Wirtschaft

Damit der CO2-Ausstoß hierzulande reduziert wird, hat eine Regierungskommission ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen vorgeschlagen. (Foto: dpa/Patrick Pleul)

28.01.2019

CSU gegen Tempolimits

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verteidigt das System der Richtgeschwindigkeit – dabei hat er selbst die Diskussion erst ins Rollen gebracht

In der Diskussion um ein generelles Tempolimit hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auf die Sicherheit deutscher Autofahrer im globalen Vergleich hingewiesen. "Deutsche Autobahnen sind die sichersten Straßen weltweit", sagte der CSU-Politiker der "Bild am Sonntag". Bereits 30 Prozent der Autobahn-Kilometer, nämlich 7640, hätten ein Tempolimit, 18.150 Kilometer keines. "Das System der Richtgeschwindigkeit funktioniert und hat sich bewährt", sagte Scheuer.

Zuletzt waren Überlegungen einer Klima-Arbeitsgruppe der Bundesregierung bekannt geworden, zu denen ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen zählte. Scheuer sagte daraufhin, derartige Vorschläge seien "gegen jeden Menschenverstand".

"Wer 120 fahren will, kann 120 fahren. Wer schneller fahren möchte, darf das auch. Was soll der Ansatz der ständigen Gängelung?" Ein Tempolimit auf Autobahnen würde demnach laut Scheuer den gesamten CO2-Ausstoß in Deutschland um weniger als 0,5 Prozent senken.

Schulze: Nicht bei jedem einzelnen Debattenbeitrag die Grenzwerte grundsätzlich in Frage stellen

Zur Kritik von Lungenärzten an den Feinstaub-Grenzwerten sagte Scheuer, er werde dies zum Thema im EU-Verkehrsministerrat machen. Deren Aufruf müsse dazu führen, "dass die Umsetzung der Grenzwerte hinterfragt und gegebenenfalls verändert wird". Als erstes müsse aber "die masochistische Debatte beendet werden, wie wir uns in Deutschland mit immer schärferen Grenzwerten selbst schaden und belasten können. Vor allem werden jetzt die Messstellen überprüft." Scheuer mahnte zugleich die Autobauer, das Ladestationen-Netz für Elektroautos zügig auszubauen.

Gegenwind kommt von den Grünen und von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). "Es trägt nicht zur Versachlichung und erst recht nicht zur Lösung von Problemen bei, wenn wir jetzt bei jedem einzelnen Debattenbeitrag die Grenzwerte grundsätzlich in Frage stellen", sagte Schulze im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".

In eine ähnliche Kerbe schlägt Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Er wirft Scheuer im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben) ein "problematisches Rechtsstaatsverständnis" vor. Die meisten Wissenschaftler seien sich einig, dass Stickoxide schädlich seien. "Auf Basis dieser wissenschaftlichen Untersuchungen wurden Gesetze gemacht, an die sich auch ein Verkehrsminister halten muss."

Scheuer: Bessere Verkehrspolitik durch Typisch anonymisierten Mobilitätsdaten

Wie Scheuer kritisieren auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Söder sagte dem "Münchner Merkur" (Montag): "Das Tempolimit ist eine typisch ideologische Verbotsdiskussion aus der grünen Mottenkiste." Er bezweifelte im Gespräch mit der Zeitung ebenfalls den Nutzen für den Klimaschutz. "Es bringt ökologisch wenig. Wir brauchen neue Technik und keine alten Verbote."

Die CDU-Bundesvorsitzende wies bei der Klausur der Südwest-CDU am Samstag die Idee eines Tempolimits auf Autobahnen ebenfalls eindringlich zurück. "Das, was wir jetzt erleben, ist eine reine Phantomdebatte", sagte Kramp-Karrenbauer. Ein großer Teil der Straßen in Deutschland habe bereits ein Tempolimit. Mit diesen Maßnahmen könne man nur sehr wenig CO2 einsparen. "Wir sollten keine Phantomdebatten führen, die mehr den Anschein erwecken, dass man eine ganze Gruppe, nämlich die Autofahrer, quälen und bestrafen will, als dass man wirklich damit eine sinnvolle Klimaschutzdebatte führen will." Die meisten Länder der Welt haben jedoch ein Tempolimit auf Autobahnen.

Im "BamS"-Interview schlug Scheuer zudem vor, Staus in Städten mit Mobilitätsdaten von Autofahrern entgegenzuwirken. "Wenn viele Nutzer ihre persönlichen, anonymisierten Mobilitätsdaten zur Verfügung stellen würden, könnten Städte die Verkehrspolitik besser planen, so dass die Menschen weniger im Stau stehen. Die Bürger müssen dem Staat dabei vertrauen." So könne man bessere Mobilität entwickeln und bekäme eine noch sauberere Luft.

Nach Ansicht des Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, müssen die Abgasgrenzwerte in Europa erneut auf den Prüfstand. "Es macht Sinn, sich die Grenzwerte noch einmal erläutern zu lassen und über eine Revision nachzudenken", sagte der CSU-Vize am Montag im Anschluss an eine Sitzung des Parteivorstandes in München. Dafür sei zunächst einmal die Expertise der Wissenschaft gefragt. Weber betonte, er würde sich in Europa mehr Abstimmung bei Anwendung der Grenzwerte wünschen. Oberstes Maxim bleibe der Gesundheitsschutz der Menschen, wichtig sei aber auch eine praxisnahe Anwendung der Gesetze und ein europäisches Handeln in der Praxis.

Eine Gruppe von Lungenärzten hatte die Debatte angestoßen, indem sie den gesundheitlichen Nutzen der Grenzwerte für Stickstoffdioxide anzweifelte. Sie widersprach damit unter anderem Positionierungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Auch das Forum der Internationalen Lungengesellschaften (FIRS) widersprach der Gruppe von gut 100 Lungenärzten. (dpa)

Kommentare (4)

  1. Rolf am 07.02.2020
    Ich finde die die Debatte um die Regelung der Autobahngeschwindigkeit überflüssig, weil es meines erachtens nicht die perfekte Lösung gibt. Ich selbst fahre seit 56 Jahren Auto oder auch Motorrad und kann einer absoluten Geschwindigkeitsbegrenzung nichts abgewinnen. Auch ich fahre in Ländern in denen es die Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, sehe aber nicht die angeblich vielen Vorteile. Rücksichtslose Fahrer gibt es dort auch. Ich habe nicht das Gefühl das es auf den Bundesdeutschen Autobahnen soviel anders ist. Und was die Feinstaubbelastung und CO2 und sonstige Belastungen angeht, wir sind halt ein wenig viel Menschen und alle wollen in "Würde" teilhaben. Den Veggie-Day wollten die "Grünen" auch schon einmal vorschreiben.
  2. Blum am 04.02.2020
    Ich habe immer CSU gewählt. das muss ich mir nun überlegen in Zukunft. Ich fahre 2 mal im Jahr nach Südfrankreich (Familie) ich finde es fehlen die Rücksichtlosen Raser von hinten. Alles fährt schön gleichmäßig, es ist ein sehr Angenehmes Reisen. Tempo 130 ist überfällig.
  3. Josi am 02.02.2020
    bin absolut gegen das Tempolimit, die Politiker die dies fordern finde ich zum Kotzen. Wir kleinen Steuerzahler werden nur noch verarscht. Kümmert euch doch mal um den Schwerlasttransporte und den kompletten Güterverkehr.... hier wird seit Jahren von den Politikern gelogen dass mehr auf den Schienenverkehr umgewandelt werden soll. Nichts passierte, ganz im Gegenteil.
    Flugverkehr, Kreutzfahrtschiffe, Kohlekraftwerke usw. das ist alles nebensächlich für unsere sogenannten Volksvertreter.
    Sollte ein Tempolimit kommen sollte man allen Politikern und auch ihren Chaffeuren den Diplomatenpass entziehen., denn dies ist ja für diese ein Freibrief zum schneller fahren. Kümmert euch endlich mal um etwas was wichtig ist...... Aber keine Angst liebe Politiker, ihr werdet wenn ihr so weitermacht vom Volk abgestraft..... das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    SPD und Grüne sollten sich nicht mal mehr als Volksvertreter schimpfen dürfen.
  4. pauli am 02.02.2020
    Ich bin gegen tempolimit alles wird mir hier in dem deutschland schon verboten. wir konnten schon immer auf der autobahn ohne temp. fahren jetzt wieder debatte um limit ich kann es nicht mehr hören.
    es ist doch sowieso schon auf der autobahn geschwindigkeitsbegrenzung einmal 120 dann 80 u.s.w.die paar strecken lasst es doch wie es ist.dem deutschen sein liebstes kind (auto) auch noch kaputt regeln dann gute nacht.habe jetzt endlich meinen porsche den brauch ich dann auch nicht mehr es intressiert mich nicht mehr, so alles was in dem land vorsich geht.z.b. nehmt den amis die schusswaffen weg der dreht durch. nehmt den deutschen sein spielzeug der akkzepiert alles weil er blöd ist er arbeitet weiter u.ist still. nur weiter so. ich habe 2 sportwagen werde sie verkaufen auf alle fälle u. leiste mir dann einen alten stinkkarren aus trotz.
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.