stabilisiert.“ Das neue Wohnheim wird nun die Attraktivität des Berufes sicher nochmal verstärken.
(Hannes Burger)

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