Der Münchner Airport erreichte in den ersten sechs Monaten des Betriebsjahrs 2017 das bisher beste Halbzeitergebnis seiner Geschichte: Erstmals wurde mit über 21 Millionen Fluggästen die Schwelle von 20 Millionen Passagieren bereits im ersten Halbjahr überschritten, freute sich Michael Kerkloh, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH, bei der Halbjahresbilanz. Dieses Fluggastaufkommen entspriche dem Passagierergebnis des gesamten Jahrs 1999 am Münchner Flughafen und veranschauliche die enorme Wachstumsdynamik der internationalen Luftverkehrsdrehscheibe, betonte Kerkloh.
Prozentual legte das Passagieraufkommen um mehr als sechs Prozent (6,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr zu. Die Zahl der Starts und Landungen steigerte sich – wie bereits im vergangenen Jahr – abermals um über vier Prozent (4,1 Prozent) auf 198 870 Flugbewegungen. Eine neue Höchstmarke konnte Kerkloh auch aus dem Bereich der Luftfracht vermeldet: 177 500 Tonnen (2016: 162 744 Tonnen) bedeuten ein Plus von 9,1 Prozent. Der starke Anstieg beim Frachtaufkommen ist einerseits der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geschuldet, so Kerkloh, zum anderen wird das Cargogeschäft aber natürlich auch durch die Zuwächse im Passagierverkehr stimuliert, weil ja der weitaus größte Teil der in München abgefertigten Luftfracht als Beiladefracht in Passagiermaschinen befördert wird. „Je mehr Starts und Landungen in München, insbesondere im Langstreckenverkehr, durchgeführt werden, desto mehr Fracht kann beigeladen werden.“
Darüber hinaus, so der Flughafen-Chef, „wirft der Airport Gewinne im dreistelligen Millionenbereich ab, über die sich neben seinen Eigentümern – also dem Freistaat Bayern, dem Bund und der Landeshauptstadt München – auch die Nachbargemeinden freuen, weil sie mit üppigen Gewerbesteuereinnahmen daran teilhaben.“
Deutliche Zuwächse
Die deutlichen Verkehrszuwächse am Münchner Airport liegen laut Kerkloh über dem Branchentrend in Deutschland und sind insbesondere auf den Europaverkehr zurückzuführen. Dieser legte beim Passagieraufkommen gleich acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Im Interkontinentalverkehr lag das Plus bei sechs Prozent, im innerdeutschen Verkehr bei vier Prozent. „Tatsächlich steht der Flughafen München 25 Jahre nach seiner Eröffnung so gut da wie niemals zuvor“, resümierte angesichts dieser Verkehrszahlen der Flughafen-Chef.
Auch beim sogenannten Low-Cost-Verkehr habe München erheblich zugelegt, erklärte Kerkloh. Hier stieg das Passagieraufkommen gegenüber dem Vorjahr sogar um 45 Prozent. „EDabei muss allerdings hinzugefügt werden, dass der Low-Cost-Verkehr in München quantitativ nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau stattfindet. Der Anteil der Fluggäste, die mit Low-Cost-Airlines reisen, beträgt bei uns nämlich lediglich sieben Prozent des Gesamtaufkommens und ist damit deutlich kleiner als an den meisten europäischen Flughäfen.“
Den Anstieg des Münchner Low-Cost-Verkehrs im ersten Halbjahr führt Kerekloh nicht zuletzt auf den erfolgreichen Start der Eurowings zurück, die vier Flugzeuge in München stationiert hat und damit aktuell 30 europäische Ziele bedient. „Die dynamisch wachsende Tochtergesellschaft der Lufthansa will ihre Müchner Basis weiter ausbauen und im kommenden Jahr zwei zusätzliche Flugzeuge für den Europaverkehr bei uns stationieren.“
Der Flughafen München profitiert laut Kerkloh insbesondere von drei strategischen Weichenstellungen, die innerhalb des Lufthansa-Konzerns getroffen wurden. So stationiert die Kranichlinie die ersten 15 ihrer 25 neuen Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A350 in München – „ein Gewinn für den Airport in ökonomischer und ökologischer Hinsicht“. Die zweistrahligen Jets verbrauchen nicht nur beachtliche 25 Prozent weniger Treibstoff als das vierstrahlige Vorgängermodell Airbus A340. Auch die vom Fluglärm betroffene Fläche ist beim Start des A350 gegenüber dem A340 nur noch halb so groß, erklärte der Flughaben-Chef.
Außerdem, so Kerklozh, setze Lufthansa ab dem Sommerflugplan 2018 fünf ihrer insgesamt 14 Airbus A380 erstmals von München aus ein. Nach London, Paris und Frankfurt ist Bayerns Luftverkehrsdrehkreuz damit der vierte europäische Airport, an dem eine A380-Flotte stationiert ist. Der Riesen-Airbus wird auf den Strecken nach Hongkong, Peking und Los Angeles eingesetzt. Darüber hinaus stärke, wie bereits erwähnt, die Ansiedlung der Lufthansa-Tochter Eurowings den Luftverkehrsstandort München.
„Der Münchner Qualitätsflughafen wird mit dem absehbaren Ausbau des Interkontinentalverkehrs in den kommenden Jahren eine zusätzliche Qualität gewinnen. Wir sind dann als Drehkreuz in allen Verkehrssegmenten gleichermaßen gut aufgestellt“, erklärte Flughafen-Chef Kerkloh. Gleichzeitig wies er jedoch auch darauf hin, „dass wir unsere starke Ausgangsposition und die damit verbundenen Zukunftschancen langfristig nur dann nutzen können, wenn eine zeitnahe Realisierung der behördlich genehmigten und gerichtlich überprüften dritten Start- und Landebahn gelingt“.
Kaum freie Zeitfenster
Die angestrebte Kapazitätserweiterung für eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Flughafens und des Flugangebots ist daher für Kerkloh dringend erforderlich. „Schon jetzt ist es für eine Airline, die in München Flugzeuge für den Europaverkehr stationieren möchte, nahezu unmöglich, in ausreichender Anzahl freie Zeitfenster für Starts und Landungen zu finden. Die Kapazitätsengpässe bremsen als bereits heute die Verkehrsentwicklung am Münchner Flughafen und sie werden sich mit jedem weiteren Anstieg der Flugbewegungen weiter verschärfen.“ Laut Kerkloh ist es inzwischen absehbar, dass in zwei bis drei Jahren die Kapazitätsgrenzen erreicht sind und dann kein nennenswertes Verkehrswachstum mehr möglich sein wird.
Trotz allem zog Kerkloh ein positives Fazit: „Jetzt sind wir in der beneidenswerten Lage, die Erfolgsgeschichte für die nächsten 25 Jahre zugunsten Bayerns und der hier lebenden Menschen verlängern zu können.“ (Friedrich H. Hettler)
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