Wirtschaft

850 Milliarden Euro gab Deutschland 2015 (aktueller Zahlen sind bis jetzt nicht verfügbar) für Sozialleistungen aus. (Grafik: Globus/dpa)

11.04.2017

OECD-Studie zeigt: Enorme Abgabenlast in Deutschland

Fast die Hälfte eines Single-Durchschnittseinkommens geht in Deutschland für Steuern und Sozialabgaben drauf

Die Deutschen schultern im Vergleich aller Industriestaaten eine überdurchschnittlich hohe Steuer- und Abgabenlast. Nach einer am Dienstag vorgestellten Studie der OECD zahlt ein lediger, kinderloser Durchschnittsverdiener in Deutschland durchschnittlich 49,4 Prozent seines Einkommens an den Staat. Unter allen 35 OECD-Staaten ist die Abgabenlast für diesen Personenkreis nur in Belgien noch höher als in Deutschland.

Bei einem verheirateten Alleinverdiener mit zwei Kindern sieht es durch Zuschüsse wie Kindergeld und Steuervorteile etwas besser aus. Für sein Arbeitseinkommen lag die Steuer- und Abgabenlast im vergangenen Jahr den Berechnungen zufolge bei 34 Prozent. Deutschland liegt damit auf Platz neun - aber noch immer über dem OECD-Schnitt von 26,6 Prozent.

Belastete Arbeitseinkommen


Die Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben abzüglich staatlicher Zuschüsse lag in Deutschland auch 2016 deutlich über dem Durchschnitt aller 35 OECD-Länder. Der Studie zufolge liegt das vor allem an den vergleichsweise hohen Sozialabgaben, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu tragen sind.

Roland Döhrn von Wirtschaftsforschungsinstitut RWI sagte bei der Präsentation der Studie in Berlin, die höchste Belastung werde bereits bei Jahreseinkommen ab 50.000 Euro erreicht. Die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung sieht deshalb dringenden Korrekturbedarf. Vor allem die mittleren Einkommen müssten entlastet werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende Karl-Heinz Paqué.

Solidaritätszuschlag sofort abschaffen


Der Bund der Steuerzahler forderte die sofortige Abschaffung des Solidaritätszuschlags und eine Reform des Einkommensteuertarifs. So plädierte der Verband dafür, dass der Spitzensteuersatz erst ab einem Einkommen von 80.001 Euro greift. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warb für "mutige Strukturreformen", um die Sozialbeiträge unter 40 Prozent zu halten. "Ein weiterer Anstieg würde Beschäftigung und Wachstum stark gefährden", warnte Kramer.

Die Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben sei im OECD-Raum insgesamt erneut leicht gesunken, sagte OECD-Experte Pascal Saint-Amans. "Allerdings ist dieser Trend vor allem das Resultat von Reformanstrengungen in einigen wenigen Ländern." Nach seinen Worten könnten Steuersenkungen speziell im Bereich der kleinen und mittleren Einkommen Arbeitsanreize schaffen und dadurch ein wichtiger Wachstumsmotor sein.
(André Stahl, dpa)

Kommentare (1)

  1. Ein_Passauer am 11.04.2017
    Seit 2015 mehr als eine Million Asylbewerber (plus XXX nachgeholte Familienangehörige), die größtenteils aus den sozialen Sicherungssystemen versorgt werden, weil sie für Erwerbstätigkeit nicht oder nur eingeschränkt tätig sind. Heuer kommen neue hinzu.

    Und da glaubt jemand ernsthaft, die Regierung denkt auch nur im Traum daran, die Beitragszahler zu entlasten? Wer soll denn dann die Kosten für die Asylbewerber aufkommen?
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