Wirtschaft

Der konkrete Vorfall bezieht sich auf den Bayerischen Rundfunk – aber für Franziska Brandmann ist er symptomatisch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland an sich. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

23.02.2022

Pluspunkte für möglichst viele Pro-GEZ-Argumente?

FDP-Politikerin kritisiert umstrittene Einstellungsmethode beim Bayerischen Rundfunk – und die wachsende Austauschbarkeit von ARD und ZDF

Bei einem Aufnahmetest des Bayerischen Rundfunks sollten künftige Mitarbeiter*innen angeblich möglichst viele Gründe angeben, warum die Höhe der aktuellen GEZ-Gebühren (18,36 Euro im Monat) auf keinen Fall abgesenkt werden darf. Wer möglichst viele Gründe liefern konnte, bekam die meisten Punkte – und hatte somit die beste Chance auf einen Job bei dem öffentlich-rechtlichen Sender.

Franziska Brandmann, seit vergangenem Jahr die neue Bundesvorsitzende der FDP-Nachwuchsorganisation Junge Liberale – sie machte den Fall publik – hat dafür kein Verständnis. „Wer Mitarbeitende so auswählt, fördert keine Kritik. Man könnte stattdessen in kritischer Selbstreflexion Bewerberinnen und Bewerber auch mal dazu auffordern, Gegenargumente zur verpflichtend zu zahlenden Rundfunkgebühr zu nennen“, meint die 27-Jährige, „so als eine Art Advocatus Diaboli, das stünde dem BR sicher gut zu Gesicht.“

Beim Sender sieht man das freilich ganz anders. Bei den Jungen Liberalen sei man wohl „auf einen älteren Test für BR-Volontariats-Bewerber gestoßen“, heißt es auf Nachfrage von BR-Sprecherin Wibke Heise – und es stimme so auch nicht. Die betreffende Frage sei nur eine von 20 Fragen in einem Wissenstest gewesen – der wiederum „nur ein Baustein eines mehrstufigen Auswahlverfahrens für die künftigen Volontäre und Volontärinnen ist“, so Wibke Heise. Der korrekte Wortlaut habe gelautet: „Was würden Sie jemandem antworten, der behauptet, der Rundfunkbeitrag von 18,36 Euro sei zu viel Geld? Bitte nennen Sie mindestens ein valides Argument. Bis zu drei Antworten sind möglich.“ Ziel des Testes war es, so die Sprecherin, „auch aktuelle Debatten rund um den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk in den Blick zu nehmen und zu sehen, ob die Bewerberinnen und Bewerber darüber Bescheid wissen. Punkte gab es in diesem Fall für eine valide Antwort, das heißt eine sinnvolle, überzeugende Argumentation – egal ob für oder gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags.“

Klage in Karlsruhe, weil Sachsen-Anhalt nicht mitspielen wollte

Das ändert aber zunächst nichts daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Höhe der aktuellen Gebühren mit Zähnen und Klauen verteidigt. Als der Landtag von Sachsen-Anhalt kürzlich seine Zustimmung zur Erhöhung auf die aktuelle Summe verweigerte, zogen die Sender sofort vors Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe, um dagegen zu klagen. Das oberste deutsche Gericht gab ihnen Recht.

Franziska Brandmann will ihren Kampf für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fortsetzen. Dieser solle sich weitgehend auf die ursprünglichen Aufgaben – Information über Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur sowie Bildungsberichterstattung – beschränken. Die zahlreichen Spaß- und Unterhaltungssendungen mit teilweise extrem teuren Moderatoren wie Thomas Gottschalk gehörten aus ihrer Sicht nicht zum Auftrag. Auch dass vom Spitzen- bis zum Geringverdienenden – solange es keine soziale Entlastung gibt – alle die gleiche GEZ-Summe zahlen müssen, würde sie gern ändern. „Doch mit Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk – davor haben mich ältere Parteifreunde gewarnt – setzt man sich einem Shitstorm aus“, berichtet sie.

Dass es immer höhere Gebühren braucht, damit um 19 Uhr bei heute im ZDF wortgleiche Nachrichten mitgeteilt werden wie um 20 Uhr bei der tagesschau in der ARD leuchte ihr nicht ein, so die Liberale zur Staatszeitung. Mit der von den öffentlich-rechtlichen Sendern gern propagierten „Vielfalt“ ließe sich das längst nicht mehr rechtfertigen, befindet Brandmann. „Ich erkenne weder in der thematischen Gewichtung, noch in der inhaltlichen Bewertung von Ereignissen irgendwelche Unterschiede bei ARD und ZDF. Auch die politische Einstellung der meisten Fernsehredakteure und -redakteurinnen ist nahezu identisch – und wir alle wissen, dass damit ganz sicher nicht jene von Union und FDP gemeint ist.“ (André Paul)

Bild  im Text: Franziska Brandmann (27) ist seit 2021 Bundesvorsitzende der FDP-Jugendorganisation. (Foto: Julis)

 

 

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