Wirtschaft

Auch mit dem Binnenschiff können Container transportiert werden. (Foto: TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH)

09.09.2022

In Containern lässt sich alles transportieren

Angesichts der knappen Kapazitäten auf Straße und Schiene haben Binnenschiffe große Potenziale

Der Nürnberger Hafen wird 50 Jahre alt. Darum veranstaltet die Bayernhafen GmbH & Co. KG aus Regensburg als Beteiligungsunternehmen des Freistaats Bayern und Eigentümer der Häfen in Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau am 18. September 2022 ein großes Fest. Alle Besucher*innen können hinter die Kulissen des Logistikgiganten Hafen blicken.

Sie können sich auch selbst davon überzeugen, dass ein 35 Hektar (circa 49 Fußballfelder) umfassendes ICE-Werk niemals ins Nürnberger Hafengelände passen würde. Das wollte der Bund Naturschutz, damit keine anderen wertvollen Flächen rund um Nürnberg für das ICE-Werk bebaut werden müssen.

„Allein schon die schienenseitige Anbindung fehlt. Außerdem hätten wir maximal elf Hektar für das Werk“, sagt Bayernhafen-Chef Joachim Zimmermann. Er attestiert der Bahn, sogar diese Vorschläge des Bund Naturschutz ernsthaft geprüft zu haben. Dabei sei schon vorher klar gewesen, dass ein drei Kilometer langes ICE-Werk niemals in die maximal 2,4 Kilometer langen Flächen des Hafens passen würde.

Über 60 Jahre laufende Erbpachtverträge

„Aufgrund einiger Brachflächen kann aber für Außenstehende, denen die Vorstellungskraft für eine Fläche von 35 Hektar fehlt, durchaus der Eindruck entstehen, dass im Bayernhafen Nürnberg Platz für so ein Werk ist“, erläutert Zimmermann. Doch diese Brachen sind bereits über teils 60 Jahre laufende Erbpachtverträge verplant. Unternehmen, die sich im Hafen ansiedeln, haben entweder alte Hallen abgerissen, um für sich neue Immobilien zu errichten. Oder die Bayernhafen-Verantwortlichen sortieren die freien Flächen neu, sodass ansiedlungswillige Firmen größere Areale zur Verfügung haben werden. „Früher hatten wir Anfragen für Flächengrößen von bis zu 8000 Quadratmetern, heute sind es zwischen zwei und vier Hektar“, erklärt Zimmermann. So könne es durchaus sein, dass eine Fläche zwischenzeitlich als Lkw-Parkplatz vermietet wird, bis ein Unternehmen gefunden ist, das Güter per Schiff umschlägt und die entsprechende Hafeninfrastruktur nutzt. Denn das ist die Aufgabe von Bayernhafen, darauf zu achten, dass die langfristigen Mietverträge via Erbbaurecht nur mit solchen Unternehmen geschlossen werden.

Angesichts der knappen Transportkapazitäten auf Straße und Schiene sehen Zimmermann und Peter Stäblein, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Nürnberger Hafens, der Hafen Nürnberg-Roth GmbH, noch große Potenziale für die Binnenschiffe: „Sie können perspektivisch durchaus im Containerverkehr mithalten und so Transportengpässe lösen.“ Der Vorteil dieser Frachtcontainer – die gängigsten sind 20- und 40-Fuß-Container – liegt laut Stäblein in ihrer weltweiten Einsatzfähigkeit. Dieses standardisierte Transportgefäß kann sowohl per Bahn, Lkw oder Schiff transportiert werden.

Frei verfügbare Kohlewaggons fehlen

Gerade jetzt könnten wegen der Energiekrise Container für den Kohletransport zu den Kraftwerken sehr wichtig werden. „Denn die Bahn hat keine frei verfügbaren Kohlewaggons mehr. Sie wurden ja auch nicht mehr gebraucht“, erläutert der Bayernhafen-Chef.

Damit im Nürnberger Hafen mehr Container umgeschlagen werden können, sollen die sogenannten Portalkräne, mit denen die Container von den Lkw auf die Waggons gehoben werden – und umgekehrt – erneuert werden. „Wir rechnen mit einer zusätzlichen Kapazität von circa 30 Prozent“, sagt Stäblein. Denn die Container können dann höher gestapelt werden. Dafür müssen die Kräne von jetzt 23 Metern Portalhöhe auf 26 Meter vergrößert werden. Laut Zimmermann wird das wohl einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen. Die entsprechenden Ausschreibungen sollen Ende dieses Jahres erfolgen.

In diesen Containern werden sogar Neuwagen transportiert. „Mercedes zum Beispiel demontiert Neuwagen und verlädt sie in Container. Dann werden sie in bestimmte Zielländer gebracht und dort wieder zusammengebaut“, erklärt Stäblein. Das habe zollrechtliche Hintergründe. Denn dieses Prozedere, das auch BMW durchführt, hat Vorteile für die Fahrzeughersteller. Sie profitieren von niedrigeren Steuersätzen, wenn sie im Zielland die Endmontage durchführen.
(Ralph Schweinfurth)

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