Wirtschaft

Der frühere Vorstandschef Markus Braun bestreitet den Vorwurf von Scheingeschäften. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

29.03.2023

Geld, das es nie gab?

Kreditkartenfirmen stützen Verdacht von Scheingeschäften bei Wirecard

Im Wirecard-Prozess stützen Mitarbeiter der zwei großen Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard den zentralen Anklagevorwurf, dass es bei dem 2020 kollabierten Dax-Konzern Scheingeschäfte gab. Die drei Zeugen - zwei von Visa, einer von Mastercard - sagten am Mittwoch vor dem Münchner Landgericht übereinstimmend aus. Demnach konnten sie bei Überprüfungen keine Belege finden, dass von Wirecard dokumentierte Kreditkartenkäufe tatsächlich getätigt wurden.

"Ich habe mich bezogen auf Kartennummer und Betrag, und das ergab kein Ergebnis", sagte der Mastercard-Mitarbeiter am 26. der bisher angesetzten 100 Prozesstage. Der 56-Jährige hatte Zahlungen analysiert, die laut Wirecard Ende 2019 und Anfang 2020 über 61 Mastercard-Kreditkarten gelaufen waren. Demnach gab es zwar die betreffenden Karten, nicht jedoch die Zahlungen. Anlass der Überprüfungen waren Anfragen der Münchner Staatsanwaltschaft.

Keine Spur von Transaktionen

Auch zwei Visa-Manager berichteten, dass sie keine Spur der von Wirecard genannten Zahlungen ausfindig machen konnten. "Es gab keine Ergebnisse", sagte ein eigens aus Großbritannien angereister Zeuge. Sein deutscher Kollege hatte nach 35.000 von Wirecard aufgelisteten Zahlungen geforscht, die über 147 Visa-Karten liefen. Er habe die Kartennummern gefunden, "aber nicht die Transaktionen".

Wirecard und Geschäftspartner des Konzerns in Asien wickelten als Zahlungsdienstleister an der Schnittstelle zwischen Händlern und Banken Kreditkartenkäufe ab. Seit Sommer 2020 werden bei Wirecard 1,9 Milliarden Euro vermisst. Die Treuhandgelder stammten angeblich aus von diesen Partnerfirmen abgewickelten Kreditkartenzahlungen.

Zahlungen verschleiert?

Die Aussagen der drei Zeugen sind von Bedeutung, weil in dem Prozess Angeklagter gegen Angeklagten steht: Der frühere Vorstandschef Markus Braun bestreitet den Vorwurf von Scheingeschäften. Der Österreicher beschuldigt stattdessen den mitangeklagten früheren Wirecard-Manager und Kronzeugen Oliver Bellenhaus, mit seinen Komplizen Geld aus echten Geschäften veruntreut zu haben.

Braun fragte dementsprechend die beiden Zeugen, inwieweit sie die Kreditkartennummern überprüft hätten. Das zielt darauf, dass die wahren Täter möglicherweise echte Zahlungen mit falschen Kreditkartennummern verschleiert haben könnten, um Geld abzuzweigen und die eigenen Spuren zu verwischen.

Im mutmaßlich größten Betrugsfall in Deutschland seit 1945 stehen Braun, Bellenhaus und der frühere Chefbuchhalter des Konzerns seit Anfang Dezember vor Gericht. Laut Anklage sollen sie den Großteil der Wirecard-Gewinne erfunden und seit 2015 kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro betrogen haben. In Summe geht es in dem Münchner Großprozess um eine immense Zahl von Kreditkartenabrechnungen.
(Carsten Hoefer, dpa)

 

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